Washington. Ein politischer Nobody schlägt überraschend den Mehrheitsführer im US-Repräsentantenhaus.

Fünf Monate vor den US-Kongresswahlen hat die erzkonservative Tea-Party-Bewegung mit einem Überraschungssieg die Republikanische Partei erschüttert. Ihr weitgehend unbekannter Kandidat David Brat schlug bei den Vorwahlen der Republikaner den Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, Eric Cantor. Der kündigte laut US-Medien am Mittwoch an, sich bis Ende Juli von dem Führungsposten zurückzuziehen.

Der zum konservativen Parteiflügel zählende Cantor ist einer der Politstars der Republikaner und war bislang der zweitmächtigste Mann im Repräsentantenhaus – gleich hinter dem republikanischen Vorsitzenden im Abgeordnetenhaus, John Boehner. Doch der 51-Jährige verlor am Dienstag im Kreis Richmond im US-Staat Virginia deutlich gegen den Wirtschaftsprofessor Brat, der der Tea-Party-Bewegung am rechten Rand der Partei angehört.

Cantor ist ein harter Widersacher von Präsident Barack Obama und galt als Boehners möglicher Nachfolger. Nach fast 14 Jahren im Kongress kam seine Niederlage gegen den Politik-Neuling Brat völlig unerwartet. Der Herausforderer hatte Cantor im Wahlkampf vorgeworfen, konservative Werte nicht genügend zu vertreten und beim Thema Einwanderung zu weich zu sein.

Mit Cantors Niederlage und dem Sieg eines Tea-Party-Kandidaten ist nach einhelliger Meinung von Kommentatoren die von Obama eindringlich geforderte Einwanderungsreform vom Tisch. Im Kern geht es darum, rund zwölf Millionen Arbeitern, die oft seit Jahren illegal im Land leben, einen Weg in die Legalität zu ebnen. dpa

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