Wien. Wie schnelllebig das Fußball-Geschäft ist, erlebt derzeit Österreichs Trainer Koller.

Es ist noch nicht lange her, da gehörte Marcel Koller zu den populärsten Menschen überhaupt in Österreich. Dass der Schweizer das Team Austria aus den Niederungen des europäischen Fußballs geholt und erstmals seit acht Jahren wieder zu einer Europameisterschaft geführt hatte, brachte den 56-Jährigen im Nachbarland in eine ähnliche Position, wie sie Joachim Löw in Deutschland innehat: Koller war unantastbar.

Doch nach einer völlig verkorksten EM in Frankreich und dem Fehlstart in die WM-Qualifikation hat sich der Wind gedreht. Spätestens nach dem 0:1 gegen Irland am Samstagabend hat der Druck auf den früheren Bundesliga-Coach des VfL Bochum und 1. FC Köln merklich zugenommen. Kollers Kritiker in der Alpenrepublik haben sich in Stellung gebracht, es wird längst öffentlich über die Zukunft des Teamchefs diskutiert.

„Seit der Eurp in Frankreich ist das Nationalteam nur noch ein Schatten seiner selbst“, schrieb die Kronen-Zeitung nach der zweiten Niederlage im vierten Spiel. Tatsache ist, dass Koller seit der EM nicht mehr das glücklichste Händchen hat, wenn es um Personalentscheidungen geht. Schon beim Turnier in Frankreich fand der Schweizer keinen Weg, um den negativen Trend zu stoppen. Vor allem an der richtigen Position für Bayern-Star David Alaba ist längst eine Dauer-Diskussion entbrannt. In München zu einem Linksverteidiger von Weltformat gewachsen, spielt Alaba in der Nationalmannschaft überall – nur nicht links hinten.

„Als Trainer brauchst du natürlich Ergebnisse“, sagte der Coach nach der Niederlage gegen Irland, durch die Platz eins in der Gruppe D und damit die direkte Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland bereits in weite Ferne gerückt ist. Die Bilanz seit der erfolgreichen EM-Qualifikation ist erschreckend: Drei Siegen gegen die Fußball-Zwerge Albanien, Malta und Georgien stehen zwei Unentschieden und sieben Niederlagen gegenüber.

„Es ist eine sehr mühsame, schwierige Phase, absolut“, gestand Koller daher. Allerdings habe er in seiner Karriere bereits schlimmere Dinge mitgemacht. „Ich habe schon andere Gewitter erlebt - und die waren nicht hier.“