Dallas. Dass es möglich ist, wussten Behörden schon. Nun ist der Fall eingetreten: In Texas wurde eine Zika-Infektion durch ungeschützten Sex gemeldet.

In den USA ist erstmals eindeutig eine Zika-Infektion durch ungeschützten Sex nachgewiesen worden. Der Patient habe sich beim Geschlechtsverkehr bei jemandem angesteckt, der aus Lateinamerika zurückgekehrt war, meldete die Gesundheitsbehörde in Dallas (Texas) am Dienstagabend. Das Virus wird normalerweise durch bestimmte Stechmücken übertragen. Unterdessen wurde ein neuer Zika-Fall in Deutschland bekannt. Der Mann hatte sich in Venezuela angesteckt.

Der Patient aus Deutschland war mit typischen Zika-Symptomen in die Düsseldorfer Uniklinik gekommen, teilte das Krankenhaus am Mittwoch mit. Er hatte Fieber, Ausschlag und eine Bindehautentzündung. Die Infektion sei nach wenigen Tagen vollständig abgeklungen. Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg bestätigte der Deutschen Presse-Agentur die Diagnose. Im Zusammenhang mit dem aktuellen Ausbruch in Lateinamerika waren bisher bundesweit fünf Fälle von Reisenden bekannt, die an dem Virus erkrankt waren. Davor hatten bereits fünf Menschen den Erreger bei anderen Ausbrüchen nach Deutschland eingeschleppt.

Forscher hatten schon länger den starken Verdacht, dass der Erreger beim Geschlechtsverkehr weitergegeben werden kann. „Jetzt wissen wir, dass das Zika-Virus durch Sex übertragen werden kann“, sagte Zachary Thompson, Direktor der Gesundheitsbehörde des Bezirks Dallas. Das Land oder das Geschlecht der Betroffenen nannte Thompson nicht. Nach Angaben der „New York Times“ war das Virus aus Venezuela eingeschleppt worden. Experten rieten zur Vorsicht beim Geschlechtsverkehr.

In der Fachliteratur ist mindestens ein ähnlicher Fall von 2008 bekannt. Damals soll sich ein Amerikaner in Asien mit dem Virus infiziert haben - und steckte den Angaben zufolge höchstwahrscheinlich beim Geschlechtsverkehr seine Partnerin an. Der Fall wurde im Journal „Emerging Infectious Diseases“ dokumentiert.

Das Zika-Virus wird vor allem von der Mückenart Aedes aegypti übertragen und steht im Verdacht, durch eine Infektion von Schwangeren bei Neugeborenen Schädelfehlbildungen (Mikrozephalie) zu verursachen. Die Babys kommen mit einem zu kleinen Schädel auf die Welt, was meist zu geistiger Behinderung führt. Mikrozephalie kann auch andere Ursachen haben, etwa Röteln während der Schwangerschaft.

Können Mücken das Virus auch in Deutschland übertragen? Experten halten das Risiko für sehr gering. Nach Angaben der Infektionsepidemiologin Christina Frank vom Robert Koch-Institut (RKI) kann es durch die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) vereinzelt zu Infektionen in Deutschland kommen. Diese Mücke komme derzeit in Süddeutschland vor. Aber: „Wenn die Asiatische Tigermücke das Virus unter den hiesigen Bedingungen übertragen kann, ist das nur punktuell relevant“, betonte sie.

In Brasilien steigt unterdessen die Zahl der bestätigten Schädelfehlbildungen bei Babys. Es ist das bisher am stärksten betroffene Land. Wie das Gesundheitsministerium am Dienstagabend mitteilte, stieg die Zahl von 270 auf 404 - in 17 Fällen konnte nachgewiesen werden, dass sich schwangere Frauen zuvor mit dem Zika-Virus infiziert hatten. Zudem werden derzeit 3670 Fälle mit einem Verdacht auf Mikrozephalie untersucht.

Am Montag hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Sie betonte, dass die Gefährlichkeit des Erregers nicht mit dem oft tödlichen Ebola-Virus vergleichbar sei. Bislang ist der Zika-Erreger innerhalb weniger Monate in 26 Ländern Lateinamerikas aufgetaucht. Normalerweise löst er meist grippeähnliche Symptome aus. Nicht jeder Infizierte erkrankt.

Nun kommt es der WHO zufolge darauf an, bei den Tausenden Verdachtsfällen von möglichen Schädelfehlbindungen in Brasilien genau festzustellen, ob es sich tatsächlich um Mikrozephalie handelt. Das könne Monate dauern. Die Diagnose des Zika-Erregers sei schwierig.

Der massive Ausbruch in Brasilien hat nach Angaben des Olympia-Organisationskomitees den Ticketverkauf für Rio 2016 bislang nicht beeinträchtigt. Sechs Monate vor Beginn der Spiele seien 2,75 Millionen Eintrittskarten verkauft worden, teilte das Organisationskomitee mit. Das entspreche 74 Prozent der angestrebten Einnahmen durch den Ticketverkauf. dpa

Dieser Artikel wurde aktualisiert.