Lesse. Seit Monaten kommt es in Lesse zu Problemen mit der Glasfaseranbindung. Das sagen Deutsche Glasfaser und Stadt Salzgitter zu den Störungen.

Die Internetanbindung in Lesse ist für Glasfaserkunden ein ziemliches Ärgernis. Ein entspannter Abend mit einer Netflixserie oder ein wichtiges Meeting per Videokonferenz aus dem Home-Office? Etwas zu oft hieß es im vergangenen Jahr in Lesse für solche Vorhaben: „Fehlanzeige.“ Das zumindest lässt sich einer Nachricht der Ortsbürgermeisterin Nord-West Angelika Müller an unsere Redaktion entnehmen, die sich über beinahe regelmäßige Totalausfälle des Internets beschwert.

Seit September 2021 versorgt die Deutsche Glasfaser (DG) die Lesser mit schnellem Internet. Seit November 2022 kommt es für die Kunden jedoch immer wieder zu Störungen. Damals verlegte die Avacon Connect im Auftrag der Stadt Salzgitter längs der Flothestraße ein Glasfaserkabel parallel zur Internetanbindung der DG, um die Schule ans Netz zu bringen. Wie Angelika Müller vermutet, beschädigten die Arbeitskräfte dabei das Kabel der DG. Tagelang kam es in der Folge zu Totalausfällen.

Das offen liegende Glasfaserkabel bei Lesse ist ein Provisorium

Die DG hatte ihre stark ummantelten Kabel an der Radwegbrücke 2021 provisorisch oberirdisch über die Flothe verlegt. Auf Anfrage unserer Zeitung im März erklärte DG-Pressesprecher Dennis Slobodian, dass die DG sich damals zunächst für das Provisorium entschieden habe, da die unterirdische Verlegung deutlich mehr Vorlauf brauche als eine überirdische Übergangslösung.

Seit November 2022 kam es vermehrt zu Störungen durch eine an der offenen liegenden Stelle beschädigten Leitung. Im September sei das Kabel beispielsweise bei Mäharbeiten durchtrennt worden, berichtet Müller – die Konsequenz: ein Totalausfall. Slobodian erklärt: „Wir haben Personal, das für solche Fälle bereitsteht und tun unser Bestes, um die Kunden dann möglichst schnell wieder ans Netz zu bringen.“ Allerdings, räumt er ein, „eine Dauerlösung ist das nicht“.

Das Provisorium ist regelmäßig beschädigt. In Lesse kommt es immer wieder zu Totalausfällen der Internetanbindung. (Archiv)
Das Provisorium ist regelmäßig beschädigt. In Lesse kommt es immer wieder zu Totalausfällen der Internetanbindung. (Archiv) © Rudolf Karliczek | Rudolf Karliczek

Deutsche Glasfaser: Gasleitung verzögert dauerhafte Lösung

Perspektivisch soll ein unterirdisches Kabel die Internetanbindung der Lesser sicherstellen. „Dafür ist eine neue Spülbohrung nötig“, diese auszuführen sei jedoch gar nicht so leicht: „An der Stelle liegt bereits eine Gashochdruckleitung. Wir müssen uns also mit der Stadt und dem Gasversorger abstimmen, damit wir uns da nicht in die Quere kommen.“ Diese Abstimmungen verlaufen Slobodian zufolge derart schleppend, dass die DG noch nicht benennen könne, wann Kunden mit einer dauerhaften Lösung der Anbindungsprobleme rechnen könnten – im März war die Firma noch von April ausgegangen.

Von der Avacon Connect, die laut Energieversorger WEVG für die Gasleitung zuständig ist, erhielten wir bislang keine Antwort auf unsere Anfrage, welche Abstimmungen die DG noch treffen müsse, bevor sie mit der Spülbohrung starten könne.

Christine Flechner, Pressesprecherin der Stadt Salzgitter, betätigt, dass Unternehmen wie die DG vor der Verlegung von Leitungen die geplanten Trassen und Verlegearten bei der Stadtverwaltung vorlegen und die Zustimmung vom Fachdienst Tiefbau und Verkehr einholen müssen. „Die Bauvorhaben der Unternehmen müssen der Stadt im Vorfeld angezeigt werden, in der Regel kann eine Zustimmung durch die Stadt jedoch nicht versagt werden.“

Stadt Salzgitter darf Deutscher Glasfaser Auflagen erteilen

Weiter teilt sie mit: „Anbieter von Telekommunikationsdiensten, hier Deutsche Glasfaser, sind durch das Telekommunikationsgesetz (TKG) ermächtigt, selbständig Leitungsnetze für die öffentliche Nutzung zu erstellen. Dabei sind sie verpflichtet, ihre Netze so zu errichten und zu unterhalten, dass diese den Anforderungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung genügen.“

Allerdingt, erklärt Flechner, darf die Stadt Auflagen erteilen, beispielsweise um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, oder um Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um Gasleitungen vor Beschädigungen zu schützen.

Stadt kann Prozess nicht beschleunigen

Im Fall der DG-Leitung nach Lesse waren bereits Mitarbeitende des städtischen Fachdienstes Tiefbau und Verkehr gemeinsam mit der Baufirma vor Ort und haben einen Sicherheitsabstand zur vorhandenen Gasleitung abgestimmt, so Flechner.

Darüber hinaus, ergänzt sie, habe die Stadt Salzgitter wegen der ausschließlich privaten Rechtsverhältnisse keine Möglichkeiten, notwendige Reparaturen zu beschleunigen oder Ausfälle zu beschränken. Dennoch habe die Stadt der DG in der Vergangenheit kurzfristige Lösungswege aufgezeigt. Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern, die bei der Stadt eingehen, leitet diese an das Unternehmen weiter und bittet in diesem Zuge um beschleunigte Bearbeitung.