Drütte. Der Appellplatz des ehemaligen Konzentrationslagers Drütte ist wegen Corona bei der Gedenkstunde leer.

Seit 1985 organisiert der Betriebsrat der Salzgitter Flachstahl GmbH mit dem Arbeitskreis Stadtgeschichte ein Gedenken zur Erinnerung an die Befreiung der Stadt Salzgitter vom deutschen Faschismus am 11. April 1945. In diesem Jahr blieb der Appellplatz des ehemaligen Konzentrationslagers Drütte fast menschenleer. Nur der Betriebsratsvorsitzende Hasan Cakir stand mit einem Blumengesteck vor der Erinnerungstafel, teilt der Betriebsrat mit.

Seit Anfang des Jahres liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Mit dem Arbeitskreis Stadtgeschichte war das Schwerpunktthema für die Auszubildenden festgelegt. Sie beschäftigten sich in einem einwöchigen Seminar Anfang März mit dem Luftangriff auf den Räumungstransport aus Salzgitter am Güterbahnhof Celle. Der Geschäftsführer der Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten, Dr. Jens-Christian Wagner, konnte als Hauptredner gewonnen werden. „Ausgerechnet zur 75. Wiederkehr der Befreiung der Stadt Salzgitter ist der Platz verwaist“, drückt Cakir bedauernd aus. Dies schmerze ihn besonders, da er seit über zehn Jahren großen Wert darauf lege, dass die Auszubildenden einen Teil der Gedenkstunde mitgestalten. Damit übernähmen sie eine große gesellschaftliche Verantwortung. Die Erinnerung sei wichtig, damit ein derartiges Verbrechen nie wieder geschehe.

In diesem Jahr hätten die Auszubildenden diese Ereignisse nach dem Fliegerangriff im Güterbahnhof Celle dargestellt. Für die Bomberstaffeln der Alliierten war nicht ersichtlich, dass sich in den Deportationszug KZ-Häftlinge auf Weg in das KZ Bergen-Belsen befanden. Die Waggons wurden zum Teil getroffen, die fliehenden Häftlinge wurden von der SS verfolgt, einige konnten sich in der Umgebung verstecken. Die Unmenschlichkeit des damaligen Systems werde darin deutlich, dass mindestens 170 Menschen im Massaker von Celle durch SS und Celler Bürger zusammengetrieben und ermordet wurden.

In Cakirs nicht gehaltener Eröffnungsrede wollte er für heute und in Zukunft die Wichtigkeit herausstellen, dass sich junge Menschen für ein friedvolles Zusammenleben einsetzen. Cakir möchte herausheben, dass der Arbeitskreis Stadtgeschichte ein virtuelles Gedenken in diesem Jahr organisiert hat. Seit dem 8. April werden bis zum 8. Mai zweimal wöchentlich Ereignisse und Schicksale von ehemaligen KZ-Häftlingen auf der Internetseite der Gedenkstätte vorgestellt.

Abschließend erinnert Cakir an eine langjährige Tradition, die der Arbeitskreis Stadtgeschichte vor vielen Jahren angeregt hatte. Danach haben sich viele Organisationen dafür entschieden, während der Gedenkstunde keinen Trauerkranz niederzulegen, sondern das Geld für Projekte des Vereins zu spenden. „In diesem Jahr wäre eine Spende für den Arbeitskreis Stadtgeschichte ein schönes Zeichen“, so Cakir. Er bedauert, dass man in diesem Jahr nicht gemeinsam auf dem ehemaligen Appellplatz zusammenstehen könne. Dennoch möchte er die Menschen gedanklich verbunden wissen.