Lebenstedt. Das tödliche Ende eines Sorgerechtsstreits erschüttert Salzgitter – und eine ganze Familie.

Der Ahorn spendet Schatten. Aber keinen Trost. Aus den Gesichtern der Männer und Frauen unter der Krone des Baums spricht Schock und Trauer. Auch wenn der mutmaßliche Mörder von Emine (30) gerade gefasst wurde. Auf weißen Polsterstühlen auf der Rasenfläche vor dem grauen Häuserblock blicken sie auf ihre Smartphones. Zeigen sich Bilder. Diskutieren. Schütteln ungläubig den Kopf. Keine 12 Stunden zuvor wurde Emine, ihre Nichte, Enkelin, Tochter, Freundin, erschossen. Hier im Vorgarten der Wohnung ihrer Eltern am Jägerweg in Lebenstedt.

Der Großvater der getöteten 30-Jährigen saß neben ihr, als ihr Ex-Freund in seinem weißen Golf vor dem Haus hielt. „Da“, zeigt er. Nur etwa fünf Meter entfernt. Der 38-Jährige sei sofort ausgestiegen, mit der Waffe in der Hand. Wortlos sei er näher gekommen. „Es gab ein Gerangel.“ Ein Projektil traf die ältere Schwester (32), die noch am Abend des 28. Mai im Krankenhaus Lebenstedt operiert wurde. Dann habe er auf Emine gefeuert ­-- und traf sie im Kopf. Vor den Augen ihrer vier gemeinsamen Kinder. Wie oft der Mann schoss? Emines Großvater weiß es nicht. Dreimal? Viermal? Eine Kugel habe ihn knapp verfehlt.