Lebenstedt. Als Joud Nassar vor vier Jahren nach Salzgitter kam, verstand sie kein Wort deutsch. Nun ist sie die beste Abiturientin ihrer Schule.

Als die 14-jährige Joud Nassar im Juni 2014 in Salzgitter ankam, wollten ihre Eltern mit den drei Töchtern eigentlich nur drei Monate bleiben – eine Pause vom Krieg in Syrien, in Sicherheit noch dazu. Aus der Pause wurde ein „für immer“, Deutschland ist ihre neue Heimat geworden, und Joud Nassar hat gerade das beste Abitur am Gymnasium am Fredenberg hingelegt. Abi-Note: 1,4.

Ob ihre Eltern stolz seien? „Ja, schon, sehr stolz“, sagt Joud Nassar vorsichtig lächelnd. Am Tisch von Schulleiterin Verena Akkermann sitzt eine große, schlanke junge Frau mit dunklen, langen Haaren und wachen Augen. Mit diesen Augen hat Joud in den vergangenen vier Jahren über vielen, vielen Büchern gesessen und Wissen aufgesaugt. Im Juni 2014 konnte sie kein Wort Deutsch, heute spricht sie fast akzentfrei. Die schulische Karriere der Syrerin begann an der Hauptschule An der Klunkau, aber bereits im zweiten Halbjahr wechselte sie ans Gymnasium. In Sprachlernklassen begann sie Deutsch zu lernen, zu Hause übte sie weiter. „Man musste auch immer etwas alleine machen“, erinnert sie sich. Nach einem Jahr konnte sie sich verständigen, nach zwei Jahren gut sprechen und alles verstehen. Aber nicht nur die Sprache musste gelernt werden, auch das Leben drumherum fiel nicht einfach so an seinen Platz.