Liebenburg. Sie sollte einst östlichen Grenze gegen die Herzöge von Braunschweig sichern – die Liebenburg. Hier erfahren Sie mehr über ihre Geschichte.

Auf dem Reichstag in Mainz am 15. August 1235 erreichte Bischof Konrad II. die offizielle Anerkennung und politische Unabhängigkeit Hildesheims als eigenständiges Fürstbistum (Hochstift).

Aufgrund von ständigen, nachbarlichen Streitereien zwischen den Welfen und den Hildesheimer Bischöfen kam es im 13. und 14. Jahrhundert immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen.

So beschuldigte der Bischof von Hildesheim 1290 den Herrn der welfischen Harliburg bei Vienenburg, Herzog Heinrich der Wunderliche, der Duldung von Straßenräubereien zwischen Goslar und Hildesheim durch seine Burgbesatzung. Die hildesheimische Seite unter Bischof Siegfried II. von Querfurt verlangte die Übergabe oder den Verkauf der Burg, was aber abgelehnt wurde. Im Mai 1291 begann der Angriff auf die Harliburg. Am 17. August 1291 eroberte Sigfried II. die Harliburg und ließ sie später komplett zerstörten.

Neubau der Liebenburg und Kampf gegen die Welfen

Im Jahr 1292 begann man darauf hin auf Anordnung von Siegfried II. mit dem Bau der „Levenborch“ (Liebenburg). Die Burg sollte die östlichen Grenze gegen die Herzöge von Braunschweig sichern und zum Schutz der Salzvorkommen von Salzgitter dienen.

Weitere Texte von Rolf Czauderna lesen Sie hier:

Vergeblich versuchten die Welfen den Bau der Burg zu verhindern und rückten mit einem großen Aufgebot an Reiterei und Fußsoldaten von der Lichtenberger Burg heran. Die angreifenden Verbände wurden aber nach harten Kämpfen zurück gedrängt.

Der teure Unterhalt führte zu wechselnden Besitzern

Nun konnte die Liebenburg unbehelligt fertiggestellt werden. Die mit der Zeit anfallenden Baukosten für die Burg stiegen ins Unermessliche. So ordnete der Bischof erstmalig das Eintreiben einer allgemeine „Bede“ an. Selbst die Ritterschaft und teilweise auch die Geistlichkeit wurden zur Zahlung dieser Steuer verpflichtet.

Schloss Liebenburg um 1898
Schloss Liebenburg um 1898 © Sammlung Rolf Czauderna

Die Liebenburg war eine, für das Spätmittelalter typische Spornburg, die sich am Osthang eines Ausläufers des Salzgitter-Höhenzuges befand. Sie war von einer Ringmauer sowie einem Graben mit Vorwall umgeben und verfügte über sieben Wehrtürme. Einer davon war der
30 Meter höher stehende sogenannte „Wachtmeisterturm“ als frei stehendes Bollwerk. Neben Wohngebäude, Stallungen, Brauhaus, Backhaus und Brunnen verfügte die Burg wohl auch über eine Windmühle. Die Festung war seinerzeit die größte Burganlage im nördlichen Vorharz.

Oft zwang Geldnot die Besitzer, die Burg als Pfand an unterschiedliche Adelsfamilien zu geben. 1366 wurde die Burg an Braunschweig verpfändet. Zu den häufig wechselnden Besitzern unter den Adligen zählten die von Schwicheldt aus dem nahen Flachstöckheim. Stiftsmarschall Hans von Schwicheldt erweiterte die Gesamtanlage durch Neubauten und legten einen großen Teich als Flankenschutz für die Burg an.

Liebe und Krieg in der Liebenburg

Nach der Hildesheimer Stiftsfehde und dem darauffolgenden Quedlinburger Rezesses am 13. Mai 1523 wurden territoriale Veränderungen festgeschrieben, die sich im Konflikt ergeben hatten. Dies bedeutete insbesondere für die Fürsten von Braunschweig-Wolfenbüttel einen großen Zugewinn. Auch das Territorium des Amtes Liebenburg wechselte in den Besitz der Welfen. Heinrich der Jüngere von Braunschweig wurde Herr der alten Burg. Er benutzte sie um dort 1541/1542 seine Geliebte, das Hoffräulein Eva von Trott, zu verstecken.

Während einer Auseinandersetzung des Schmalkaldischen Bundes mit Herzog Heinrich dem Jüngeren eroberte Graf Vollrad von Mansfeld, 1552 die „Levenborch“ und hielt sie für kurze Zeit besetzt.

Während des Dreißigjährigen Krieges war die Liebenburg zeitweise das Hauptquartier des bedeutenden Feldherrn und Oberbefehlshabers der kaiserlichen Truppen Albrecht von Wallenstein.

1633 nahmen schwedischer Truppen die Burg ein, wobei sie stark beschädigt wurde. 1641 eroberten kaiserliche Truppen die Festung zurück. 1643 fiel die zerschossene Burg durch einen Friedensvertrag an den ursprünglichen Erbauer, das Hochstift Hildesheim, zurück.

Abbruch der Burg und Neubau zum Jagd- und Lustschloss

Durch den Einsatz neuer Feuerwaffen verloren die Burgen mit der Zeit an Bedeutung. Auch die Liebenburg geriet in Vergessenheit und das einst stolze Anwesen verfiel zunehmend. Clemens August von Bayern, Kurfürst und Erzbischof von Köln, sowie Fürstbischof von Hildesheim, ließ in den Jahre 1750 bis 1754 die Reste der Burg abbrechen und Wälle und Gräben einebnen.

Teich und Burgberg Liebenburg
Teich und Burgberg Liebenburg © Sammlung Czauderna

Der Jagd begeisterte Kurfürst ließ sich an selber Stelle zwischen 1754 und 1760 ein Jagd- und Lustschloss im klassischem Rokoko-Stil als Sommerresidenz errichten. 1756 brach der Siebenjährige Krieg aus. Bis 1760 betrugen die Baukosten ca. 26.000 Reichstaler. Aus Geldmangel konnte vorerst nur der Westteil fertig gestellt werden. Hier befindet sich eine integrierte, katholische Barockkirche mit dem berühmten Deckenfresko des bayrischen Barockmalers Joseph Gregori Winck. Erst 1815 bis 1818 erfolgte, zwei Jahre nach dem Tode seines Erbauers, die vollständige Fertigstellung des Gebäudes.

Im Ostflügel des Schlosses hatten im 19. Jahrhundert das Amt Liebenburg und das Amtsgericht ihren Sitz. Das Amt wurde 1885 aufgelöst. Das Amtsgericht wurde 1959 nach Salzgitter-Bad verlegt.

Die Liebenburg heute

Anschließend stand das Schloss mehrere Jahre leer. Der international bekannte Maler und Grafiker Professor Gerd Winner kaufte das Schloss 1974 aus Landesbesitz und verlegte seine Wohn- und Wirkungsstätte nach Liebenburg.

Ein Besuch der verblieben Festungsruinen auf dem 210 Meter hohen Burgberg lohnt sich allemal. Der noch vorhandenen „Flankierungsturm“ an der Ostflanke der Burgmauer wurde 2003 aufwendig saniert und kann für Ausstellungen, Trauungen und Empfänge genutzt werden.

Der „Hausmannsturm“ der als Wehr- und Wachturm außerhalb der eigentlichen Burganlage errichtet wurde sowie der sogenannte „Schulturm“, der sich im südwestlichen Bereich der ehemaligen Burg befindet, stellen beliebte Aussichtspunkte dar.

Die Burganlagen sind jederzeit öffentlich zugängig, Führungen durch Barockschloss und Kirche werden für Gruppen auf vorherige Anfrage angeboten. Die Kontaktaufnahme hierfür erfolgt über das Bürgerbüro der Gemeinde Liebenburg.