Salzgitter. Der Förderverein Jugendcamp Neuwerk gründete sich 1998, weil die Existenz des Lagers auf der Kippe stand. Die Rettung gelang. Das war vor 25 Jahren.

Neuwerk, eine drei Quadratkilomter große deutsche Insel im südöstlichen Teil der Helgoländer Bucht ist das Zentrum des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer, ein maritimer Lebensraum für Flora und Fauna, aber auch der Standort von Salzgitters stadteigenem Jugendcamp. Dass vor 25 Jahren ein Förderverein gegründet wurde, der diesen Ferienort für Heranwachsende vor dem Aus bewahrte, wird während einer Feierstunde am Freitag in der Mensa der Dr.-Klaus-Schmidt-Hauptschule gewürdigt. Die SZ-Redaktion sprach vorab mit Gründungs- und Vorstandsmitgliedern über ihre Erinnerungen an die Entwicklung des Camps und seine Förderer.

Wolf-Tammo Köhne (links) und Hans Tilch haben in den vergangenen 25 Jahren Spendengelder in sechsstelliger Höhe gesammelt (Archivfoto).
Wolf-Tammo Köhne (links) und Hans Tilch haben in den vergangenen 25 Jahren Spendengelder in sechsstelliger Höhe gesammelt (Archivfoto). © FMN | Valea Schweiger

Wolf-Tammo Köhne (73) war für den Förderverein ein Mann der ersten Stunde. 1998 war der Salzgitteraner SPD-Ratsherr der Stadt. Er erinnert sich noch genau an die Gründung der heute 35 Mitglieder fassenden Organisation. Weil Neuwerk zu weit weg schien von der Stahlstadt, als dass von ihr ein erkennbarer Nutzen für die in Etatschieflage geratene Kommune ausging, habe die Verwaltung der Politik vorschlagen wollen, die Mittel für Inselbegegnungen zu streichen, um damit zugleich das Budget für die Jugendarbeit zu kürzen.

In Eigeninitiative habe er, so erinnert sich Köhne, Handwerker aus Salzgitter gebeten, Renovierungsarbeiten am Jugendcamp vorzunehmen, das damals schon seit mehr als 30 Jahren bestand. Als dann im Rat die Stunde der Wahrheit nahte, habe er mit der Frage auftrumpfen können, ob es sich die Stadt wirklich leisten könne, ein Lager aufzugeben, das zur Stunde erneuert werde. Das Aus für Neuwerk war gebannt, der Förderverein aus der Taufe gehoben.

Warum sich der Förderverein gründete

Sein Ziel war schon damals klar gesteckt: Es galt, Spenden und Einsätze zur Erhaltung des Zeltlagers einzuwerben. Die Arbeit der Sponsoren aus dem Handwerk wollte der Verein weiter fördern, mit eigenen Mitteln, Mitgliederbeiträgen und freiwilligen Gaben unterstützen. Es war ein Donnerstag, der 5. Februar 1998, gegen 15 Uhr, so vermerkt es die Chronik zum Jubiläum, als 13 Frauen und Männer im Jugendamt ihre Unterschriften unter die Gründungssatzung des Fördervereins Jugendcamp Neuwerk setzten.

Köhne, der bis 2021 Vorsitzender war und dann von der pensionierten Leiterin des Fachdienstes Kinder, Jugend und Familie, Roswitha Krum, abgelöst wurde, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass es so geglückt sei, Vertreter aller Ratsfraktionen unter einem Dach zu vereinen, um so einen „guten Draht“ zur Politik zu bekommen und Neuwerk „in einen guten Zustand“ zu bringen.

Bilanz nach 25 Jahren

Alles in allem sei es seitdem gelungen, jährlich 600 bis 1000 Jugendlichen auf Neuwerk nicht nur Freizeitmöglichkeiten zu bieten, sondern auch pädagogische Unterstützung zu gewähren. Dafür sind nach Angaben von Köhne in den 25 Jahren Leistungen in sechsstelliger Höhe eingeworben worden, um das Camp zu modernisieren und an heutige Anforderungen anzupassen – in der Chronik ist von 250.000 Euro die Rede, der frühere Vorsitzende spricht von 500.000 Euro.

Finanziert wurden damit etwa der Umbau des Dachs des Haupthauses, der Erwerb von Gruppenzelten, die Sanierung der Sanitäranlagen, die Verschönerung der Außenanlagen und die Digitalisierung des Seminargebäudes. Als „Coup“ bezeichnet es Köhne, dass es zudem 2015 gelungen sei, über einen Zuschuss in Höhe von mehr als 53.000 Euro der Endlager-Konrad-Stiftung fünf Blockhäuser mit je acht Schlafplätzen auf Neuwerk zu errichten. Für die Zukunft sieht Köhne die Herausforderung, das Jugendcamp umweltgerecht auszubauen. Ein Schritt werde bereits vorbereitet, nämlich dort eine Fotovoltaik-Anlage zu errichten, die helfe, Energiekosten zu sparen.

Das sagt der frühere Schatzmeister

Hans Tilch (79), Gründungsmitglied, später Schatzmeister und von 2004 bis 2021 außerdem Geschäftsführer des Vereins, hatte sich 1998 als MBS-Ratsherr im Jugendhilfeausschuss für die Erhaltung des Jugendcamps stark gemacht. „Es war uns wichtig, auch künftig auf Neuwerk Freizeiten für Kinder und Jugendliche zu veranstalten“, erinnert er sich. Dazu sei es erforderlich gewesen, über Sponsoren und Spenden Gelder für die Sanierung und Modernisierung des Jugendcamps einzuwerben.

Auch Tilch nennt als gewichtigstes Ereignis in der Geschichte des Fördervereins die Errichtung der Blockhäuser. Künftig sei es nötig, die Belegung der Anlage zu gewährleisten und damit langfristig das Bestehen des Camps zu sichern. Wichtigste Voraussetzung: Stadt und Verein müssten auch künftig nachdrücklich für Freizeiten auf der Insel werben, sagt Tilch.