Gifhorn. . Der Schäferhundverein Gifhorn bietet Mantrailing für Hunde an. Dabei müssen sie ihre Besitzer erschnüffeln.

Nero schnuppert, sucht, zögert. Frauchen Petra Müller zieht zu fest an der Leine des Schäferhundes. Der Vierbeiner verliert kurz den Überblick, eher er wieder auf den richtigen Pfad kommt. „Der Ruck mit der Leine war nicht die optimale Richtung“, erörtert der Experte Peter Hendel. Gemeinsam mit weiteren Teilnehmern bringt er ihnen in Gifhorn das Mantrailing bei. Dabei lernen Vierbeiner, eine Zielperson anhand eines zuvor erschnüffelten, persönlichen Gegenstands des Besitzers zu finden.

Vier Teilnehmer machten mit beim Mantrailing des Gifhorner Schäferhundvereins. Peter Hendel bietet das Training hobbymäßig für alle Hunderassen jeden Sonntag an. Treffpunkt war in der Dieselstraße in Gifhorn.
Vier Teilnehmer machten mit beim Mantrailing des Gifhorner Schäferhundvereins. Peter Hendel bietet das Training hobbymäßig für alle Hunderassen jeden Sonntag an. Treffpunkt war in der Dieselstraße in Gifhorn. © BZV | Daniela König

Der 56-Jährige bietet das Training seit Anfang 2018 nicht für Einsatzhunde der Polizei an, sondern hobbymäßig für jedes Frauchen oder Herrchen. „Das wären sonst ganz andere Voraussetzungen und Trainingseinheiten, da traue ich mich nicht ran.“ Seit acht Jahren beschäftigt er sich mit dem Mantrailing, seinen eigenen Labrador trainiert er ebenfalls seit Jahren.

Einmal pro Woche trifft er Mitglieder des Schäferhundvereins oder auch Nichtmitglieder, um gemeinsam zu üben. Das Prinzip: Jeder Hund durchläuft zwei Durchgänge und sucht nicht etwa seinen eigenen Besitzer, sondern einen anderen Teilnehmer. Die verstecken sich an Plätzen, die Hendel sich spontan vor Ort aussucht – ganz egal ob stehend oder sitzend hinter einem Baum oder Müllcontainer, liegend auf einer Fläche oder in Bewegung an einem anderen Platz.

„Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt“, meint der Gifhorner. Während der Suche nach der Zielperson werden die Hunde immer an einer fünf bis sieben Meter langen Leine geführt, damit sie sanft korrigiert werden können, sollten sie vom richtigen Weg abschweifen. „Hundeführer müssen lernen, Negativzeichen des Tieres zu erkennen und es nicht einfach weiterlaufen zu lassen.“ Das kann Stehenbleiben oder Kopfheben sein. Mitmachen kann jeder Hund unabhängig von Rasse und Alter. „Denn alle haben eine Supernase und sind daher prädestiniert.“

Die Spuren, denen die Vierbeiner nachgehen, sind in der Regel ganz frisch. Wer schon länger im Mantrailing geübt ist, kann auch ältere Spuren suchen, die 24 oder 48 Stunden lang her sind. Als Lockmittel riechen die Hunde an unterschiedlichen Gegenständen wie Kleidungsstücken, Beuteln, Pflastern, Schlüsselanhängern oder Lappen.

„Bei den Hautschuppen, die auf dem Boden oder in der Luft sind, bildet sich ein Zersetzungsprozess. Es entsteht eine Dunstwolke, die das Tier erschnüffeln kann“, erörtert Hendel. Regen oder Dunkelheit können die Suche beeinflussen. Findet der Hund den oder die Gesuchte, gibt’s natürlich Leckerlies aus der Futterdose.

Bei diesem Treffen haben Petra Junke aus Wolfsburg und ihr Lebensgefährte Arman Samaly ihren osteuropäischen, 15 Monate alten Schäferhund Nero mit dabei. „Ich bin gern draußen, und der Hund ist beschäftigt. Wir haben ein gemeinsames Hobby“, begründet er seine Motivation. Volker Müller aus Gifhorn hat seinen Labrador-Retriever Pivo mitgebracht. Die beiden üben seit Anfang des Jahres. „Es ist mal was anderes als pure Gehorsamsübungen und eine ganz andere Arbeit als das, was er sonst so gewöhnt ist. Der Vorteil ist, dass er abends schön kaputt ist.“

Stephan und Jana Weidner aus Isenbüttel nehmen erst seit wenigen Wochen am Mantrailing teil. Noch muss Hendel beobachten und abwägen, ob das Training für ihren achtmonatigen, tschechischen Wolfshund überhaupt schon Sinn macht. Das Problem: Fire – so genannt, weil die ganze Familie in der Feuerwehr ist – ist äußerst ängstlich und menschenscheu. „In ihm stecken 80 Prozent Wolf. Wenn er andere Hunde sieht, ist das kein Problem, dann spielt er auch gern. Er bewacht gern Kühe, und bei Pferden ist er agil. Aber bei Menschen ist er sehr ängstlich“, meint Stephan Weidner. Dennoch will das Ehepaar versuchen, ob es klappt.

Vier Teilnehmer machten mit beim Mantrailing des Gifhorner Schäferhundvereins. Peter Hendel bietet das Training hobbymäßig für alle Hunderassen jeden Sonntag an. Treffpunkt war in der Dieselstraße in Gifhorn.
Vier Teilnehmer machten mit beim Mantrailing des Gifhorner Schäferhundvereins. Peter Hendel bietet das Training hobbymäßig für alle Hunderassen jeden Sonntag an. Treffpunkt war in der Dieselstraße in Gifhorn. © BZV | Daniela König

Hendel ist skeptisch: „90 Prozent der Arbeit müsst ihr Zuhause im Umfeld lösen. Er muss immer wieder üben, mit Menschen zurechtzukommen.“ Weil Fire noch ganz am Anfang steht, bekommt er ausnahmsweise optische Starthilfe: Tuchfetzen werden auf der Strecke ausgelegt, die den Weg zur Zielperson weisen. In dem Fall ist das bewusst Frauchen Jana. Doch auch bei ihr fällt es ihm schwer, das Belohnungsfutter anzunehmen. „Die nächste Stufe, die ich mir wünschen würde, wäre, dass er sich auf die Zielperson freut“, meint Hendel.

Ganz anders läuft es bei Jimmy. Der weiße Schäferhund des Gifhorners Marcus Pauer, der der erste Vorsitzende des Schäferhundvereins ist, rennt beim Start sofort los und zieht ordentlich an der Leine. Es bedeutet viel Kraft, das Tier zu bändigen. Er bekommt den Autoschlüssel von Arman Samaly vor die Schnauze gehalten, der sich anschließend in einer Wohnsiedlung hinter einem Müllcontainer versteckt. Als Jimmy die Zielperson wittert, legt er einen Gang zu und stürmt drauflos.

In der Regel treffen sich Interessierte am Mantrailing jeden Sonntag. Ort und Uhrzeit gibt Hendel kurz vorher per Whatsapp bekannt (Kontakt: 0171 4928538). Nichtmitglieder zahlen 12 Euro pro Hund und Trainingseinheit. Das Geld geht in die Vereinskasse.