Salzgitter. Männer sollen sich klar abgrenzen, das ist eine Forderunge, die der „Runde Tisch gegen häusliche Gewalt“ zum Internationalen Tag formuliert hat.

Der 25. November, der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“ , wird auch dieses Jahr begangen. „Wir wollen das Thema weiterhin in allen Bereichen präsent halten“, so wird Simone Semmler, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, in einer Pressemitteilung zitiert. Die Zahlen seien leider nahezu unverändert: 25 bis 30 Prozent der Frauen, seien laut kriminalistischer Auswertung zur Partnerschaftsgewalt des Bundeskriminalamtes von 2019 von Gewalt durch den Partner betroffen.

Jeden Tag ein Tötungsversuch

Jeden Tag versuche ein Mann in Deutschland, seine (Ex-)Partnerin zu töten, jeden dritten Tag gelinge dieses Vorhaben ( 133 Todesopfer ). Die Gleichstellungsbeauftragte erläutert, ihr falle in der Berichterstattung in den Medien, aber auch in Aktionen und Projekten zu diesem Thema, an denen sie teilnehme, auf, dass vielfach, sowohl bei der Prävention, als auch der Verhinderung von Gewalt gegen Frauen, mit dem Thema umgegangen würde, als wäre es ein reines Frauenthema. Semmler: „Ich frage mich, wo sind die ganzen Männer?“

Von Partnergewalt betroffen

Da im vergangenen Jahr insgesamt 25 bis 30 Prozent der Frauen von Partnergewalt betroffen gewesen seien, schlussfolgert die Gleichstellungsbeauftragte, „müsste es, den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit folgend, ungefähr 75 Prozent Männer geben, die respektvoll mit Frauen umgehen“. Ihr Eindruck: „Leider treten diese in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung.“

Sicht- und hörbar einsetzen

Es sei selten zu erleben, dass ein Mann, wenn er sich einer Frau gegenüber sexistisch, belästigend oder gewalttätig verhalte oder äußere, durch einen Mann zur Ordnung gerufen werde. „Wenn diese 75 Prozent sich alle sichtbar und hörbar dafür einsetzten, dass Männer mit Frauen respektvoll und gewaltfrei umzugehen haben – statt betreten und peinlich berührt wegzusehen und zu schweigen – würde unsere Gesellschaft eine andere werden“, so Andrea Meyer, Leiterin des Frauenhauses Salzgitter. „Wenn es für jeden verbalen oder körperlichen Übergriff einen zwei- bis dreifachen Gegenwind von den eigenen Geschlechtsgenossen gäbe, bestünde die Chance unsere Gesellschaft nachhaltig zu verbessern“, ergänzt Semmler.

Pandemie als Verhinderer

Beide sind sich einig: Die Sachlage habe sich nicht verbessert, nur die Pandemie verhindere größere Aktionen zur Öffentlichkeitsarbeit zu dem Thema „Gewalt an Frauen“.

Andrea Meyer und Simone Semmler haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „Runden Tisches gegen häusliche Gewalt“ und weitere Netzwerkpartner zu einer virtuellen Fachveranstaltung eingeladen. Es geht dabei um ein Projekt, das den Mangel an Zivilcourage verringern könnte („StoP – Stadtteile ohne Partnerschaftsgewalt“).

Vorstellung am „Runden Tisch“

Seit 2010 gibt es dieses Projekt bereits, begonnen in Steilshoop, ins Leben gerufen von Professorin Sabine Stövesand, HAW Hamburg. Seit Ende 2019 ist Braunschweig auch ein Teil des „SToP-Projekts“ und wird den Teilnehmern von Ulrike Adam, der stellvertretenden Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Braunschweig vorgestellt.

In Salzgitter hat der „Runde Tisch“ zu einer kleinen Demonstration am Mittwoch, 25. November, im Rathaus Lebenstedt aufgerufen – Motto: „Männer gegen Gewalt an Frauen!“. Achtung: An Menschenaufläufe ist hier nicht gedacht, stattdessen sollen mit Botschaften versehene Schoko-Weihnachtsmänner die „Stellvertreter-Roller“ einnehmen.