Thiede. Wer der Tote ist, steht immer noch nicht fest – Nun rückt die Polizei mit schwerem Gerät an, um den Fundort frei zu machen. So verlief die Suche.

Ein Ausweis, ein Reisepass, ein Führerschein, irgendein anderes Dokument, das auf seine Identität schließen könnte. Das wäre ein Riesenfund im Rätsel um die männliche Leiche, die Ende Oktober in der Nähe eines Kleingartenvereins in Thiede entdeckt wurde. Ungefähr 15 Polizistinnen und Polizisten haben sich die Suche nach so einem Dokument am Donnerstagmorgen zur Aufgabe gemacht.

Einsatz mit schwerem Gerät

Mit schwerem Gerät ist die technische Einsatzeinheit aus Braunschweig auf dem ehemaligen Sportplatz zugange. Kettensäge, motorisierte Grasschneider, aber auch Gartenscheren kommen zum Einsatz. Die Beamten räumen den Weg frei, kontrollieren in einem mehrere Meter großen Radius um den Fundort der Leiche jeden Zentimeter. Dabei schlagen sie sich durch Dickichte und dornige Gewächse, die schon seit über 10 Jahren unkontrolliert dort sprießen. Immer mit der Frage im Hinterkopf: Wer war dieser Mann? Wie ist er dort hingekommen?

Polizisten der technischen Einsatzeinheit aus Braunschweig entfernen die umliegenden Gräser. 
Polizisten der technischen Einsatzeinheit aus Braunschweig entfernen die umliegenden Gräser.  © Funke Niedersachsen | Marvin Weber

Identität des Toten nicht geklärt

„Wir haben die Identität des Mannes bis heute nicht geklärt“, sagt Polizeisprecher Matthias Pintak vor Ort. „Die Kollegen haben bei diesem Einsatz die Hoffnung, irgendetwas zu finden. Vielleicht auch einen persönlichen Rucksack.“ Eine letzte verzweifelte Maßnahme? Nein, sagt Pintak. Die Polizei gehe weiterhin davon aus, dass der Mann nicht durch eine unnatürliche Ursache zu Tode gekommen ist. Trotzdem wolle man den Fundort noch einmal gründlich durchsuchen. „Damit alle Optionen ausgeschöpft sind“, sagt Pintak.

Und für komplett chancenlos hält der Polizeisprecher die Suchaktion auch nicht. „Wir wissen natürlich nicht genau, wo der Mann vor seinem Tod langgegangen ist, aber die Chancen stehen ganz gut, dass die Kolleginnen und Kollegen etwas finden.“ Die Hinweise, die bisher aus der Bevölkerung zur Identität des Mannes eingegangen sind, konnte die Polizei bis jetzt noch nicht verwerten. Zur Herkunft des Toten gibt es allerdings eine Mutmaßung, die die Beamten noch nicht ausschließen wollen. In der Vergangenheit wurde im Bereich des alten Sportheims Rot Weiß Steterburg ein Mann kontrolliert.

Der Fundort der Leiche liegt nur knapp 200 Meter entfernt auf demselben Gelände. Ob es sich bei dem Toten tatsächlich um diesen Mann handelt oder nicht, ist zu diesem Zeitpunkt aber reine Spekulation, wie Pintak sagt. Sicher ist: Auch der jetzige Aufenthaltsort des damals kontrollieren Mannes oder sein damaliges Outfit ist der Polizei nicht bekannt.

Hat der Tote sich vielleicht in dem verfallenen Sportheim von Rot Weiß Steterburg aufgehalten? 
Hat der Tote sich vielleicht in dem verfallenen Sportheim von Rot Weiß Steterburg aufgehalten?  © Funke Niedersachsen | Marvin Weber

Fußspuren schwer zu erhalten

Fußspuren vom Sportheim zum Fundort der Leiche gebe es keine. Die seien in dem zugewucherten und feuchten Gebiet auch sehr schwer zu erhalten. Die Polizisten lassen es sich trotzdem nicht nehmen, das Gelände einmal zu überprüfen. Viel ist nicht mehr übrig von dem Sportheim. Die Türen sind ausgebeult oder zertrümmert, Fenster eingeschlagen. Fast jede Wand zieren mehrere Graffiti. Hinweise darauf, dass jemand sich dort länger aufgehalten haben könnte, finden die Ermittler auch im Gebäude nicht. Derweil hat auch der Vergleich mit den Vermisstendatenbanken der Polizei kein Ergebnis geliefert. „Keine der Vermisstenanzeigen passt auf unsere Leiche“, sagt Pintak.

Stirnband wird entdeckt

Nach etwas mehr als einer Stunde sägen, abknipsen und aus-dem-Weg- räumen stehen die Kettensägen und Schneidegeräte für ein paar Minuten still. Die Beamten der technischen Einsatzeinheit werden zum ersten Mal fündig. Hinter Dornen, Zweigen und Blättern wird ein Stirnband entdeckt.

Ein Beamter hebt den Arm, ruft nach einem Beutel, um das Stirnband zu asservieren. Viel Hoffnung auf eine Identifizierung der Leiche dadurch machen sie sich aber nicht. Pintak erklärt: „Selbst wenn die DNA der Leiche auf dem Stirnband gefunden wird, wissen wir nur, dass der Tote es sehr wahrscheinlich getragen hat. Wir hätten also nur ein weiteres Kleidungsstück, das man eventuell der Öffentlichkeit zeigen könnte, um Hinweise zu bekommen.“ Für ein paar Stunden laufen die Sägen dann noch weiter. Noch ein Fundstück suchen die Beamten allerdings vergebens. Auch diese Aktion gibt also keinen Aufschluss um das Rätsel der Leiche in Thiede.

Das alte Sportheim von Rot Weiß Steterburg. Der Fundort der Leiche ist ungefähr 200 Meter entfernt. 
Das alte Sportheim von Rot Weiß Steterburg. Der Fundort der Leiche ist ungefähr 200 Meter entfernt.  © Funke Niedersachsen | Marvin Weber