Vicky Leandros holt am 26. November in Salzgitter-Bad ihr ausgefallenes Sommer-Konzert nach. Sie blickt auf 50 Bühnenjahre zurück.

Mit 66 Jahren ist lange noch nicht Schluss. Das Motto eines Udo-Jürgens-Hits gilt auch für Vicky Leandros. Der Terminkalender der gebürtigen Griechin ist auch nach mehr als 50 Bühnenjahren noch gut gefüllt. Aus organisatorischen Gründen, so hieß es im Sommer, musste sie ihr Freiluft-Konzert im August im Schlosshof Salder relativ kurzfristig absagen. Am Montag, 26. November, tritt sie nun gemeinsam mit ihrer Drei-Mann-Band und dem Salzgitteraner Kinderchor „Sölter Kinder“ in der Kirche Heilige Dreifaltigkeit in Salzgitter-Bad auf. Das Programm ist weihnachtlich geprägt, aber auch Leandros-Evergreens sollen nicht fehlen. Vorab sprach Holger Neddermeier mit der Sängerin.

Kali Mera, Frau Leandros. Bei Ihren Konzerten plaudern Sie auch gerne ein wenig und gehen auf das Publikum ein - warum?

Es ist mir wichtig und eine Herausforderung, dass der Funke schnell überspringt. Neben Liedern, Chansons und natürlich auch Schlagern gibt es nach 50 Jahren auf der Bühne immer auch etwas zu erzählen. Gefühle und Leidenschaft sollen rüberkommen.

Sie sind in Deutschland durch Schlager zu großer Bekanntheit gelangt. War das so geplant? Sie beherrschen ja durchaus verschiedene Genres.

Das war nicht unbedingt mein Plan, Schlagersängerin wurde ich eher durch Zufall. Es war nicht mein Fokus. Aber mein Vater Leo als mein damaliger Produzent sagte, ich sollte auch etwas Kommerzielles anbieten. Und dann ging es richtig los mit der Karriere unter anderem mit den erfolgreichen Grand-Prix-Teilnahmen in den 60er und 70er Jahren.

Sie durften Anfang diesen Jahres sogar in der Hamburger Elbphilarmonie auftreten. War das auch für Sie etwas Besonderes?

Ja, das war außergewöhnlich. Die Akustik des Konzertsaales ist eine der besten der Welt. Das war unvergesslich.

Sie haben griechische Eltern, sind aber ab dem fünften Lebensjahr in Hamburg aufgewachsen. Wie viele Herzen schlagen in ihrer Brust?

Naja, mindestens zwei. Weiterhin das griechische und auch ein deutsches. Meine Familie und ich leben in Deutschland. Ich habe hier viele Freunde, bin aber vier- bis fünfmal im Jahr in Griechenland.

Sie sind auch ein politischer Mensch und haben sich vor sechs Jahren in Griechenland sogar als Politikerin betätigt, als Bürgermeisterin von Piräus.

Ich habe bei den Wahlen kandidiert. Das war eine wichtige Erfahrung und viel Arbeit. Ich bin dann mit den zweitmeisten Stimmen gewählt wurden und war Vizebürgermeisterin. Ich war als Senatorin zuständig für die Bereiche Kultur und internationale Beziehungen. Ich bin aber zurückgetreten, da die Lage in der griechischen Wirtschaftskrise immer unüberschaubarer wurde und die Kassen leer waren. Man konnte sehen, dass es daneben geht.

Musik und Politik waren sicher auch ein ziemlicher Spagat. Sie haben sich dann wieder ganz für die Musik entschieden.

Ja klar – ich singe schließlich für mein Leben gern. Und so lange mich das Publikum sehen will und die Veranstaltungen voll sind, mache ich natürlich weiter.

Nach dem Riesenerfolg mit „Apres Toi“ 1972 beim Grand Prix – wie haben Sie damals die Bodenhaftung gehalten?

Erfolg kommt und geht. Mir war auch wichtig, eine Familie zu gründen, Freundschaften zu pflegen und meine privaten Interessen nicht zu vernachlässigen. Man muss zusehen, dass man sein Leben lebt. Und das habe ich getan.

Der Titel Ihres jüngsten Albums heißt „Ich weiß, dass ich nichts weiß“. Trifft das auch auf sie zu – mit soviel Lebenserfahrung?

Man muss sich manchmal auf die Schippe nehmen. Aus Fehlern lernen, sagt man. Aber auch immer wieder neue Erfahrungen sammeln. Ich bin sehr neugierig. Ich kann und will noch immer dazu lernen - und sicher auch noch Fehler machen.

Helene Fischer dominiert die deutsche Musiklandschaft. Wie sehen Sie das heutige Schlagermetier?

Es gab mal eine Zeit, da waren Schlager verpönt. Das ist glücklicherweise nicht mehr so. Es gibt wieder sehr gute Interpreten. Helene Fischer ist eine brillante Sängerin und Künstlerin. Es hat zuletzt eine schöne Entwicklung teilweise auch in Richtung Chanson oder Balladen gegeben.

Beim Grand Prix beziehungsweise dem European Song Contest sich einiges verändert. Makellose Körper und der Glamourfaktor werden groß geschrieben. Wie sehen Sie das?

Es waren früher größere Namen und Künstler, die teilgenommen haben. Dennoch würde ich den heutigen Grand Prix nicht schlecht machen wollen. Ich finde, dass das Aussehen völlig egal sein sollte. Es zählen immer noch die Ausstrahlung und das Talent für den Erfolg.