Mein perfektes Wochenende. Ein Hobbyimker und ein Landwirt ziehen zum Wohl der Insekten an einem Strang.

Ein Lavendelfeld in Südfrankreich kann kaum schöner sein. Blau-violette Blüten soweit das Auge reicht. Und der Duft! Wir stehen am Rande eines Phacelia-Feldes oberhalb von Groß Vahlberg. „Alles Bienenfutter“, sagt Frank Maier und zeigt in weitem Bogen in Richtung des Turms der Katharinenkirche, der durch die Baumwipfel blitzt. Der Orthopäde ist Hobbyimker und hat in dem kleinen Asse-Ort mit dem Landwirt Henning Meier einen Verbündeten gefunden.

Der Hobbyimker spricht zwar noch von einem Pilotprojekt,

aber der Landwirt plant bereits über das Jahr 2017 hinaus. „Wir brauchen die Bienen in der Landwirtschaft, denn besser bestäubter Raps bedeutet eine bessere Ernte“, erklärt er kurz und bündig.

Deshalb hat Henning Meier nicht lange überlegt, sondern auf einer zwei Hektar großen Brachfläche Phacelia ausgesät – genau gegenüber seinem riesigen Rapsfeld. Wenn dort später auch die Sonnenblumen blühen, finden die Bienen des Hobbyimkers bis zum Ende des Sommers genügend Nahrung. „Die Bienen haben bei uns Vorrang, sie sollen kurze Wege haben.“

Seit diesem Frühjahr stehen Frank Maiers Bienenstöcke in Groß Vahlberg. Insgesamt hat der Hobbyimker mittlerweile fast 20 Völker mit jeweils rund 20 000 Bienen.

Mit zwei Bienenvölkern im heimischen Garten ging’s los

Angefangen hat alles vor rund sechs Jahren. Ein Patient, den der auf Knie- und Sportverletzungen spezialisierte Orthopäde operierte, erzählte von seinen Bienen und dass ihm die körperlich anstrengende Arbeit zu viel werde. Mit der Zusage des Patienten, er

werde Maier als Bienenpate zur Seite stehen, und dem Einverständnis seiner Familie startete der 49-Jährige die Imkerei – und erfüllte sich damit auch einen Kindheitstraum. Sein Großvater war nämlich ebenfalls Hobbyimker.

Zunächst standen die zwei Völker, die Frank Maier übernommen hatte, im heimischen Garten in Wolfenbüttel. „Du musst Erfahrungen machen“, sagt er über diese Zeit des „Bienenschnupperns“.

Mittlerweile ist Maier selbst Bienenpate für zwei „Nachwuchs-Imker“. Zudem engagiert er sich im Imkerverein. „Honigbienen“, betont er, „sind – zum Beispiel in Bezug auf die Gefährdung durch Milben – nicht in der Lage, ohne uns Menschen zu überleben.“ Deshalb stehe er auch dem Imkern in der Stadt positiv gegenüber.

Dennoch sind die Bienen – oder „seine Mädels“, wie er sie nennt – für den Orthopäden einer Gemeinschaftspraxis in Salzgitter, der von 2004 bis 2015 auch Mannschaftsarzt der Eintracht war, reiner Ausgleich. „Es ist ein Outdoor-Hobby, das in dieser tollen Landschaft beruhigt und erdet.“ Und das nicht zu viel Zeit kostet, denn Maier ist sportlich auch als Golfer auf dem Platz in Kissenbrück aktiv.

500 Kilogramm naturbelassener Honig sind die Ernte eines Jahres

Dass er als Ergebnis seines Hobbys inzwischen jedes Jahr 400 bis 500 Kilogramm Honig ernten kann, die er in seinem privaten sterilen Schleuderraum unter dem Titel „Naturbelassener Imkerhonig aus Wolfenbüttel“ abfüllt, ist für den Arzt ein schöner Nebeneffekt. Der Vertrieb sei aber nicht seine Sache. „Mich interessiert und fasziniert vielmehr der Bienenzyklus und das Leben eines Bienenvolkes. Es ist klar strukturiert, folgt klaren Richtlinien, die ein Abbiegen nach rechts oder links unmöglich machen.“

Als konventioneller Landwirt ist auch Henning Meier an Richtlinien und Verordnungen gebunden. Doch er sagt: „Was an Chemie auf unsere Äcker kommt, halten wir so gering wie möglich.“ Und als der Raps gegen Pilzkrankheiten behandelt werden musste, hat der Landwirt auf die Bienen des Hobbyimkers Rücksicht genommen und fuhr erst ins Feld, als die Insekten abends nicht mehr ausflogen.

Sein Plan für 2018: „Wenn dort, wo in diesem Jahr der Raps steht, Weizen angebaut wird, werden die Bienenstöcke versetzt. So kann Frank Maier unbelasteten Honig ernten.“

Maier und Meier nennen ihre Kooperation eine „Win-Win-Situation“. Der Landwirt frotzelt: „Da haben sich zwei gesucht und gefunden.“ Wie es dazu kam?

Nun ja, der Landwirt hatte ein lädiertes Knie. Auf Empfehlung geriet er an den Orthopäden Maier, wurde bei ihm operiert. Der Rest ergab sich dann fast von selbst.