Washington. Donald Trump erhöht die Schlagzahl der Entgleisungen: „Gewinnt Clinton, war Betrug im Spiel.“

„Da kommt was ins Rutschen im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf“, sagen Analysten verschiedener Denkfabriken in Washington, „und es könnte Donald Trump noch vor dem Wahltermin am 8. November politisch begraben.“ Seit sich der Kandidat der Republikaner mit beleidigenden Bemerkungen über die muslimischen Eltern eines im Irak gefallenen hochdekorierten US-Soldaten quer durch die USA unmöglich gemacht hat, ziehen prominente Parteikollegen die Samthandschuhe aus.

Ob Senator John McCain oder Präsidenten-Sohn Jeb Bush – sie alle eint ein Tenor: Trump steht gegen republikanische Werte wie „Würde und Mitmenschlichkeit“. Die Gründe sorgen für Erschrecken. Robert Kagan, einst Vordenker der Neo-Konservativen, legte Trump in der „Washington Post“ unters Seziermesser. Befund: Trump leide an „psychologischen Pathologien“ und sei nicht wirklich zurechnungsfähig.

Auch US-Präsident Barack Obama interveniert: Trump bringe Amerika in Misskredit, es sei an der Zeit, dass die republikanische Führung dem Milliardär die Gefolgschaft entziehe. Trump, sagte Obama, habe sich für das höchste Staatsamt auf bedenkliche Weise als „ungeeignet“ erwiesen. Der Präsident erklärte seine beispiellose Einmischung in den Wahlkampf so: Mit seinen früheren Gegenkandidaten John McCain und Mitt Romney sei er oft geteilter Meinung gewesen. Doch kam ihm nie der Gedanke, dass sie im Falle eines Sieges „nicht imstande wären, den Job zu machen“.

Dass Trump in eine andere Kategorie fällt, stellt der 70-Jährige seit Tagen mit einer Schlagzahl unter Beweis, die manche Republikaner für „irre“ bis „selbstmörderisch“ halten. Seinen Attacken gegen die Familie Khan folgte ein Eiertanz um die Rolle Russlands in der Ukraine. Trump wusste weltexklusiv, dass Putins Truppen gar nicht dort sind. Später korrigierte er sich mit gedrechselten Ausflüchten. Um sofort weiterzumachen: Er bezeichnete seine Rivalin Hillary Clinton als „Teufel“. Dann ordnete er an, dass auf einer Wahlveranstaltung ein schreiendes Baby samt Mutter des Saales verwiesen werden sollte. Er fühlte sich im Redefluss gestört. Fast im gleichen Atemzug beugte Trump – ein Novum für ihn – für den Fall seiner Niederlage im November vor. Falls Clinton gewinne, sagte er, sei dies nur durch Wahlbetrug zu erklären. Trumps Büchsenspanner ergänzten, dass es dann Unruhen geben werde. Zum Abschluss machte Trump Front gegen Top-Republikaner wie Paul Ryan. Der aus Wisconsin stammende Sprecher des Repräsentantenhaus, Nummer drei im Staatsgefüge, tritt bald zur Wiederwahl an. Trump will ihn vorläufig nicht unterstützen. Ein Affront. Immer mehr Republikaner wenden sich von ihm ab, wollen Clinton wählen.

Robert Kagan glaubt: „Trump hat sich nicht unter Kontrolle. Er kann nicht schweigen, auch wenn es besser für ihn wäre.“ Und: Trump wird sich noch vor der Wahl „selbst zerstören.“