Lebenstedt. Die Stadt zahlt den Stadtteiltreffs Salzgitters 800.000 Euro. Sie will ihnen damit eine wichtige Atempause verschaffen.

Die Stadt macht sich finanziell stark für die elf Stadtteiltreffs in Salzgitter. Nachdem der Rat Ende Februar einmütig grünes Licht gegeben hat, 2022 zusätzlich 800.000 Euro an die Träger der Einrichtungen zu zahlen, hat Oberbürgermeister Frank Klingebiel gestern in der Awista entsprechende Vereinbarungen unterzeichnet.

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Die Kommune will damit Summen ausgleichen, auf die die Stadtteiltreffs im möglichen Fall einer Kürzung oder des kompletten Wegfalls der Förderung durch Bund und Land von 2022 bis 2026 verzichten müssen. Dieser Schritt in Form einer Ausfallbürgschaft, sagte der OB, gewährleiste den sozialen Einrichtungen finanzielle Sicherheit und ermögliche eine verlässliche personelle Planung zumindest für die nächsten fünf Jahre.

Die Treffs drohen in existenzielle Finanznot zu geraten, weil nicht gewährleistet ist, dass Bund und Land Fördermittel für die Migrationsarbeit der freien Träger der Wohlfahrtspflege in bisheriger Höhe zahlen. Weil Salzgitter als kinder- und familienfreundliche Lernstadt die Arbeit vor allem für die soziale und generationsübergreifende Integration für sehr wichtig hält, hatte sie dem Rat schon zu Jahresbeginn empfohlen, zusätzlich finanziell aufzusatteln. Parallel werde die Verwaltung versuchen, möglichst viele Fördermittel zur Unterstützung der Treffs zu akquirieren, betonte Sozialdezernent Dirk Härdrich.

Das ist der Stadt wichtig

Mit der jetzigen Zahlung von knapp einer Million Euro will die Stadt Kompensation leisten für die Fördermittel, auf die die Einrichtungen, die sich etwa für ein interkulturelles Zusammenleben der Generationen und die Integration einsetzen, eventuell verzichten müssen. Die Stadtteiltreffs in Salzgitter haben seit jeher die Aufgabe gehabt, soziale Arbeit im Quartier zu leisten, ehrenamtliches Engagement zu fördern, Nachbarschaftseinrichtungen zu schaffen und Selbsthilfekontaktstellen einzurichten. „Stadtteiltreffs“, formulierte es OB Klingebiel, „sind lebendige Orte kommunaler Partizipation, an denen sich alle Menschen an der Entwicklung ihres Stadtteils aktiv beteiligen können.“ Die Wurzeln dieser Anlaufstellen reichen teilweise bis zu den Programmen der Sozialen Stadt oder dem Stadtumbau West zurück. So entstanden der Awista-Stadtteiltreff am Fredenberg, der Herta-Treff in der Ost- und der Westsiedlung, aber auch der Seeviertel-Treff in Lebenstedt.

So reagierten die Treffs

Die Träger der Einrichtungen reagierten am Dienstag spürbar erleichtert auf die personelle Atempause, die ihnen die Stadt verschafft hat. Nun sei eine kontinuierliche, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitern und den Menschen, die in Salzgitters Wohnquartieren Rat und Hilfe suchen, vorerst gewährleistet, sagte etwa Klaus Schlinga vom Caritasverband. Diese Angebote würden in Zeiten von Energieknappheit und steigenden Lebensmittelkosten zunehmend wichtiger, sagte Sabine Genther vom SOS-Mütterzentrum. „Denn immer mehr Menschen“, stellte auch Stadtrat Härdrich fest, „plagen Existenzängste“.