Wolfsburg. Der Wolfsburger Fabian Konert tanzt seit zehn Jahren und gibt sein Wissen beim Tanzenden Theater in Wolfsburg an Jugendliche weiter.

Es ist warm im einstigen Schwimmerbecken. Im zum Kulturzentrum umfunktionierten Wolfsburger Hallenbad spielt laute Musik. „1, 2 und Drehung“, ruft Fabian Konert. Immer wieder geht der Tanztrainer mit seinen Schülerinnen die Choreografie durch. Die Wolfsburgerinnen Noale Büttner (14), Julia Karbowiak (14) und Mia-Sofie Schmidt (13) sind mit vollem Einsatz dabei, versuchen, die Vorgaben Konerts umzusetzen. Der 19-Jährige bietet beim Tanzenden Theater Wolfsburg am Wochenende den Kursus Modern Jazz für Jugendliche ab zwölf Jahren an.

„Fabian ist nicht streng“, sagt Noale und antwortet auf die Frage, was ihren Trainer auszeichnet, ohne zu zögern: „Er kann sehr gut tanzen.“ Tanzen ist Konerts große Leidenschaft, ja vielleicht sogar mehr als das. Ein Leben ohne Tanz kann sich der Wolfsburger nicht vorstellen. Und daran lässt er andere Menschen nur allzu gerne teilhaben. „Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen. Ich liebe es, wenn mich die Leute nach einem Auftritt anstrahlen und begeistert klatschen.“

„Ich erntete schnell Unverständnis. Die 5. Klasse war der Horror. Ich war sehr unbeliebt und mit der Situation anfangs überfordert.“
„Ich erntete schnell Unverständnis. Die 5. Klasse war der Horror. Ich war sehr unbeliebt und mit der Situation anfangs überfordert.“ © Fabian Konert, über seine Erfahrungen als tanzender Junge.

Konert gehört seit zehn Jahren zum festen Ensemble des Tanzenden Theaters. Seine Leidenschaft entdeckt er in der 4. Klasse der Eichendorffschule bei einer Tanz-AG. „Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich weitermachen wollte.“ Als tanzender Junge unter lauter Mädchen ist er aber ein Exot und avanciert bei seinen Kumpels schnell zum Außenseiter. „Ich erntete schnell Unverständnis. Die 5. Klasse war der Horror. Ich war sehr unbeliebt und mit der Situation anfangs überfordert. Es war ein schwieriger Weg“, erinnert sich der 19-Jährige.

Aber er lässt sich von seinem Weg nicht abbringen. Dieser führt ihn ins Tanzende Theater. „Dort habe ich mir meine Bestätigung geholt. Hier habe ich schnell Freunde gefunden, alle waren ganz entspannt.“ Tanzlehrer Daniel Martins („Ein Vorbild für mich“) und Leiterin Sabine Thanner entdecken schnell das Talent, das in dem damals Neunjährigen schlummert. Er bekommt Rollen bei den Musical Kids, der Junior Compagnie, nimmt Schauspiel-Unterricht und lernt singen bei Cinzia Rizzo. Auf der Bühne fühlt sich Konert zu Hause: „Ich war damals schon eine Rampensau. Und ich bin es heute noch“, sagt er und grinst.

Auch in der Schule geht Konert seinen Weg – trotz aller Anfeindungen. „Das Tanzen hat mein Selbstbewusstsein gestärkt. Wer vor 800 Leuten auftritt, der achtet auf seine Körperhaltung, seine Ausstrahlung – auch bei Präsentationen in der Schule.“ Konert schafft den erweiterten Realschulabschluss. Er macht eine Ausbildung als KFZ-Mechatroniker bei Volkswagen und arbeitet dort in der technischen Entwicklung.

Das Tanzende Theater beim Training mit Fabian Konert

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    Gab es denn nie die Überlegung, das Hobby zum Beruf zu machen? „Nein“, sagt Konert, schüttelt energisch den Kopf und zählt gleich mehrere Gegenargumente auf: „Die Konkurrenz beim Tanzen ist sehr groß. Es ist sehr schwer, so gut zu sein, dass man eine Familie ernähren kann. Und die Knochen tun schnell weh.“

    Konert will sich am liebsten auf keine Stilrichtung festlegen. Ob Ballett, Hip Hop, Modern Dance, Standard oder Zeitgenössisches – er probiert alles aus. Und so ist er auch beim jüngsten Drehbühnenball im Scharoun-Theater voll in seinem Element und wirbelt seine Freundin über das Parkett. „Sie ist auch Tänzerin. Trotzdem taten ihr irgendwann die Füße weh“, erzählt Konert und fügt grinsend hinzu: „Das lag wohl aber an den Schuhen.“

    Zurück zum Training im ehemaligen Schwimmerbecken: Konert studiert mit Julia einen Sprung ein. Noale und Mia-Sofie schauen zu und versuchen es nachzumachen. Das Quartett trainiert nicht nur zusammen Modern Jazz, sondern freut sich auch auf einen gemeinsamen Auftritt: Als Mitglieder der Movimentos-Akademie stehen sie am 1. Mai im Staatstheater Braunschweig auf der Bühne. Um dafür fit zu sein, vergießen sie auch gerne Schweiß im warmen Hallenbad.