Beim Nachwuchsfestival „Fast Forward“ gastieren vom 24. bis zum 27. November neun Regisseure in Braunschweig.

Zum letzten Mal hebt sich im November der Vorhang für das Theaterfestival „Fast Forward“ in Braunschweig, bevor es mit dem Staatstheater-Intendanten Joachim Klement im nächsten Jahr nach Dresden weiterzieht.

Für die vier Festivaltage hat die Festivalleiterin Barbara Engelhardt acht Produktionen von jungen Regisseuren aus acht Ländern von ihrer einjährigen Recherche mitgebracht. Auch wenn die Regisseure jung sind und erst ein paar professionelle Theaterproduktionen hinter sich haben, ist der Stoff, den viele behandeln, alt. Antik, sozusagen.

Da rennt ein Ödipus aus Theben über die Bühne, Troerinnen erzählen von ihrem Überleben des großen Troja-Krieges, ergraute schweizer Nonnen sprechen über ihre engen Bande mit Gott. Doch der andere Teil der Theatermacher aus der Schweiz, Georgien, Deutschland, Griechenland, der Türkei, den Niederlanden, Norwegen und der Tschechischen Republik beschäftigt sich auch mit der heutigen Gesellschaft.

Denn Facebook dient einer Inszenierung als Drehbuch-Schreiber, ein Amsterdamer Polizei-Revier als Recherche, Istanbuler Vororte als Handlungsraum. Das Festival eröffnet mit dem Schweizer Stück „Like a Prayer“ von Corinne Maier. Zur Vorbereitung hat sich Maier mit ihren zwei Schauspielern in einem Kloster mitten in den hohen Alpen eingenistet. Auf der Bühne agieren nun die Darsteller mit eingeblendeten Video-Sequenzen der gläubigen Nonnen.

Mit dem Festival möchte Barbara Engelhardt dem Nachwuchs eine gemeinsame Bühne bieten, denn „einerseits erleben wir in Europa einen großen Bedarf an Nachwuchs, andererseits aber werden die Bedingungen für den Nachwuchs, frei zu arbeiten, schwieriger. Das hat vielleicht ökonomische Gründe, in manchen Ländern aber auch politische.“

Seitdem im Juni Panzer über die Bosporus-Brücke in Istanbul rollten, ist es vielleicht auch für die türkische Schauspielerin und Regisseurin Gülce Ugurlu schwerer, ihre Meinung offen zu äußern. Doch braucht sie es: „Theater ist in der Türkei zu einer Lebensnotwendigkeit geworden, um zu verstehen, in welchem rasanten Wandel sich die Gesellschaft befindet.“ In ihrem Stück beleuchtet sie die Gesellschaft im Kleinen: Zwei Schwestern kehren in das Haus ihrer Eltern im Istanbuler Vorort zurück. Sie müssen sich entscheiden, welcher gesellschaftlichen Lebensform sie folgen wollen: konservativer Vorort oder moderne Metropole.

Alle Stücke werden in Originalsprache mit deutschen Übertiteln gespielt. Anders als bei den vorangegangenen fünf Festivals darf das Publikum in diesem Jahr ebenfalls einen Regisseur mit dem Publikumspreis auszeichnen. Die Jury aber kürt wie gewohnt den Jungregisseur für ihren Preis.