Flattach. Wintersport als Klassenfahrt: Die Rühener Realschule fährt mit drei Jahrgängen auf den 3000 Meter hohen Mölltaler Gletscher.
Was tun, wenn die eigenen Eltern nicht Ski fahren oder die Familienfahrt schon vorüber ist und der Schnee und die Berge immer noch laut rufen? Vereine mit Wintersportsparte können da helfen und – na, klar – die Schule.
Eine solche ist die Rühener Realschule, die seit 10 Jahren mit ihren Kindern Ski laufen geht. Dieses Jahr ging es ganz weit hinauf: Auf den gut 3000 Meter hoch gelegenen Mölltaler Gletscher, unweit des Groß Glockners, Österreichs höchstem Berg. Mit dabei: 40 Kinder und Jugendliche und neun Erwachsene, darunter die Autorin dieser Reisereportage als Skilehrerin.
Andere Schulen als Vorbild
Der Motor im Geschehen: Elke Treptow-Lampert, Mathe-Lehrerin, zudem Unterrichtende in Technik und Werken. Vor gut eineinhalb Jahrzehnten hatte die Pädagogin ihre Liebe zum Skifahren entdeckt. Schnell entstand der Wunsch, die Passion an die Schüler weiterzugeben. „Ich habe auf der Piste andere Schülergruppen gesehen und gedacht, das wollen wir auch“, schildert sie. Eine Mitstreiterin fand sie in Kollegin Susanne Steinort, Mathe-, Textil- und Sportlehrerin und gleichsam entschlossen, den Kindern das Skifahren näher zu bringen. Die beiden machten eine skipädagogische Ausbildung, und schnell war die Skifreizeit fester Bestandteil im Schulprogramm.
Dabei geht es bei weitem nicht nur um den Spaß im Schnee. Rektorin Doris Benecke, selbst seit drei Jahren bei den Fahrten dabei, unterstreicht reichlich Nebeneffekte. „Es geht nicht nur um die Bewegung in der Natur, sondern auch um Sozialkompetenz, ums Miteinander und die Konfliktfähigkeit.“ Wichtiger Punkt sei der altersübergreifende Charakter.
Die 7. bis 9. Klasse war diesmal dabei. Und durchaus mit dem Ziel, dass Große am letzten Tag der Skifreizeit Verantwortung über Kleine übernehmen: Dann war in Kleingruppen freies Fahren erlaubt und natürlich so, dass alle heil wieder unten ankommen. Selbstredend hatten die Pädagogen dabei vorgebeugt. Ihren Schützlingen waren nur zwei Pisten erlaubt – über die die Betreuer wie Satelliten kreisten und wie zufällig zur Stelle waren, wenn es Probleme gab. Bis auf verdrehte Knie und die Heimfahrt auf dem Schneemobil (unter neidvoll-bewundernden Blicken der Mitschüler) verlief auch diese Unterrichtseinheit reibungslos.
Und klar, das Rennen um die schnellsten Zeiten durfte im Wochenprogramm nicht fehlen. Benotet wurde in den unterschiedlichen Leistungsgruppen und weil schließlich alle was von dem Event haben sollen, hält die Fahrtenleitung die Resultate sicher unter Verschluss: Bis zum Frühjahr, wenn an der Schule die gemeinsame Abwinterfeier stattfindet.
Reichlich Vorarbeit zu Hause
Rektorin Benecke, die selbst erst seit drei Jahren auf Skiern steht und gemeinsam mit den Anfänger-Kindern erste Versuche unternommen hatte: „Man könnte ja meinen, dass das immer eine prima Urlaubs- und Erholungswoche in den Bergen ist. Dazu hängt allerdings zu viel daran. Es ist eine Menge Vorarbeit, die die Fahrtenleitung absolviert, und im Laufe der Skiwoche gibt es reichlich zu tun. Dafür ist es aber jedes Mal ein unvergessliches Erlebnis.“
Zum Abendprogramm gehörten Aufgaben, die die Schüler zu lösen hatten. Je nach Zimmerbesetzung mussten Teams Herausforderungen wie Pyramide bauen oder beliebte Songs darstellen lösen. Motto: Einer für alle, alle für einen und immer mit Einsatz und Spaß.
Durchweg ernst ging es am Auftaktabend zu: Da wurde noch einmal das Verhalten auf der Piste abgefragt. Das Leiterteam hatte dies mit den Kindern zu Hause bereits genauestens erarbeitet.