Hamburg. Strukturiert, verblüffend, nervös und unaufgeregt lenkten vier erfahrenen TV-Journalisten die Sendung.

Es ist eine logistische Meisterleistung: Zum Kanzlerduell schalten fünf Sender (ARD, ZDF, RTL, Sat-1 und Phoenix) ihre Programme zusammen. Dies verdanken die TV-Zuschauer Angela Merkel (CDU). Denn ursprünglich gab es zwei Duelle – eines bei den Privaten und eines bei den Öffentlich-Rechtlichen. Doch 2005 wurden die beiden Sendungen auf Wunsch der damaligen Herausforderin von Gerhard Schröder (SPD) zusammengelegt.

Dabei ist es bis heute geblieben. Zwar wollten die Sender 2017 das Duell in zwei Blöcke à 45 Minuten mit einem sich abwechselnden Moderatorenpaar unterteilen. Doch die Kanzlerin lehnte diese Veränderung ab.

Maybrit Illner und Peter Kloeppel haben seit 2002 alle fünf Duelle moderiert, Sandra Maischberger und Claus Strunz sind dagegen Neulinge.

Peter Kloeppel (58, RTL)

Der Senior der vier Moderatoren war das strukturierende Element des Duells. Er stellte nicht nur die erste Frage des Abends, sondern beendete kurz vor 21 Uhr den überlangen Themenblock zum Thema Flüchtlinge mit der Bemerkung, er stelle nun eine letzte Frage, „um das abzuschließen“. Kloeppel fragte hart nach, wenn die Kandidaten zu schwafeln begannen. Schulz etwa fragte er, als der sagte, er würde das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei kündigen: „Warum sagen Sie nicht, Sie kündigen das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei?“ Der RTL-Mann wirkte sehr souverän.

Sandra Maischberger (51, ZDF) Die Novizin hatte beim Kanzlerduell das allererste Wort: Sie durfte die Zuschauer und die beiden Kandidaten begrüßen. Auch sie verstand es zuzuspitzen. „Die Sozen sind also schuld“, fragte sie Schulz, als Merkel zuvor rot-grüne Landesregierungen für Verzögerungen bei Abschiebungen verantwortlich gemacht hatte. Im allerersten Frageblock unterbrachen Sandra Maischberger und Claus Strunz sich allerdings gegenseitig. Die originellste Frage am Sonntagabend kam zweifellos von der ARD-Moderatorin: „Waren Sie heute in der Kirche?“ Die Kandidaten waren erst einmal baff.

Claus Strunz

(50, Sat-1)

Der Moderator, der den Populismus für das „Viagra der Demokratie“ hält, stellte als erster eine Frage zur AfD. „Haben Sie die Ängste der Menschen nicht ernst genommen?“, fragte er die Kanzlerin. Sie habe in Kauf genommen, dass es rechts von der CDU eine Partei gebe. Anfangs wirkte er nervös. Ohne Grund fiel er Angela Merkel zweimal hintereinander ins Wort. Nicht immer war der Sat-1-Mann gut vorbereitet. Von Schulz musste er sich vorhalten lassen, ihn unvollständig zitiert zu haben. „Ich muss mich an meinem Blatt festhalten“, sagte er, als er eine Zahl zu Abschiebungen suchte.

Maybritt Illner (52, ZDF)

Als die Fragen ihrer drei Kollegen zu populistisch werden drohten, versuchte Maybrit Illner der Diskussion eine andere Richtung zu geben. „Sind unsere Grenzen überhaupt wirkungsvoll zu schließen?“, fragte sie. Und sie stellte fest: „Noch macht die libysche Küstenwache für uns die Drecksarbeit.“ Die ZDF-Moderatorin wirkte sehr unaufgeregt und war damit die Gegenthese zu Claus Strunz, den sie aber vor Schulz in Schutz nahm. Der Kandidat hatte sich gönnerhaft für eine Frage von Strunz bedankt. Bevor der SPD-Politiker das auch bei ihr tun konnte, verbat sie sich das. red