Morgen ist der vorletzte Sonntag im Kirchenjahr und es ist Volkstrauertag. Dieser Sonntag beschäftigt sich mit dem Ende der Zeit.

„Na, alles klar?“ Ein alltäglicher Spruch, schnell dahingesagt. Aber ich fände es erhellend, wenn tatsächlich mal „alles klar“ wäre, nicht mehr undurchsichtig, vernebelt, vage. Alles das, worauf ich nie eine Antwort erhielt. Wer mir ein Bein gestellt hat, wer mich verpetzt hat oder wer bei welcher Intrige gegen mich die Finger im Spiel hatte.

Allerdings auch alles das, was ich selbst so angerichtet habe, manchmal ohne es zu merken oder zu wollen, durch einen flotten Spruch zur Unzeit, blödes Lachen, eine abwehrende Haltung, hochgezogene Augenbrauen. Ganz zu schweigen von dem, was ich bislang erfolgreich geheim halten konnte.

„Na, alles klar?“ Morgen ist der vorletzte Sonntag im Kirchenjahr und es ist Volkstrauertag. Dieser Sonntag beschäftigt sich mit dem Ende der Zeit, früher sagte man dazu „Jüngstes Gericht“, und dem Gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt. Der Spruch dieses Tages heißt: Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. (2. Korinther 5,10).

Auch das ist eine Vorstellung vom „Jüngsten Gericht“, sich nicht länger hinter Ausreden verstecken zu können. Nicht länger die Möglichkeit haben, anderen gegenüber mit verbalen Nebelkerzen zu jonglieren. Alles preisgeben zu müssen, aufgefordert zu sein, die Masken abzusetzen. Alles liegt ungeschminkt offen, alles ist klar. Und dann werden wir uns ziemlich schämen müssen und auf Gnade angewiesen sein.

Ob das aber die richtige Vorstellung vom Gericht ist? Ich finde sie zumindest jesuanischer als die eines strengen Richters, vor dem die Guten wie die Bösen einmal antreten müssen, der dann mit einer Handbewegung die einen unmittelbar in den Tod und die anderen vorläufig ins Leben schickt. Das ist nicht der Jesus, dem ich seinen Gott glaube, wie er ihn uns im Gleichnis vom verlorenen Sohn vor Augen stellt.

Nein, in meiner Vorstellung vom Gericht wird endgültig klar sein, was gut und was böse ist. „Ich hab’ ja nur gedacht …“ und „Ich hab’s nur gut gemeint“ wird dann ebenso wenig als Ausrede gelten können wie die Macht der Diktatoren, durch Propaganda, alternative Fakten, Manipulationen und „fake news“ nach eigenem Gutdünken aus Wahrheiten Lügen zu machen und umgekehrt.

Gott sei Dank für solch eine Institution. Und Gott sei Dank, dass der Richterstuhl Christi aus dem Holz des Kreuzes von Golgatha ist, dem Zeichen der unerschöpflichen und unauflöslichen Liebe Gottes. In dieser Liebe liegt unsere Zukunft.