Braunschweig. LSB-Präsident Wolf-Rüdiger Umbach verspricht sich von Olympia 2024 Geld und Impulse für den Spitzensport.

LSB-Präsident Wolf-Rüdiger Umbach hofft auf Olympia in Hamburg.
LSB-Präsident Wolf-Rüdiger Umbach hofft auf Olympia in Hamburg.

Hamburg oder Berlin? Auf dem Weg zur Entscheidung über den deutschen Olympiakandidaten 2024 will der Deutsche Olympische Sportbund heute die Ergebnisse repräsentativer Umfragen aus den Bewerberstädten veröffentlichen. Gespannt wartet auch Wolf-Rüdiger Umbach, Präsident des Landessportbundes Niedersachsen, auf die Zahlen. Mit Redakteurin Ute Berndt sprach der Rottorfer über die Kandidatenkür und seine Olympia-Präferenzen.

Herr Professor Umbach, viele Experten sagen, die Umfrage-Werte entscheiden möglicherweise schon über den deutschen Kandidaten. Ist das so? Und warum wird ihnen so viel Gewicht beigemessen, wo die Menschen in Berlin und Hamburg doch noch gar keine Einzelheiten über die Bewerbungen kennen?

Das hängt mit der gescheiterten Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2022 zusammen. Da war der Sport ja einfach davon ausgegangen, die Zustimmung der Bevölkerung zu bekommen, was dann nicht geschah. Für die Sommer-Bewerbung ist es nun ganz entscheidend, dass die Bürger dahinterstehen. Wenn die Umfrageergebnisse jetzt nur marginal auseinanderliegen, ist noch alles offen. Aber wenn da zehn Prozentpunkte dazwischen sein sollten, könnte das der entscheidende Faktor sein.

Egal, welche Stadt beim DOSB

gewinnt, sie muss sich im Herbst ohnehin erst noch einer Volksbefragung stellen und könnte durchfallen wie München. Ist die Sorge vor einer zweiten Pleite so groß, dass es jetzt im Blick auf die Umfragewerte nur zweitrangig ist, wer die bessere Bewerbung und international größere Chancen hat?

Beide Bewerbungen sind exzellent und international aussichtsreich. Wir als LSB Niedersachsen haben uns zwar für Hamburg ausgesprochen, aber wenn es Berlin wird, sind wir auch glücklich.

Und, ja, die Furcht ist groß. Findet der Bewerber im Herbst bei seiner Bevölkerung keine Mehrheit, wäre das eine Vollpleite für den deutschen Sport, und wir hätten 20 Jahre Stillstand. Da ist es doch klar, dass man jetzt auf die Zustimmungswerte blickt. Wenn sie größer sind, ist auch die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Bürger im Herbst zustimmen. Und danach gilt es, in ganz Deutschland Olympia-Begeisterung zu entfachen, damit wir international den Zuschlag bekommen.

Die Wahl zwischen Hamburg und Berlin trifft das DOSB-Präsidium nächsten Montag hinter verschlossenen Türen. Die Mitgliederversammlung, der auch Sie angehören, darf dann am 21. März nur noch abnicken. Warum können die Delegierten nicht auswählen? Sind Sie glücklich mit diesem Prozedere?

Ich hätte es mir auch anders vorstellen können. Aber dahinter steckt wohl die schlechte Erfahrung mit der Wahl Leipzigs zum deutschen Kandidaten für 2012. Man will verhindern, dass wieder rein emotional entschieden wird wie damals, als die falsche Stadt ausgewählt wurde, weil der Leipziger Oberbürgermeister Tiefensee so schön Cello gespielt hat. So ein Fehler soll nicht wieder passieren. Es war ja klar, dass Leipzig international keine Chance hat.

Nun, sagen Sie, hätten beide Kandidaten starke Bewerbungen. Warum votiert der LSB für Hamburg?

Wenn man Olympische Spiele so dicht vor der Haustür kriegen kann, ist man natürlich dafür. Außerdem bekämen wir in Niedersachsen auch einige Standorte. Garlstorf ist für die Schießwettbewerbe vorgesehen, Luhmühlen für die Vielseitigkeitsreiter. Auch von den Vorrundenspielen in Fußball, Basketball, Handball, Volleyball würden etliche bei uns stattfinden.

Und das Konzept ist in Hamburg einfach grandios. Auf einer Insel in der Elbe, werden die Olympiaanlagen entstehen. Alles ist mitten in der Stadt eng beieinander, es sind ganz kurze Wege – das ist einfach toll. Hamburg hat ja schon für 2012 ein großartiges Konzept gehabt und es verdient, die Spiele zu bekommen. Außerdem ist die Wirtschaft in Hamburg fest im Boot, was enorm wichtig ist.

Was erhoffen Sie sich von Olympischen Spielen im Norden?

Olympia bringt unglaublich viel Infrastruktur ins Land, auch nachhaltige. Wo die Spiele stattfinden, werden die Mittel für den Leistungssport aufgestockt. Das hat man in Australien, China, Großbritannien gesehen. Unsere Hoffnung wäre natürlich, dass unsere Politik auch mehr Geld gibt. Momentan verharren wir auf einem Finanzniveau, das für Platzierungen von fünf bis zehn reicht, aber nicht für die absolute Spitze. Wir brauchen mehr Geld und ein besseres Klima für den deutschen Spitzensport. Irgendetwas muss passieren, oder wir machen wirklich das „Freizeitsportland Niedersachsen“ auf. Für Olympia ließen sich auch viele Freiwillige motivieren. Es würde ein Ruck durch die Bevölkerung gehen, das wäre ein Glücksfall für den Sport.