Lebenstedt. Die Paarberater greifen ein bevor der Faden reißt und sind oftmals der letzte Ausweg vor einer Trennung.

Die beiden sind oft der letzte Strohhalm für viele Paare. Wenn die Liebe zu zerbrechen droht, werden die Paar-, Lebens- und Familienberater Bettina Bundies und Andreas Truthe zur letzten Anlaufstelle.

Unzufriedenheit in der Beziehung, Untreue und Trennungsgedanken seien die vorrangigsten Gründe, warum Paare die Berater aufsuchen. Andreas Truthe sieht nach mehr als drei Jahrzehnten Arbeitserfahrung als Honorarkraft bei der Evangelischen Ehe-, Lebens- und Krisenberatung in den Räumen der Evangelischen Familienbildungsstätte (EFB) kaum Veränderungen der Beweggründe seiner Klienten: „Die Probleme sind geblieben. Nur die Belastung der Menschen ist gestiegen.“ Die alltäglichen Anforderungen stellen die Paarbeziehung auf eine harte Probe. Karriere, Familie, Haushalt – der Druck sei enorm. Jeder müsse funktionieren. Da rutschen Gefühle für den anderen irgendwann aus dem Fokus, so die Experten. Spätestens wenn Sprachlosigkeit die Kommunikation zwischen Mann und Frau lähmt, sei Zeit zu Handeln. Truthe sieht zusätzlich ein vermehrtes Trennungsphänomen gerade bei jüngeren Paaren. Das bekannte verflixte siebte Jahr sei auf der Skala stark nach unten gerutscht. „Die Mittzwanziger sind mit Vielem bereits fertig – sie haben ein Auto, ein Haus und sind finanziell abgesichert. Nach rund drei Jahren Beziehung haben sie keine gemeinsamen existenziellen Ziele mehr. Eine Partnerschaft muss sich entwickeln. Gemeinsame Aufgaben und Ziele sind da ganz entscheidend,“ erzählt Andreas Truthe. In den Räumen der EFB hat die Landeskirche Braunschweig ihre Außenstelle für psychologische Ehe-, Lebens- und Krisenberatung. Neben Krisen-, Einzel- und Familienberatung wird Paarberatung angeboten. Durchschnittlich 100 Paare suchen jährlich hier Hilfe. Die meisten Ratsuchenden kommen aus dem Raum Salzgitter, aber auch aus Braunschweig, Wolfenbüttel, Goslar oder Hildesheim. Der Zugang zur Beratungsmöglichkeit in der Evangelischen Familienbildungsstätte an der Kattowitzer Straße 225 sei etwas ganz besonderes, so Bettina Bundies. „Im Haus herrscht eine offene Atmosphäre. Viele Kursteilnehmer, beispielsweise für Baby- oder Gesundheitsangebote, lernen uns so ganz nebenbei kennen.“ Dennoch wird Diskretion groß geschrieben. Vom Sekretariat bis zum Berater herrscht absolute Schweigepflicht. Zwei Türen im Türrahmen des Beratungsraumes sorgen zusätzlich für Ruhe. Der Raum ist hell und freundlich, so wie die beiden Berater. Auf dem runden Tisch vor den gemütlichen Sesseln stehen frische Blumen und ein Teller mit Steinen. Sie sind ganz unterschiedlich, vermutlich so verschieden wie die Lebensgeschichten, die Bettina Bundies tagtäglich hier hört. Die 62-Jährige betont, dass sie keine Ratschläge gibt: „Wir sind Begleiter und hören in erster Linie zu. Wir suchen mit den Klienten gemeinsam nach Lösungen und geben Denkanstöße.“ Ziel ist, dass Menschen Klarheit für sich finden, was sie als belastend empfinden und in welcher Weise sie Veränderungen wünschen. Der positive Effekt von Klarheit stärke die Menschen in all ihren Entscheidungen. Und oft, so Bundies, können Paare auch eine langjährige Beziehung mit positiven Schwung verändern und wieder neu beleben. Voraussetzung dafür ist, das Beide wieder beginnen, miteinander zu sprechen, sich Schwierigkeiten, Enttäuschungen und Wünsche mitzuteilen.