Mönchengladbach. Berti Vogts wurde vom knallharten Verteidiger zum Bundestrainer.

Berti Vogts und Franz Beckenbauer begannen ihre Bundesliga-Karrieren 1965. Sie wurden Welt- und Europameister und führten die Fußball-Nationalmannschaft als Bundestrainer zu Titeln. Doch ihr Leben könnte unterschiedlicher kaum sein.

Beckenbauer wurde zum Kaiser, Vogts blieb der Terrier und Borussia Mönchengladbach immer treu. An diesem Freitag wird Hans-Hubert Vogts 70. Eine große Feier wird es nicht geben – im Gegenteil. Er feiere alleine, sagte Vogts: „Mit einem guten Glas Rotwein.“

Vogts ist trotz seiner glanzvollen Karriere immer er selbst geblieben. Als knallharter Rechtsverteidiger machte er sich einen Namen. Während Beckenbauer zum Weltenbummler wurde und zu Cosmos New York wechselte, trug Vogts während seiner Zeit als Profi trotz verlockender Angebote aus dem Ausland immer die Raute auf der Brust und im Herzen. „Ich bin durch den Profifußball zu Wohlstand gekommen“, sagt Vogts. Auch wenn die Summen in der heutigen Zeit nahezu lächerlich wirken. 250 Mark Gehaltserhöhung pro Monat gab es nach seinem ersten Länderspiel, 500 Mark nach dem zehnten.

Der vieljährige Gladbacher Manager Helmut Grashoff habe als „Sachverwalter des Profifußballs“ das getan, „was in Gladbach möglich war“. Vogts hat das gereicht. 419 Bundesligaspiele (32 Tore) bestritt er – Vereinsrekord. Die Titelsammlung ist beeindruckend: Fünf Meisterschaften, DFB-Pokalsieger, zwei Uefa-Cup-Triumphe. Nur eines hat Vogts nicht erreicht. „Dass ich mit Borussia nie in München gewinnen konnte, wurmt mich heute noch“, sagte Vogts.

Er war immer ein Kämpfer und blieb dabei fair. In 14 Profijahren als Verteidiger sah Vogts lediglich 14 gelbe Karten und flog in einem Pflichtspiel nie vom Platz. Lediglich bei einem Freundschaftsspiel in Südamerika sah er die rote Karte, als er dem Schiedsrichter den Ball an den Kopf warf.

Vogts war aber auch ein Visionär. Nach dem Sieg im Uefa-Cup 1979 gegen Roter Stern Belgrad forderte er mitten in der Euphorie seine Mitspieler auf: „Schaut Euch diesen Pokal genau an, es wird der letzte Titel sein, den die Borussia für lange Zeit gewinnt.“ Er sollte richtig liegen. Bis zum Pokalsieg 1995 vergingen 16 Jahre.

Visionen hatte Vogts, der in 96 Länderspielen nur einen Treffer per Flugkopfball beim 8:0-Erfolg gegen Malta in der EM-Qualifikation erzielte, auch als DFB-Nachwuchstrainer. Vogts blieb aber auch nach seiner Karriere seiner bescheidenen Rolle treu. Ob im Trainerstab von DFB-Teamchef Beckenbauer oder später als Bundestrainer.

Mit den Medien hat sich Vogts, der in kleinem Kreis Humor entwickelt, lachen kann, Ironie offenbart, im Gegensatz zur Lichtgestalt Beckenbauer aber immer schwer getan. Der Fußball-Lehrer hat Journalisten grundsätzlich für oberflächlich gehalten, vergessend, dass das Metier das Produzieren von Nachrichten ist, nicht das Produzieren von doppelten Doppelpässen.

Trotz der bitteren Niederlage im EM-Finale 1992 gegen Außenseiter Dänemark hat sich Vogts durchgekämpft und führte Deutschland 1996 in England zum bisher letzten EM-Titel. Nach dem Aus im WM-Viertelfinale zwei Jahre später war aber Schluss. Kuwait, Schottland, Nigeria, Aserbaidschan, Klinsmann-Berater in den USA folgten als Stationen. sid