Braunschweig. Der Abschied von Marc Pfitzner und Damir Vrancic ist emotionaler Höhepunkt bei Eintrachts letztem Saisonspiel.

Er hatte sich vorgenommen, nicht zu weinen. Doch das schaffte er nicht. 87 Minuten hatte Marc Pfitzner das gemacht, was ihn die vergangenen elf Jahre bei Eintracht Braunschweig ausgezeichnet hatte. Gegen Fortuna Düsseldorf kämpfte, rannte, eroberte der 31-Jährige Bälle wie man es von ihm immer gewohnt war. Doch nach 87 Minuten war Schluss – für immer. Zumindest für die Zweitliga-Mannschaft der Blau-Gelben wird „Pfitze“ kein Spiel mehr absolvieren. Noch beim Verlassen des Platzes kullerten bei dem gebürtigen Braunschweiger, der sich wie kaum ein anderer Profi mit dem Verein identifiziert, die Tränen.

Mit einem Transparent und einer tollen Choreografie verabschiedete die Südkurve Damir Vrancic und Marc Pfitzner.
Mit einem Transparent und einer tollen Choreografie verabschiedete die Südkurve Damir Vrancic und Marc Pfitzner. © imago/Hübner

„Das ist alles wahnsinnig emotional für mich. Da konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten. Ich bin froh, dass ich noch einmal auflaufen durfte und diese einzigartige Atmosphäre im Eintracht-Stadion aufsaugen konnte“, sagte der Mittelfeldspieler. Und er genoss es bis zum letzten Moment, auch wenn ihm mehr zum Weinen als zum Lachen zumute war. Pfitzner ließ es sich nicht nehmen, ein letztes Mal den Zaun vor der Südkurve zu erklimmen und mit dem Megafon einen Schlachtruf anzustimmen.

Sein Abschied und der von Aufstiegsheld Damir Vrancic, der die Eintracht nach sieben Jahren verlässt, war der emotionale Höhepunkt des letzten Saisonspiels gegen Fortuna Düsseldorf, das die Blau-Gelben mit 0:2 verloren. Doch die Niederlage ist nur eine Randnotiz, wenn sich die Kurve vor zwei Eintracht-Helden verbeugt, die „die vergangenen Jahre hier geprägt haben“, wie es Trainer Torsten Lieberknecht so treffend formulierte.

Damir Vrancic wird von seinen Mannschaftskollegen in die Luft geworfen.
Damir Vrancic wird von seinen Mannschaftskollegen in die Luft geworfen.

Bereits vor dem Spiel hatten die Verantwortlichen für einen würdigen Rahmen gesorgt. Auf der Videoleinwand wurden die schönsten Szenen des Duos bei der Eintracht gezeigt. Mit dabei war natürlich auch Vrancic’ Freistoßtor in Ingolstadt, das 2013 nach 28 Jahren die Rückkehr in die 1. Liga besiegelte. Der 30-Jährige selber hätte diese Erinnerungshilfe gar nicht gebraucht. „Mir gingen bereits die ganze Woche die vergangenen Jahre und Szenen durch den Kopf. Es waren super sieben Jahre für mich in Braunschweig, und ich bin traurig, dass diese Zeit nun vorbei ist. Die Fans hier sind überragend. Ich habe sie und die Stadt in mein Herz geschlossen“, sagte Vrancic.

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Sein ganz großer Abschied hatte zuletzt wegen einer Verletzung auf der Kippe gestanden. „Zum Glück hat es noch gereicht. Vielen Dank an die Physioabteilung“, freute sich der Bosnier. So durfte er für Pfitzner in der 87. Minute noch ein letztes Mal das Spielfeld des Eintracht-Stadions betreten, „am Rasen schnuppern“, wie er selbst betonte. „Als ich ,Pfitze‘ weinen gesehen habe, war es auch für mich schwierig, die Tränen zurückzuhalten“, gab Vrancic zu. Dass es ihm letztlich gelang, ist kein Beleg, dass ihm das Ende bei Eintracht weniger nahe geht.

Zumindest bei Pfitzner besteht noch die Hoffnung, dass er das Löwen-Trikot am Sonntag nicht das letzte Mal getragen hat. Er hat einen Vertrag für die U23 vorliegen. „Ich werde mir die nächsten Wochen Gedanken machen, wie meine Zukunft aussieht. Der Verein hat gesagt, dass er weiter mit mir zusammenarbeiten möchte, und das kann ich mir auch gut vorstellen“, sagte Pfitzner. Trotzdem kann er seine Ambitionen noch ein paar Jahre höherklassig zu spielen, nicht verstecken. „Ich bin topfit und habe die letzten Spiel gezeigt, dass ich noch in der 2. Liga spielen kann“, erklärte er. Es könnte also sein, dass er wie Vrancic zu einem anderen Klub wechselt. Doch irgendwann will er zur Eintracht zurückkehren – in welcher Funktion auch immer.