Berlin. Knapp einen Monat vor dem Beginn der Fußball-Europameisterschaft hat ein Ableger des IS zu Anschlägen in mehreren Städten aufgerufen.

Ein Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat während der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland zu Anschlägen in mehreren Städten aufgerufen. Konkret wurden dabei Berlin, München und Dortmund genannt. Veröffentlicht wurde der Aufruf laut einer Recherche des Investigativ-Teams der „Welt“ in der aktuellen Ausgabe des Propagandamagazin „Stimme von Khorasan“. Es sei die erste, konkrete Ankündigung des IS-Ablegers mit Bezug auf die im Juni beginnende EM.

Das Propagandamagazin wird vom afghanischen IS-Ableger, dem sogenannten Islamischer Staat in der Provinz Khorasan (ISPK), herausgegeben. Darin findet sich den Angaben zufolge auf einer ganzen Seite eine Fotomontage mit Bezug zur Fußball-EM. Zu sehen ist darauf ein Kämpfer in Tarnuniform und mit einem Maschinengewehr, der mit dem Rücken zum Betrachter und vor einem leeren Fußballstadion steht.

Lesen Sie auch: Wie gefährlich der IS-Ableger „Khorasan“ in Deutschland ist

EM: Sicherheitsbehörden sprechen von erhöhten „Grundrauschen“

Das Bild ist überschrieben mit den Städtenamen Dortmund, München und Berlin und der Überschrift: „Where do you want?“ (deutsch: „Wo willst du?“). Darunter folgt dann die Aufforderung: „Then score the last goal“ (in etwa: Dann schieß‘ das letzte Tor). Diese verklausulierte Formulierung, eingebettet in die martialische Optik, könne als Aufforderung zu einem Anschlag verstanden werden. Der CDU-Innenpolitiker Christoph de Vries sagte der Zeitung: „Es handelt sich hier um eine unverhohlene Anschlagsandrohung.“

In den deutschen Sicherheitsbehörden ist der „Welt“ zufolge derzeit von einem erhöhten „Grundrauschen“ die Rede – was als Hinweis für eine gestiegene Anschlagsbereitschaft gedeutet werden könne. Der ISPK solle bereits Kämpfer nach Deutschland geschickt haben. In den vergangenen Monaten hatte es mehrfach Razzien gegen ISPK-Zellen in Deutschland gegeben. Der ISPK gilt derzeit als aktivster IS-Ableger. Terrorismusexperte Peter Neumann sagte Ende vergangenen Jahres, der ISPK sei „vermutlich der einzige IS-Ableger, der aktuell fähig wäre, im Westen einen großen, koordinierten Anschlag durchzuführen“. Die Gruppe hatte sich auch zu dem Anschlag in Moskau im März bekannt.