Salzgitter. Gegründet wurde die ARD im Juni 1950, gesendet wurde ab Ende Oktober 1954. Erst auf Umwegen konnte Bundeskanzler Adenauer das ZDF durchsetzen.

Was läuft denn heute im Ersten? Für viele bleibt das bis heute eine Standardfrage. Doch gehen wir für den Moment zurück in das Jahr 1970. Rundfunk – darunter fallen Fernsehen und Hörfunk – bestand ausschließlich aus öffentlich-rechtlichen Programmen. Was heißt das? Ganz einfach: Der Staat sichert die Rahmenbedingungen für einen staatsfern organisierten Rundfunk. Dieser ist in Form von „Anstalten“ organisiert, die mehr oder weniger von der Gesellschaft getragen werden und einen genauen rechtlichen Rahmen besitzen. Für sie ist also sehr genau formuliert, was sie tun dürfen und was nicht. Konkret hieß das über vierzig Jahre: Es gab drei Fernsehprogramme, die man empfangen konnte. Das Erste, das Zweite und die Dritten.

Das Erste ist das Ergebnis einer „föderalen Struktur“. Der Rundfunk ist in Deutschland nämlich zumindest politisch eine Sache der Länder. Deshalb gibt es über die Bundesländer verteilt unterschiedliche Rundfunkanstalten, die Hörfunkprogramme anbieten und für die Dritten zuständig sind. Das Erste heißt nicht nur so, weil es in den meisten Familien bis heute auf dem ersten Programmknopf des Fernsehgerätes liegt, sondern weil es tatsächlich das erste in Deutschland verfügbare Programm war. Das Erste ist das Hauptprogramm der ARD – der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland. Das Erste ist also ein Gemeinschaftsprogramm, das Zulieferungen aus unterschiedlichen Anstalten bekommt. Zunächst hieß es übrigens „Deutsches Fernsehen“, später „Erstes Deutsches Fernsehen“ und heute eben nur noch „Das Erste“. Gegründet wurde die ARD im Juni 1950, gesendet wurde ab Ende Oktober 1954.

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk sollte immer staatsfern organisiert sein, das war die Maßgabe. Doch Medien und Politik sind nur schwerlich voneinander zu trennen. Die besondere Organisation des Fernsehens brachte Bundeskanzler Adenauer in den frühen Jahren regelmäßig auf die Palme: Das Programm der ARD sei zu links, zu regierungskritisch und zu unausgewogen. Deshalb ließ Adenauer 1960 eine eigene „Deutschland Fernsehen GmbH“ gründen. Aber einige SPD-geführte Bundesländer gingen zum Bundesverfassungsgericht, das die Pläne Adenauers vereitelte. Erst auf Umwegen konnte Adenauer das ZDF – das Zweite Deutsche Fernsehen – durchsetzen, als eine weitere „Anstalt des öffentlichen Rechts“, die dem Einfluss der Länder gänzlich entzogen war.

Natürlich hatte das ZDF eine leicht andere Tonalität. Daneben ist bis heute eine politisch konservativere Färbung zu spüren. Die Dritten übrigens liefern bis heute nur regionale TV-Angebote, deshalb werden Sie als Ableger der einzelnen länderbezogenen Rundfunkanstalten auch nur im Plural genannt. Was noch zu sagen bliebe? Nun, die Medienwelt hat sich stark verändert – privatwirtschaftliche Sender haben das Mediensystem seit den 1980er-Jahren neu geordnet, „Video on Demand“ garantiert derweil, dass Fernsehen in Zukunft nicht mehr das sein wird, was es war. Es wird spannend bleiben, wie „Das Erste“ und „Das Zweite“ sich in dieser vielleicht sogar „fernseh-“ aber nicht „bewegtbildfreien“ Zukunft definieren.

Die Reihe „25 Fragen - 25?Antworten“ beruht auf einer Broschüre der Hochschule Ostfalia zum 25. Geburtstag des Campus’ Calbecht. Mitarbeiter verschiedener Fachbereiche geben darin 25 Antworten auf 25 Alltagsfragen. Wir stellen die Texte in loser Folge vor.