Hallendorf. Renate und Hainer Roth leben im Wohnheim des CJDs in Hallendorf. Streit mögen sie nicht, dafür umso mehr Karel Gott und die Beatles.

Es duftet nach Nudeln mit Kräutersauce. Hainer Roth kommt mit zwei vollen Tellern in den Wohnraum hinein. Er lächelt, die Teller lässt er nicht aus den Augen. Schließlich darf nichts daneben gehen. Ein Teller für ihn, den zweiten für Renate. Seine Renate. Sie sitzt zwei Stühle neben ihn. So sei die Sitzordnung, schon immer hier im Wohnheim des Christlichen-Jugenddorfwerks Deutschlands (CJD). Am Tisch lassen es sich die sechs Bewohner schmecken. Es wird gelacht, dazu gibt es Späße. Im Anschluss macht es sich das Ehepaar Roth auf der grünen Couch gleich neben dem Esstisch gemütlich. Hainer hat nur noch drei Puzzleteile, dann ist sein Dinosaurier fertig. Renate sitzt neben ihm. Die ersten Zentimeter verwobener Wolle hält sie in den Händen. Ihren roten Wollefaden strickt sie geduldig zu einer kleinen Wurst. Die beiden Rentner genießen die gemeinsame Zeit. Keinen Tag seien sie, seitdem sie sich kennengelernt haben, getrennt gewesen. Und das ist nun schon 37 Jahre her.

1981 haben sich die beiden in den Hallendorfer Werkstätten für Menschen mit Behinderungen kennengelernt. Renate wusch und bügelte in der Wäscherei, während Hainer im Gartenbau und als Springer in der Tischlerei aushalf. Gemeinsam fuhren sie im Bus tagein und tagaus zur Arbeit nach Hallendorf. Irgendwann hat es gefunkt zwischen den beiden. „Aber Liebe auf den ersten Blick war es nicht“, betont Hainer. Dafür wollte Renate, die damals noch bei ihrer Tante wohnte, nach dem Händchen halten und den ersten Küsschen schnell mehr. Sie stellte Hainer die gewisse Frage, ohne großen Schnickschnack. Nach seinem „Ja, ich will“ kam die Hochzeit mit 60 Gästen, weißem Brautkleid und schicken Anzug. Nach der Trauung im Lebenstedter Rathaus und der Vermählung in der Hallendorfer Kirche wurde zünftig gefeiert. „Renate sah wirklich schön aus. Aber ich auch“, erinnert sich Hainer. Dann zog das junge Brautpaar mit geistiger Behinderung in Thiede in ihr erstes gemeinsames Reich.