Clausthal-Zellerfeld. Martin Grubinger spielt das Eröffnungskonzert des Harz-Classix-Festivals am 25. September. Er will sich demnächst vom Konzertbetrieb zurückziehen.

1120 Schläge pro Minute bei einem Puls von 196: Das schafft Multipercussionist Martin Grubinger laut Erhebung des Wiener Konzerthauses mit zwei Schlägeln. Der Österreicher ist somit nicht nur der derzeit berühmteste Schlagzeuger der Welt, sondern auch ein echter Hochleistungssportler. Am Samstag, 25. September, gastiert er mit der Bayerischen Kammerphilharmonie um 20 Uhr in der Marktkirche zum Heiligen Geist in Clausthal-Zellerfeld und gestaltet das Eröffnungskonzert des HarzClassix-Festivals.

In der Schlagzeug-Welt gibt es eine Zeit vor Grubinger – und eine danach. Bevor er das Schlagwerk als Soloinstrument im Konzert salonfähig machte, verließ gern mal der ein oder andere den Saal, wenn Drums
erklangen. Seit Martin Grubinger die Bühnen der Welt erobert hat, hören schon mal bis zu 6000 Menschen bei seinen Percussion-Shows zu.

Grubinger unterrichtet junge Schlagzeuger

Längst gibt der Schlagzeuger seine Begeisterung auch an den musikalischen Nachwuchs weiter. Es ist der 2. März 2018, und Martin Grubinger gibt einen öffentlichen Meisterkurs für junge Schlagzeuger im Bayerischen Rundfunk. Gerade hat ein Student das Stück „Tornado“, dessen Name in Form von irre schnellen Schlagfolgen auf der Pipe Drum – einer großen Trommel – Programm ist, zum Besten gegeben. So schnell und gut, dass sich der gemeine Nicht-Schlagzeuger fragen muss, was daran noch zu verbessern ist.

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Da kommt Martin Grubinger auf die Bühne und erklärt, dass der junge Mann noch stärker die Kontrolle über die Sticks übernehmen könnte, um gleich darauf mit unfassbar leicht schwingenden Handgelenken die Anfangstakte zu spielen und der rhythmischen Linie gleichzeitig noch einmal hundertmal mehr Kontur zu verleihen, als es der Student vorher getan hat.

Der Star begegnet seinen Schülern auf Augenhöhe

Grubinger bricht seine Vorführung ab und fordert seinen Schüler auf, es noch einmal und mit mehr Kontrolle zu probieren, ganz nach dem Motto „Du bist mein Stick, und Du machst nur, was ich Dir sag’“. Der Student probiert es noch einmal. Grubinger unterbricht wieder, richtet seinen jungen Schlagzeugkollegen, der sich tief über die Drum gebeugt hat, auf und sagt mit spitzbübischem Lächeln: „Und noch was: Wir stehen wie Gentlemen!“

Es braucht nur wenige Minuten dieser Unterrichtsstunde, um eines zu sehen: Martin Grubinger, seit 2018 Professor am Mozarteum in Salzburg, ist mit voller Hingabe und auf Augenhöhe mit seinen Schülern am Werk. Für viele junge Schlagzeuger dürfte der Schlagzeugstar mindestens einer der Gründe gewesen sein, überhaupt mit Percussion anfangen zu wollen.

Der Schlagzeuger will seine Karriere beenden

Seine eigene Karriere beginnt früh, und das Schlagwerk liegt nahe: Die ersten Stunden erhält er bei seinem Vater Martin Grubinger Senior, ebenfalls Lehrer am Salzburger Mozarteum. In den frühen 2000er-Jahren wagt es das Schleswig-Holstein-Musikfestival als eines der ersten, den jungen Grubinger mit einem Solokonzert zu engagieren. Es ist der Beginn einer unglaublichen Erfolgsgeschichte.

Vom Concertgebouw Amsterdam bis zur Carnegie Hall in New York: Der 38-jährige Multipercussionist ist weltweit ein gefragter Gast. Doch nicht nur musikalisch, sondern auch mit starken gesellschaftspolitischen Statements sticht Grubinger hervor. Wiederholt äußert er sich öffentlich gegen Rassismus, gibt Workshops mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und weist auf die Bereicherung durch die Vielfalt globaler Kulturen hin. Seine aktive Konzertkarriere, so kündigte er es gegenüber dem NDR an, will er 2023 beenden, um Geschichte zu studieren.

Mit Leidenschaft dabei

So könnte es beim diesjährigen HarzClassix-Festival eine der letzten Chancen geben, den Starschlagzeuger live zu erleben. Um den Percussion-Nachwuchs wird er sich sicherlich auch weiterhin mit großem Eifer kümmern.

Auch beim Meisterkurs im Bayerischen Rundfunk 2018 verspricht er dem Schüler, mit dem die Zeit offenbar viel zu schnell verrannt ist, ein Wiedersehen. „Für das zweite Stück, das du vorbereitet hast und das wir jetzt nicht mehr geschafft haben, treffen wir uns nochmal ohne Publikum. Da kommst du einfach bei mir vorbei“, sagt er dem jungen Mann.

Grubinger beim HarzClassix-Festival erleben

Martin Grubinger tritt am Samstag, 25. September, als Solist mit der Bayerischen Kammerphilharmonie beim Eröffnungskonzert des diesjährigen HarzClassix-Festivals auf. Auf dem Programm stehen das Konzert für Percussion und Streichorchester „The Conjurer“ von John Corigliano, in dem der Komponist mit den vielfältigen Möglichkeiten des Schlagwerks spielt, sowie Astor Piazzollas „Las Cuatro Estaciones portenas“ als feurige Antwort auf Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ durch den argentinischen Komponisten. Beginn ist um 20 Uhr. Tickets gibt es zwischen 15 und 79 Euro über den Vorverkauf unter (05323) 717112 über die Sympatec GmbH in Clausthal. Kartenreservierungen sind außerdem vor Ort über die Grosse’sche Buchhandlung in Clausthal, die Berg-Apotheke in Zellerfeld und die Filialen der Tourist-Information Oberharz möglich. Oder bei der Konzertkasse Braunschweig unter (0531) 16606 sowie unter www.konzertkasse.de.