Braunschweig. Der Braunschweiger Betrieb BBR zieht sich aus dem Iran zurück. Das Land hat allerdings Bedarf an deutschen Produkten.

Niedersachsen ist durch Trumps Ausstieg aus dem Abkommen kalt erwischt. „Ich hoffe sehr, dass die verbleibenden Vertragspartner des Atomabkommens auch weiterhin zum Atomabkommen stehen und eine politische Lösung finden, die auch den eingeleiteten wirtschaftlichen Entwicklungsprozess stützt“, erklärte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU).

Unter Vorgänger Olaf Lies (SPD) hatte das Land Ende 2016 eine Repräsentanz in Teheran eingerichtet. Damit übernehme Niedersachsen bei Kontakten in den Iran eine Vorreiterrolle, hatte Lies erklärt. „Das große Interesse der Iraner an deutschen Produkten, an Investitionen und auch an Know-how ist mit Händen zu greifen“, so Lies seinerzeit. Der Iran sollte ausdrücklich als Mittelpunkt des gesamten dortigen Wirtschaftsraums erschlossen werden. Als ein Hauptproblem bei Geschäften mit Iran gilt seit langem der Zahlungsverkehr. Mit Rücksicht auf ihre Geschäfte in den USA scheuen viele Banken solche Geschäftsabwicklungen. Die Begleitung des Iran-Geschäfts durch deutsche Banken könne noch schwieriger werden als ohnehin schon, fürchtet denn auch Althusmann.

Auch das Braunschweiger Unternehmen für Bahnautomatisierungen BBR hatte damit Probleme. „Der Zahlungsverkehr war auch nach dem Atomabkommen mit dem Iran nach wie vor schwierig“, berichtet Frank-Michael Rösch, Geschäftsführer der BBR Rail Automation und damit zuständig für das internationale Geschäft des Unternehmens. Seine Fühler hat BBR bereits 2010 nach Iran ausgestreckt. Im vergangenen Jahr aber – als absehbar wurde, dass der US-Präsident Donald Trump das Abkommen vielleicht aufkündigt – entschied BBR, die Geschäfte im Iran auf Eis zu legen. Anfang dieses Jahres war es soweit. Laufende Projekte gab es nicht, dafür aber weit gediehene Vertragsverhandlungen. „Die Geschäftsfreundschaften haben darunter gelitten. Die Iraner können unsere Entscheidung zwar nachvollziehen, sie sind aber trotzdem enttäuscht.“ BBR hätte beispielsweise Komponenten für die Erneuerung des Metro-Systems in der iranischen Hauptstadt Teheran geliefert.

Das Exportvolumen war nach Stand der Projektabschlüsse laut Rösch bisher „untergeordnet“. „Was wir allerdings für Geschäfte im Blick hatten, hätte schon ein Volumen von einigen Millionen Euro pro Jahr bedeutet. Das wäre ein deutlicher Anteil an unserem Auslandsgeschäft gewesen“, so der Geschäftsführer.

Vergangenes Jahr baute der 200-Mann-Betrieb seine Geschäftsbeziehungen in die USA aus. „Wir wollten die deutlich vielversprechenden Geschäfte dort nicht gefährden“, erklärt Rösch den Iran-Rückzug. Die USA erwarten von Unternehmen in ihren verbündeten Ländern, wie etwa Deutschland, die Geschäfte mit Iran einzustellen. Tun sie das nicht, drohen ihnen ebenfalls Sanktionen. Davor warnte zuletzt auch Bernd Meier, Geschäftsführer der IHK Braunschweig.

Rösch bezeichnet den Rückzug aus dem Iran-Geschäft als „pragmatische Entscheidung“. „Das Potenzial für unser mittelständisches Unternehmen ist in den USA ungleich größer“, sagt er. Die Entscheidung sei für die Sicherung des Unternehmens und in Anbetracht der Verantwortung gegenüber Mitarbeitern gefällt worden. „In den Spiegel gucken kann ich dabei nur begrenzt“, sagt Rösch.

Denn der Geschäftsführer glaubt, dass der Rückzug deutscher Unternehmen dem Land nicht gut tue. „Iran hat großen Bedarf an Infrastruktur und Investitionsgütern.“ Rösch reiste 2011 zum ersten Mal in den Iran. Insgesamt bezeichnet er die Situation als bedauerlich. „Es wäre eine Win-Win-Situation gewesen, für deutsche Unternehmen und den Iran.“ Die Firma für Bahnautomatisierungen fällt aber nach eigenen Angaben weich. „Wir haben Vorkehrungen getroffen und Alternativen im nordamerikanischen Raum“, so Rösch.