Berlin. Das Thema Motordoping im Radsport steht wieder auf der Tagesordnung.

Christopher Froome wollte über die Vuelta reden, das Rote Trikot und seinen Traum vom Sieg in Madrid, als am zweiten Ruhetag doch wieder Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Radsports laut wurden. „Ich denke darüber nicht nach“, sagte der Tour-de-France-Sieger angesichts eines neuen Berichts zum Thema Motordoping, der den Weltverband UCI in ein schlechtes Licht rückt.

In der Recherche der ARD, der französischen TV-Sendung Stade2 sowie eines Journalisten des italienischen Corriere della Sera geht es nicht um Pillen oder Ampullen. Die Dokumentation wirft stattdessen Fragen über die Effektivität der UCI-Tests auf, mit denen der Technikbetrug bekämpft werden soll.

Versteckte Hilfsmotoren können einem Fahrer einen Vorteil verschaffen, ohne ihn einem gesundheitlichen Risiko auszusetzen. Vorsprung durch Technik. 40 000 Tests hat die UCI in den vergangenen zwei Jahren in verschiedenen Disziplinen und Altersklassen durchgeführt, allein 4000-mal kontrollierten Prüfer des Weltverbandes bei der Frankreich-Rundfahrt im Juli.

Ergebnisse? Negativ. Nur einmal wurde eine Athletin überführt, 2016 bei den Radcross-Weltmeisterschaften, als bei der Belgierin Femke Van den Driessche ein verbotener Hilfsmotor gefunden wurde. Ist das Problem des Motordopings also nicht existent? Oder ist das Prüfverfahren der UCI schlichtweg nicht wirksam genug?

Genau so lautet der Vorwurf. Die UCI setzt für ihre Tests ein speziell umgerüstetes Tablet ein, das mittels Magnetresonanz-Untersuchung versteckte Motoren ausfindig machen kann. Das Verfahren funktioniert, doch es eignet sich offensichtlich nicht zum Aufspüren fortschrittlicher Umbauten.

„Motoren der ersten Generation“ könnten damit gefunden werden, sagte Professor Bernd Valeske vom Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren in Saarbrücken. Dort hatten die französischen Journalisten ein UCI-Tablet einem Härtetest unterzogen und Schwächen aufgezeigt. Die einfachen Antriebe lassen sich aufgrund des verbauten ferromagnetischen Materials – etwa Eisen – im ausgeschalteten Zustand erkennen.

Das Problem: Diese Bauteile sind an Rädern überall zu finden, in Zahnrädern, Tretlagern oder Schrauben.

„Es entstehen viele falsche Alarme. Das kann zum Problem werden, denn es führt auch dazu, dass die Prüfer irgendwann ermüden, weil sie wissen, das sind Scheinanzeigen“, sagt Valeske: „Es ist daher eine gute Möglichkeit, in solchen Umgebungen etwas zu verbauen und zu verbergen.“

Der Weltverband verteidigte in einer Stellungnahme sein Verfahren. Dieses habe sich als „hoch effektiv“ erwiesen, seine Wirksamkeit sei unabhängig bestätigt. Auch arbeite man mit alternativen Maßnahmen wie Wärmebildkameras oder Röntgenuntersuchungen, die jedoch jeweils Schwächen aufwiesen. sid