Washington. Ein Gerücht macht in Washington die Runde: Die Ex-First Lady soll Trumps zweite Amtszeit verhindern wollen – mit einem Geheimplan.

Der Satz steht seit Jahren wie in Stein gemeißelt in der politischen Landschaft Amerikas. „Es gibt drei Dinge, die im Leben sicher sind: der Tod, Steuern, und dass Michelle nicht als Präsidentschaftskandidatin antreten wird.“ So sagte es ihr Gatte Barack Obama im Jahr 2016. Doch je näher der Wahltermin im November rückt und damit das in Umfragen von einer Mehrheit der Wählerinnen und Wähler weithin verschmähte Rückspiel von Joe Biden und Donald Trump, desto häufiger werden Zweifel geschürt, ob die frühere First Lady wirklich politisch abstinent bleiben will.

Daran ist die Mutter zweier erwachsener Töchter nicht ganz unschuldig. In einem Interview mit dem Podcaster Jay Shetty ließ die 60-Jährige vor Kurzem einen kryptischen Satz fallen, den manche als versteckte Kampfansage interpretierten. Ohne den Namen zu nennen, sagte sie, ihr „graut“ davor, was bei der Wahl am 5. November an der Spitze des Staates geschehen könne. Gemeint war die laut Umfragen mögliche Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus.

Lesen Sie auch:Donald Trump droht Taylor Swift mit „Heiligem Krieg“

Nachfragen des Moderators, ob sie, die 2018 und 2019 zur beliebtesten Amerikanerin gewählt wurde, eigenhändig versuchen wird, den Rechtspopulisten zu stoppen, unterblieben. Dafür meldete sich wenige Tage später Cindy Adams zu Wort. Und seither brechen alle Dämme. Die 93 Jahre alte Star-Klatschkolumnistin der „New York Post”, der in den vergangenen Jahrzehnten so mancher Scoop über die Schönen, Reichen und Mächtigen gelungen ist, ließ sich aus anonymen Quellen mit einem angeblichen Geheimplan versorgen.

Michelle for President: Klatsch-Kolumnistin hat Stein ins Rollen gebracht

Demnach werde Joe Biden voraussichtlich im Mai bekanntgeben, dass er aus Alters- und Gesundheitsgründen doch auf die Kandidatur für eine zweite Amtszeit verzichtet. Auf dem Nominierungs-Parteitag der Demokraten Ende August in Chicago werde sich dann Frau Obama unter Umgehung der Vorwahl-Strapazen als Alternative und Trägerin der Fackel anbieten, die ihr Mann Barack Obama 2008 entzündet hatte – und natürlich haushoch gewinnen.

Michelle Obama, hier bei einer Trauer-Zeremonie im Jahr 2014, soll auch der Auffassung sein, dass Joe Biden (re.) für eine zweite Amtszeit zu alt ist
Michelle Obama, hier bei einer Trauer-Zeremonie im Jahr 2014, soll auch der Auffassung sein, dass Joe Biden (re.) für eine zweite Amtszeit zu alt ist © REUTERS | REUTERS / KEVIN LAMARQUE

Von Bidens Vize-Präsidentin Kamala Harris, die auf dem Papier erste Nachrücker-Wahl wäre, ist in dem Szenario keine Rede. Die ehemalige Senatorin und Justizministerin Kaliforniens steht in punkto Beliebtheit noch schlechter da als Biden. Ohne konkrete Belege führt Adams ins Feld, dass Michelle Obama bereits vor fast zwei Jahren in New York bei finanzstarken Parteispendern die Temperatur für ein solches Unterfangen gefühlt haben soll. Ihr wird dieser Satz in den Mund gelegt: „Ich kandidiere, und ich bitte um eure Unterstützung.”

Die angeblich geplante Last-Minute-Ablösung Bidens, so geben sich Info-Spekulanten auf Facebook, X (früher Twitter), Tiktok und Truth Social die digitale Klinke in die Hand, sei von den Obamas persönlich eingefädelt worden. Grund: Auch sie seien inzwischen davon überzeugt, dass „Old Joe” Biden es mit bald 82 Jahren nicht mehr wirklich in sich habe, weitere vier Jahre an der Spitze der Vereinigten Staaten zu stehen.

Selbst Republikaner sehen Michelle Obama als Gefahr für Trump

Weil mit Donald Trump aber eine Diktatur drohe, der frühere demokratische Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders spricht sogar „vom Ende der Demokratie“, wolle sich Michelle Obama mit der strategischen Erfahrung ihres Mannes im Rücken in den Dienst des Landes stellen.

Nach der Kolumne in der „New York Post“, die zum Imperium des Australiers und Republikaner-Freundes Rupert Murdoch gehört, kam es im Medien-Biotop rechts der Mitte zu einer Kettenreaktion. Fox News, ebenfalls Murdoch-Eigentum, kredenzte die Spekulation über Tage seinen zig Millionen Zuschauern. Mit einer Mischung aus Entsetzen und Ehrfurcht. Weil Michelle Obama, so der Talkshow-Moderator Steve Doocy zwischen den Zeilen, eine „starke Kandidatin“ wäre.

Michelle Obama und ihr Mann haben nach der Zeit im Weißen Haus, hier eine Szene aus einer Lesung für Kinder aus 2016, diverse Karrieren als Buch-Autoren, Film-Produzenten und Aufttragsredner eingeschlagen – und dabei Millionen-Summen verdient.
Michelle Obama und ihr Mann haben nach der Zeit im Weißen Haus, hier eine Szene aus einer Lesung für Kinder aus 2016, diverse Karrieren als Buch-Autoren, Film-Produzenten und Aufttragsredner eingeschlagen – und dabei Millionen-Summen verdient. © AFP via Getty Images | NICHOLAS KAMM

Auch andere Propaganda-Promis wie Megyn Kelly, Alex Jones, Dinesh D‘Souza und Dan Bongino, die im rechtskonservativen Amerika Millionen Anhänger haben, widmeten sich ausgiebig der Personalie. Wobei Kelly am weitesten ging und von einem „Gamechanger” sprach, sollte Michelle Obama tatsächlich diesen Schritt gehen. Dem schlossen sich republikanische Kongress-Politiker wie Marjorie Taylor Greene und Ted Cruz an. Ihr Unterton: Donald Trumps Wiederwahl wäre dann ernsthaft gefährdet. Weil die schwarze Demokratin großes Potenzial besitze.

Michelle Obama: „Man muss diesen Job wollen. Und ich will nicht“

Nur wenige konservative Stimmen warnen davor, weiter „ohne jeden stichhaltigen Hinweis” die Michelle-Obama-Story zu forcieren. Die Republikaner sähen dabei aus wie eine „Bande dysfunktionaler Irrer”. Der Publizist Michael Malice hält es für schlicht „verrückt” anzunehmen, dass eine Frau, die noch nie ein Wahlamt geschweige denn Regierungsverantwortung ausgeübt hat, plötzlich über die Außenbahn ins Rennen eingreift. Und dass die Demokratische Partei mit ihren vielen ambitionierten Nachwuchs-Talenten auf Ebene der Gouverneure ihr dann auch noch geschlossen beispringt.

Andere Beobachter erinnern daran, dass Michelle Obama in den vergangenen Jahren mehrfach Klartext zur Sache gesprochen hat. „Der Grund, warum ich nicht für die Präsidentschaft kandidieren will, ist: An erster Stelle muss man diesen Job wollen. Und ich will nicht.” In einem Gespräch mit der schwarzen Entertainment-Ikone Oprah Winfrey führte Michelle Obama ihren Gedanken noch deutlicher aus: „Ich habe nie Interesse an Politik bekundet, nie.“

Die Ex-First Lady begründete das so: „Politik ist hart. Und die Leute, die da einsteigen, müssen es wollen. Es muss in ihrer Seele sein, weil es so wichtig ist. Und es ist nicht in meiner Seele.” An der Wettbörse „Polymarket” sieht man das anders. Dort sind bereits über zwei Millionen Dollar darauf verwettet worden, dass Michelle Obama ganz nach oben will. Sie selbst hat sich übrigens bisher zur Sache nicht geäußert.