Salzgitter. Von Orten, die beliebte Ferienziele waren, gab es früh auch Postkarten-Motive. Zum Beispiel aus Lichtenberg und Salzgitter-Bad.

Im Zeitalter von Mobilfunkgeräten und den damit verbundenen SMS, E-Mails oder Messenger-Plattformen hat die Postkarte ihre einstige Bedeutung als Bild- und Kommunikationsmedium verloren. Ihre besten Zeiten erlebte die Post- oder Ansichtskarte zwischen 1885 und dem Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 1918. In dieser Zeit wurden jährlich mehrere Milliarden Postkarten verschickt.

Da sich viele Orte in unserer Region, wie zum Beispiel Lichtenberg und das heutige Salzgitter-Bad, bereits seit 1900 durch wiederkehrende Kur- und Sommergäste zu beliebten Ferienzielen entwickelten, gab es hier wohl schon immer viele und sehr verschiedene Ansichtskarten.

So viele Postkarten wurden am ersten Verkaufstag 1870 verkauft

Ursprünglich waren Postkarten nur für rein schriftliche Korrespondenz ohne Illustration vorgesehen, damals wurden sie noch als „Correspondenzkarten“ bezeichnet. Am 25. Juni 1870, dem ersten Verkaufstag der Postkarte, werden in Berlin mehr als 45.000 Karten verkauft. Zunächst ließen sich die Karten nur innerhalb des eigenen Landes verschicken. Spätere Abkommen ermöglichten dann den Austausch mit einzelnen anderen Ländern. 1874 wurde ein Standardporto festgelegt und so der Versand ins Ausland erleichtert.

Nur wenige Tage nach der amtlichen Einführung der Postkarte bedruckte der Hofbuchhändler August Schwartz aus Oldenburg in seiner Druckerei eine offizielle Postkarte mit dem Bild eines im Feld stehenden Kanoniers und verschickte diese am 16. Juli 1870 an einen Magdeburger Verwandten. Somit war Schwartz wohl der erste Deutsche, der eine illustrierte Postkarte druckte und verschickte.

1872 verzichtete die Post auf ihr Druckmonopol. Private Unternehmen durften deshalb Postkarten herstellen. Damit kamen erstmals Bildmotive auf die Vorderseiten der Karten. Hauptsächlich waren es anfangs gute Wünsche zu Weihnachten, zum Geburtstag, zu Pfingsten und zu Neujahr. Nach und nach kamen auch Stadtansichten dazu.

Zunächst wurden nur einfarbige Karten produziert. Von 1896 an gab es dann farbige Bildkarten, im Verfahren der Chromolithographie gefertigt, die ein wahres Postkartenfieber auslösten.

Die Bilder auf den frühen Ansichtskarten waren Zeichnungen, die überwiegend im Druckverfahren der Lithographie übertragen wurden. Die Lithographie ist ein Druckverfahren, bei dem eine Zeichnung oder ein Bild auf einen glatten, flachen Stein oder eine Metallplatte übertragen wird. Bei der Chromolithographie handelt es sich um eine Farblithographie, die mithilfe von mehreren Steinen erstellt wird. Diese Art des Farbdrucks stammt aus dem Prozess der Lithographie und umfasst alle Arten von Lithographien, die in Farbe gedruckt werden.

Diese Weihnachts-Postkarte stammt aus dem Jahr 1931.
Diese Weihnachts-Postkarte stammt aus dem Jahr 1931. © FMN | Archiv Rolf Czauderna

Grußworte waren nur auf der bebilderten Seite erlaubt

Mehr als 30 Jahre war das Schreiben von Grußworten nur auf der bebilderten Vorderseite der Karte erlaubt. Die Verfasser mussten ihre Texte um das Bildmotiv herum platzieren. Die Rückseite war für die Adresse, Briefmarke und Poststempel vorgesehen. Ab 1905 wurde die Adressenseite der Ansichtskarte durch einen senkrechten Teilungsstrich geteilt, wobei die linke Seite für Mitteilungen zur Verfügung stand.

Bereits im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) wurden Postkarten in großer Zahl als Lebenszeichen an Freunde und Familie verschickt. Im Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) werden schätzungsweise 10 Milliarden Karten von deutschen Heeresangehörigen als kostenfreie Feldpostkarten versandt. Ab 1919 bis 1945 gab es eine Flaute bei den Ansichtskarten. Die Wirtschaftskrise, höheres Porto und das Aufkommen des Telefons waren wohl der Grund.

Ab den 1950er-Jahren wurden Ansichtskarten vorrangig aus dem Urlaub verschickt. Bis in die 1980er-Jahre hinein wurden von der Post jährlich um die 900 Millionen Postkarten zugestellt. Seit den 1990er-Jahren gehen die Herstellungs- und Versandzahlen von Ansichtskarten in Deutschland stark zurück. 1998 wurden nur noch knapp 400 Millionen Karten verschickt.

Eine Chromolithographie aus dem Jahr 1910 - sie zeigt Lichtenberg.
Eine Chromolithographie aus dem Jahr 1910 - sie zeigt Lichtenberg. © FMN | Archiv Rolf Czauderna

Auch heute werden noch Postkarten verschickt

Auch heute gibt es die Postkarte noch. Die Versandzahlen bewegen sich laut der Deutschen Post im dreistelligen Millionenbereich. 2019 wurden beispielsweise 147 Millionen Postkarten befördert, davon ein Großteil in den Sommermonaten. Überwiegend werden heute Karten mit Urlaubsgrüßen oder Glückwünschen zum Geburtstag oder Weihnachten verschickt. Auch zu großen Feiern wie zum Geburtstag oder zu einer Hochzeit lädt man überwiegend per Karte ein. Wobei diese Karten meistens in einem Kuvert zugestellt werden und somit als Brief, nicht als Postkarte, gelten.

Die gute, alte Postkarte ist ein kleines Kunstwerk, Erinnerungs- und Sammlerstück, aber oft auch stiller Zeitzeuge der verschiedenen Epochen. Die Illustrationen und die geschriebenen Texte vermitteln einen unerwarteten Einblick in das Leben dieser vergangenen Zeiten.

Insbesondere zu großen Festen - wie Weihnachten - wurden gerne Postkarten verschickt. Diese stammt aus dem Jahr 1924.
Insbesondere zu großen Festen - wie Weihnachten - wurden gerne Postkarten verschickt. Diese stammt aus dem Jahr 1924. © FMN | Archiv Rolf Czauderna