In Hatta im Hadschar-Gebirge können sich Dubai-Touristen vom Gigantismus der Scheichmetropole erholen.

Die Uhren ticken langsamer in Hatta. Hier, im Hinterland des arabischen Emirats, ist von der rasant wachsenden und sich stetig verändernden Supermetropole Dubai wenig zu spüren. 100 Kilometer trennen den verschlafenen Wüstenort von der Hauptstadt. Eine Fahrt, die sich lohnt. Fernab von Baulärm und Gigantismus können Besucher die Natur und Tradition des Emirats entdecken.

Während in Dubai mit dem Burj Khalifa das mit 829 Metern höchste Bauwerk der Welt steht und Besucher dank Skihalle auch auf Schnee mitten in der Wüste nicht verzichten müssen, ist es in Hatta bereits ein Abenteuer, den Wanderweg zu finden. In der Exklave mit 12 200 Einwohnern nahe der Grenze zum Oman entstehen gerade zwei beschilderte Routen. Die ersten ihrer Art in Dubai. Sie sollen mehr Touristen nach Hatta locken.

Dubai

Nur den Startpunkt zu finden, entpuppt sich als überraschend schwieriges Unterfangen. Selbst die Bewohner Hattas wissen keinen Rat. Und so wird der Plan, eine kurze abendliche Wandertour bei angenehmen 24 Grad Celsius zu unternehmen, ein Fall für die Polizei.

Die Beamten sind hilfsbereit. Sie erklären nicht nur den Weg, sie eskortieren die kleine Reisegruppe durch den Ort bis zum Ausgangspunkt der Wanderroute am Hatta Mountain Bike Trail Centre.

Es fühlt sich sicher an, durch die karge, faszinierende Landschaft zu laufen, bevor die Sonne hinter dem Hadschargebirge verschwindet. Es ist still, nur das Rauschen des mannshoch gewachsenen Schilfs im ausgetrockneten Flussbett ist zu hören. Die milden Temperaturen und die Ruhe ziehen auch die Einheimischen hierher. „50 Prozent unserer Gäste kommen aus der Nähe, die andere Hälfte aus aller Welt – aus den USA, Deutschland oder Frankreich“, berichtet Deborah Thomson. Die Britin leitet das einzige Hotel des Ortes.

In der Nähe liegt der Sommerpalast des Scheichs

Das modernisierte Vier-Sterne-Haus Hatta Fort Hotel entstand 1981 und umfasst 52 Zimmer. Es zählt zu den ältesten Hotels Dubais und liegt nahe dem Sommerpalast des Scheichs und dem Hatta Fort aus dem 18. Jahrhundert. Die Wehranlage mit den Türmen, die Juma-Moschee und die Lehmhäuser sollen Einblicke in das frühere Leben im Emirat geben.

Schon der Weg nach Hatta ist die Reise wert. In rund zwei Stunden lässt sich der Ort mit dem Auto von Dubai aus erreichen. Zahlreiche Anbieter wie Orienttours bieten Ausflüge an. Dabei nimmt der Fahrer den Weg durch die Sandwüste. Von der Autobahn geht es einen kleinen Weg entlang. Kurz wird gestoppt und die Luft aus den Reifen leicht abgelassen.

Und dann erfahren Europäer, was so ein Geländewagen wirklich alles kann. Die rasante Fahrt über die Sanddünen ist purer Nervenkitzel, aber sie hält auch einen atemberaubenden Blick in die Wüste parat.

Einen untypischen Kontrast bietet der Stausee Hatta Dam. Das grünlich schimmernde Wasser ist umrahmt von dunklem Fels. Mitten in der Wüste paddeln Touristen im Kajak neben Einheimischen im Tretboot, die man an ihrer weißen Kopfbedeckung deutlich erkennen kann. Ein Bootsverleih am Fuße des Berges bietet Fahrten im Kajak allein oder zu zweit an sowie ein Wasserfahrrad, ein Tretboot und Boote für Gruppen – samt Platz fürs ausgiebige Wasserpicknick.

In Hatta empfängt uns an der Hotelrezeption Mitarbeiterin Sarah Alkaabi. Sie trägt einen schwarzen Schleier. Sie pflegt die Tradition und gehört doch zur jungen modernen Generation. „Ich mag es, andere Kulturen kennenzulernen und Menschen zu treffen“, sagt die 19-Jährige, die aus Hatta stammt und in Dubai studiert hat. Alkaabi möchte später heiraten, aber nur wenn ihr Mann ihr das Arbeiten erlaubt – das ist in Dubai laut Gesetz notwendig.

Wer den Kontrast zwischen Tradition und Aufbruch verstehen will, findet in Hatta definitiv Antworten.