Braunschweig. Am 17. Oktober startet das Braunschweiger Festival. Zehn Regisseure stellen ihre Filme für den Wettbewerb um den Publikumspreis „Der Heinrich“ vor.

Er ist der älteste Preis des Braunschweiger Filmfests, aber er zeichnet junge Regisseure aus: Um den mit 10 000 Euro dotierten „Heinrich“ bewerben sich alljährlich europäische Filmemacher, die am Beginn ihrer Karriere stehen. Zugelassen werden nur aktuelle Debütwerke oder die jeweils zweite Arbeit eines Regisseurs.

Die Vorauswahl der Streifen trifft das größtenteils ehrenamtliche Team des Filmfest-Vereins. Zehn Werke gehen am Ende ins Rennen und werden während des Festivals jeweils dreimal gezeigt. Wir haben die Regisseure gebeten, ihre Filme auf dieser Seite schon einmal kurz vorzustellen.

Über den Sieger entscheidet das Publikum mittels Stimmkarten, bei denen die Filme nach einem einheitlichen System mittels Punkten bewertet werden. Der Streifen mit den im Durchschnitt besten Werten gewinnt. Stifter des Preisgelds ist die Volkswagen Financial Services AG.

Rund 100 Streifen hatte das Filmfest-Team gesichtet. Unter den ausgewählten zehn Bewerbern aus zehn Ländern sind acht Filme, die erstmals in Deutschland gezeigt werden.

Viele der Wettbewerbsbeiträge setzen sich mit dem Thema Familie auseinander. In „Past Imperfect“ steht ein Luxus-Callgirl nach dem Tod ihres Ex-Partners plötzlich ihrem Sohn gegenüber – und weiß nicht, ob sie ihn überhaupt will. Der schwedische Film „Garden Lane“ erzählt von Kindern, die im Drogen-Milieu aufwachsen. „The Trampoline“ aus Kroatien handelt von der schwierigen Beziehung zwischen Müttern und Töchtern.

Das Festival startet Dienstag. Erster Höhepunkt ist um 19 Uhr das Filmkonzert zu „Matrix“ in der Stadthalle.

Sonja Maria Kröner, Deutschland, über ihren Film „Sommerhäuser“

„Ich bin von einem wichtigen Ort meiner Kindheit ausgegangen: ein unbebautes Grundstück in München, das meiner Familie gehörte. Das gibt es heute so nicht mehr. Das Grundstück von damals ist mittlerweile auch bebaut worden. Ich wollte einfach die Sommer meiner Kindheit einfangen. Auf diesem Grundstück kommt die Familie nach dem Tod der Großmutter zusammen. Und während die Erwachsenen sich nicht über den Verkauf des Grundstücks einigen können, erkunden die Kinder ungehindert den Garten und das geheimnisvolle Nachbargrundstück. Als dann plötzlich ein Mädchen verschwindet, bleibt nichts mehr übrig vom sommerlichen Idyll“.

Der Film läuft am 17. Okt., 19 Uhr/19. Okt., 16.45 Uhr/22. Okt., 15 Uhr.

C1 Cinema, Lange Straße 60

Katarina Zrinka Matijevi, Kroatien, über ihren Film „The Trampoline“

„Wenn Sie ihr zukünftiges Ich treffen könnten, würden Sie die Begegnung nutzen, um ihrem Leben eine bessere Richtung zu geben? Diese Was-wäre-wenn-Frage war die Hauptinspiration für meinen Film. Er folgt drei Seelenverwandten: die Siebenjährige Lina, die von zu Hause abgehauen ist, trifft auf die Träumerin Nika und die werdende Mutter Nikolina. Sie alle leiden an den seelischen Folgen von Gewalt, die ihnen von einem Elternteil angetan wurde. Als sich ihre Wege treffen, entsteht ein Moment der gegenseitigen Wahrnehmung und der Sehnsucht nach Klarheit nach Jahren des Chaos. Der Film ist keine romantische Liebesgeschichte, sondern eine Geschichte über die dunklere Seite der Mutter-Tochter-Beziehung – und über Narben, die bleiben, wenn Wunden verheilt sind.“

Der Film läuft am 18. Okt., 21.15 Uhr/20. Okt., 16.30 Uhr/21. Okt., 21.15, C1

Olof Spaak, Schweden,über seinen Film „Garden Lane“

„Dies ist eine persönliche Geschichte, an deren Umsetzung wir hart gearbeitet haben. Drei Freunde haben ihren Job gekündigt, eine kleine Produktionsfirma gegründet und jeden Cent investiert. Wir mussten die Geschichte einfach erzählen. Es geht um die unerträglichen Entscheidungen, die Kinder von Junkies treffen müssen. Es geht um Väter, die eine Nadel ihrem Kind vorziehen. Es geht um Mütter, die ihren Körper verkaufen, um sich Heroin leisten zu können. Wir glauben daran, dass der Film die Welt verändern wird. Denn er ist gewalttätig, wunderschön, unversöhnlich – so wie eine Kindheit in einer Familie, die allmählich durch die Drogen zerstört wird. ,Garden Lane’ ist ein dunkler Trip die Straße der Erinnerung hinunter und hinab ins Kaninchenloch.“

Der Film läuft am 19. Okt, 18.45 Uhr/ 20. Okt., 16.45 Uhr/ 21. Okt., 23 Uhr, C1

Andrei Cretulescu, Rumänien/Frankreich, über seinen Film „Charleston“

„Dies ist die Geschichte einer unmöglichen Liebe und die Geschichte einer ungleichen Freundschaft zwischen zwei Männern. Ein paar Wochen nachdem Alexandrus Frau Ioana bei einem Autounfall gestorben ist, sitzt Alexandru betrunken und einsam an seinem Geburtstag zu Hause. Plötzlich steht ein unerwarteter Besucher vor der Tür – Sebastian, der schüchterne junge Mann, der in den letzten fünf Monaten eine Affäre mit Iona hatte. Und er hat eine seltsame Bitte: Er möchte, dass Alexandru ihm hilft, über Ioanas Tod hinwegzukommen. Unter normalen Umständen hätten sie beste Freunde sein können, doch das Schicksal hat sich dagegen gestellt. Der Film handelt von den Menschen, der Liebe und Beziehungen. Er richtet sich an die, die lieben, an die, die lieben wollen, und an die, die die Liebe verachten.“

Der Film läuft am 18. Okt., 21 Uhr/19. Okt., 21.15 Uhr/21. Okt., 10.45

C1 Cinema, Lange Straße 60

D. Thornton, Irland, über den Film „A Date for Mad Mary“

„Der Film ist inspiriert von einem One-Woman-Theaterstück. Mary wurde gerade aus der Haft entlassen. Nun heiratet ihre beste Freundin Charlene. Mary soll ihre Brautjungfer sein. Aber sie braucht eine Begleitung. Doch alle ihre Dates enden im Desaster, bis sie schließlich Jess trifft und sich alles ändert. Von Anfang an schien die Hauptdarstellerin Mary bei allen Altersgruppen im Publikum anzukommen. Ihr Scharfsinn, ihre Wut und dieses Gefühl aus Angst und Frustration, das uns begegnet, wenn wir von einem Lebensabschnitt in den anderen wechseln, sprachen sowohl das junge als auch das ältere Publikum an. Daher entschieden wir uns, dieses Stück als Grundlage zu wählen. Als wir es für den Film umschrieben, wollten wir das Beste der großen US-„Coming of age“-Filme wie „Pretty in Pink“ mit britischen Filmen, etwa von Ken Loach verbinden. Es sollte die Romantik der Amerikaner haben, aber mit rauen, britischen, bodenständigen Charakteren – Leuten, die man nicht in romantischen Komödien sieht .“

Der Film läuft am 17 Okt., 19.15 Uhr/20. Okt., 18.30 Uhr/21. Okt., 15 Uhr, C1

Mariam Khatchvani, Georgien, über ihren Film „Dede“

„Die Geschichte basiert auf den Erlebnissen meiner Großmutter. Ich wollte, dass der Film so authentisch wie möglich wirkt. Ich wollte eine Gesellschaft und eine Lebensweise zu zeigen, die so noch nicht zu sehen war. Ich habe mit den Einheimischen aus der Region um Ushguli in Georgien gearbeitet, die keinerlei Schauspielerfahrung hatten. In diesem abgelegenen Bergdorf lebt die junge Dina. Es ist 1992, doch das Leben ist nach strikten traditionellen Vorschriften geregelt. Worum geht es also in dem Film? Dina ist dem Kriegsveteran David versprochen. Doch sie verliebt sich in Gegi, Davids Kameraden. Können die beiden der strikten Ordnung zusammen entkommen? Die Gegend ist paradiesisch, deshalb wollen die meisten dort nicht weg, auch wenn das Leben schwierig ist. Das gilt besonders für Dina, die sich von den Traditionen eingeengt fühlt, aber doch tief in der Gemeinschaft verwurzelt ist. Das macht die Geschichte für mich erzählenswert, denn die harschen Konventionen verursachen menschliche Dramen und Tragödien.“

19. u. 22. Okt,17 Uhr/

20. Okt., 14.45 Uhr, C1

Nathalie Terlinck, Belgien, über ihren Film „Past Imperfect“

„Es ist die Geschichte von Alice, einem Luxus-Escorte-Girl in Brüssel. Nach dem Tod ihres Ex-Mannes wird sie mit ihrem sechsjährigem Sohn konfrontiert, den sie nie gekannt hat. Ihr geregelter Alltag und ihre Arbeit geraten aus den Fugen, und sie plagt sich mit gemischten Gefühlen: Kann sie endlich eine Mutter für ihr Kind sein? Ich wollte kein Urteil fällen oder moralisieren. Ich wollte das Unbegreifliche begreifbar machen. Dinge, die in unserer Gesellschaft scheinbar selbstverständlich sind wie die bedingungslose Liebe einer Mutter für ihr Kind, haben oft mit erheblichen Komplexitäten zu tun. Ich hatte den Eindruck, wenn ich mit jungen Müttern sprach, dass wir zwar in einer freien Welt leben, aber dass es immer noch ein Tabu ist, sich gegen sein Kind zu entscheiden. Und das fand ich sehr merkwürdig. Wir wollen alle so offen sein, aber die Idee nicht akzeptieren, dass jemand sein Kind zurücklässt. Trotz Alices sehr speziellen Lebensstils geht es im Grunde um die Angst, sich in jemandem zu verlieren.“

Der Film läuft am 18. Okt., 19 Uhr/20. Okt.,

20.30 Uhr/21. Okt. , 21.30 Uhr, C1

Die Kandidaten für den Publikumspreis beim Filmfest

Szene aus dem Film
Szene aus dem Film "Garden Lane" von Olof Spaak aus Schweden.
Szene aus dem Film
Szene aus dem Film "Monk" von Ties Schenk aus den Niederlanden/Belgien.
Szene aus dem Film
Szene aus dem Film "Past Imperfect" von Nathalie Teirlinck aus Belgien/Niederlande/Dänemark und Frankreich.
Szene aus dem Film
Szene aus dem Film "Sommerhäuser" von Sonja Kröner aus Deutschland.
Szene aus dem Film
Szene aus dem Film "Trampolin" von Katarina Zrinka Matijević aus Kroatien.
Szene aus dem Film „A Date for Mad Mary“, D. Thornton, Irland.
Szene aus dem Film „A Date for Mad Mary“, D. Thornton, Irland.
Szene aus „Bad Day for the Cut“ von Chris Baugh, Nordirland.
Szene aus „Bad Day for the Cut“ von Chris Baugh, Nordirland.
Szene aus „Charleston“ von Andrei Cretulescu aus Rumänien/Frankreich.
Szene aus „Charleston“ von Andrei Cretulescu aus Rumänien/Frankreich.
Szene aus dem Film „Dede“ von Mariam Khatchvani aus Georgien
Szene aus dem Film „Dede“ von Mariam Khatchvani aus Georgien
Szene aus dem Film „Les Cowboys“ von T. Bidegain aus Frankreich
Szene aus dem Film „Les Cowboys“ von T. Bidegain aus Frankreich
1/10

Chris Baugh, Nordirland, über seinen Film „Bad Day for the Cut“

„Als Brendan Mullan und ich ,Bad Day for the Cut’ schrieben, wollten wir eine Geschichte erzählen, die für die Gegend, in der wir aufwuchsen, authentisch ist – aber auch die Wucht eines echten Thrillers haben sollte. So kamen wir auf einen neuen Ansatz für einen Rache-Thriller, der gleichzeitig eine tiefe Charakterstudie eines Mannes ist, der Loyalität blind über alles stellt. Donal, dieser irische Farmer mittleren Alters, der immer noch bei seiner Mutter Florence lebt, bot sich für einen Genre-Film geradezu an. Als Florence eines Tages umgebracht wird, macht Donal sich in seinem Wagen auf, um ihren Mord zu rächen. Dabei trifft er auf eine Welt voller Gewalt und stößt auf ein erschütterndes Geheimnis.“

Der Film läuft am 17. Okt., 21.15 Uhr/ 19. Okt., 19 Uhr/20. Okt., 22.45 Uhr

C1 Cinema, Lange Straße 60

Ties Schenk, Niederlande, über seinen Film „Monk“

„Es geht es um Angst, Liebe, Toleranz und die Wichtigkeit der Selbsterkenntnis zum Erfolg. Es geht darum, wie wir versuchen sollten, einander zu finden, zusammenzukommen. Ich glaube, wir können das Leben schön gestalten, wenn wir lernen, uns und einander zu verstehen. Das fängt in einer Familie an. Es ist ein Film, der mich viel über mich selbst gelehrt hat.“

Der Film läuft am 17. Okt, 21.15 Uhr/20. Okt.,

14.45 Uhr/21., 13.15 Uhr, C1

T. Bidegain, Frankreich, über den Film „Les Cowboys“

„Alles begann mit einem Buch: Ein Freund gab mir den Bildband ,Horizonville’ über Leute in der Schweiz, im Rhonetal, die sich wie Cowboys kleiden und auch so leben. Ich sah das und wusste zugleich: Die Hälfte des Jobs ist bereits gemacht. Unter diesen Menschen spielt der Film. Es gibt ein großes, munteres Fest. Doch dann verschwindet die 16-jährige Kelly spurlos, und ihre Familie bricht auseinander.“

Der Film läuft am 17. Okt., 17 Uhr/ 20. Okt.,

21.15 Uhr/ 22. Okt., 13 Uhr