Liebenburg. Gegen Höchstgebot ist in Liebenburg eine Eiche verkauft worden, die nun als Grundlage für Möbel in Bayern weiterverarbeitet werden soll.

Zwischen dem Pflanzen und der Ernte eines Baumes liegen im Wald mehr Jahre, als ein Berufsleben hat. Selten ist dieser für den Forstberuf selbstverständliche Umstand so eindrücklich wie bei der Ernte nicht nur Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte lang gepflegter Bäume, wie jetzt in den Wäldern bei Wehrstedt, heißt es in einer Mitteilung der Niedersächsischen Landesforsten. 250 Jahre lang seien die Eichen, von denen jetzt einige als qualitativ höchsten Ansprüchen genügendes Wertholz genutzt werden, von Generationen von Forstleuten gepflegt worden.

Bäume wurden vor etwa 250 Jahren gepflanzt

Jörg Rischmüller, Förster im Niedersächsischen Forstamt Liebenburg, arbeite heute in den damals gepflanzten Wäldern: „Rund 250 Jahre nach der Pflanzung stehe ich hier und darf die gut gepflegten Bäume – und damit auch die Früchte der Arbeit meiner Vorgänger – ernten. Die Ernte solcher Bäume ist immer wieder eine verantwortungsvolle Aufgabe, hat die hier arbeitenden Forstleute in der Vergangenheit viel Energie in der stetigen Pflege der Eichen gekostet und geht damit nicht nur leicht von der Hand“, wird er zitiert.

Vor allem werde man sich hierbei der Verantwortung bewusst, die gleichen Nutzungsmöglichkeiten, die das Wirken Rischmüllers Vorgänger heute ermöglicht haben, auch den kommenden Generationen zu ermöglichen.

Gerade Eichen bieten Lebensraum für viele Arten

Allerdings dürfe auch nicht vergessen werden, dass gerade Eichen einen wertvollen Lebensraum für viele Arten böten. Daher habe Rischmüller die jetzt genutzten Stämme gemeinsam mit dem Naturschutzförster ausgewählt. Eine der Eichen aus den Wäldern von Rischmüller sei bei der Wertholzsubmission in Liebenburg gegen Höchstgebot verkauft worden. In einem bayrischen Furnierwerk werde der Eichenstamm nun zu hauchdünnen Furnieren weiterverarbeitet.

Diese würden anschließend als Dekore für den Innenaus- und Möbelbau verwendet. Bis zu 750 Quadratmeter Oberfläche könnten mit den Furnieren aus nur einem Kubikmeter Eichenholz verziert werden. Der bei Salzdetfurth geerntete Stamm werde durch seine Größe rund 2700 Quadratmeter bedecken können.

Nutzungsmöglichkeiten im Blick behalten

„Man fragt sich schon, was eines Tages aus den Eichen werden wird, die wir heute pflanzen. Sicherlich hat sich zum Zeitpunkt der Pflanzung der heute genutzten Eichen auch niemand vorstellen können, was letztlich aus dem Stamm werden würde“, mutmaßt Rischmüller. Umso wichtiger sei es, bei den heute gepflanzten Wäldern auch die zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten für die nächsten Generationen im Blick zu behalten.

Neben ihren ökologischen Eigenschaften, die ihr in Zeiten des Klimawandels eine gute Prognose bescheren, habe die Eiche auch deshalb einen nennenswerten Anteil an den Baumarten, die derzeit vor allem bei der Wiederbewaldung durch Sturm und Borkenkäferplage geschädigter Flächen zum Einsatz kommen.