Berlin. Die CDU hat ihr Team komplett. Von der Leyen bleibt Ministerin.

Sie hat es getan. Angela Merkel hat ihre Kandidaten für ein mögliches neues Kabinett berufen. Dabei hat sie Kritiker, jüngere Gesichter und bislang eher unbekannte Namen berufen und langjährige Vertraute außen vor gelassen. Merkel präsentierte am Sonntagabend in Berlin ihre Liste, eine „nicht ganz einfache Aufgabe“, wie sie selbst sagte.

Mit Jens Spahn befördert Merkel ihren prominentesten Widersacher in ein Ministeramt, wenn die SPD-Mitglieder den Weg für eine erneute Große Koalition frei machen. Sie trägt damit ihren Kritikern Rechnung. Diese hatten nach dem historisch schlechten Wahlergebnis der CDU bei der Bundestagswahl im vergangenen Herbst vehement eine personelle Erneuerung gefordert. Merkel hofft nun, den profilierten Politiker einzubinden und zugleich den konservativen Flügel zu befrieden. Mit dem Gesundheitsministerium hat Spahn ein schwieriges Ressort geerbt. Mit der Personalie weiß Merkel die Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU von Carsten Linnemann sowie die Junge Union mit ihrem Vorsitzenden Paul Ziemiak hinter sich. Sie begründete ihre Wahl mit der nötigen „Generationengerechtigkeit“.

Kritiker begrüßen das Personal

Diese konservativen Widersacher komplett zu verprellen, wäre unklug gewesen – der CDU-Vorsitzenden ist das durchaus bewusst. Linnemann begrüßte die Personalien jedenfalls. Bitter ist die Personalie für Hermann Gröhe, einen langjährigen Vertrauten der Kanzlerin. Ebenfalls aus NRW stammend, war für ihn kein Platz mehr auf der CDU-Männerseite im neuen Kabinett Merkel. Diese personelle Veränderung bezeichnete Merkel dann auch als äußerst „schmerzhaft“. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und der bisherige Kanzleramtschef Peter Altmaier werden hingegen wieder zur Ministerriege der angestrebten Großen Koalition gehören – Altmaier wechselt vom Kanzleramt ins Wirtschaftsressort. Der Saarländer, der zurzeit auch als geschäftsführender Finanzminister im Amt ist, ist Merkels Mann für alle Fälle und unverzichtbar. Nun soll er es als Wirtschaftsminister richten. Die Niedersächsin von der Leyen bleibt an der Spitze des Verteidigungsressorts und somit Oberbefehlshaberin der Bundeswehr. Die machtbewusste Ärztin ist in der Truppe nicht besonders beliebt.

Merkel hatte versprochen, die Hälfte der CDU-Posten mit Bewerberinnen zu besetzen; auch deshalb brauchte es weitere Frauen. Die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner zieht als Ministerin ins Landwirtschaftsministerium. Merkel präsentierte am Sonntag ihrem Präsidium aber auch eine große Überraschung. Die bislang in der Öffentlichkeit unbekannte NRW-Bundestagsabgeordnete Anja Karliczek soll neue Bildungsministerin werden. Die 46-Jährige ist gerade parlamentarische Geschäftsführerin in der Unionsfraktion geworden, gilt als Macherin. Die Hotelierstochter hat Ausbildungen als Bank- und als Hotelfachfrau gemacht. Im Fernstudium bildete sie sich zur Diplom-Kauffrau weiter. Der Staatsminister im Kanzleramt, Helge Braun, wird nach Merkels Vorstellungen neuer Chef des Kanzleramts. Auch er stand bislang eher nicht im Licht der Öffentlichkeit. Der Anästhesist stammt aus dem großen Landesverband Hessen. Die bisherige Gesundheitsstaatssekretärin und Chefin der Frauen-Union, Annette Widmann-Mauz, soll das Amt der Staatsministerin für Integration im Kanzleramt übernehmen. Monika Grütters bleibt Kulturstaatsministerin.