Berlin. US-Präsident Biden wusste über einen Monat nichts vom Zustand seines Verteidigungsministers Lloyd Austin. Dessen Stuhl wackelt nun.

  • US-Verteidigungsminister Lloyd Austin war Ende 2023 mit Prostatakrebs diagnostiziert worden
  • Austin hatte seine Erkrankung, einen Eingriff und eine Notfall-OP aber bis zuletzt geheim gehalten – auch vor US-Präsident Joe Biden
  • Der Pentagon-Chef befindet sich inzwischen zwar in guter Verfassung, die USA diskutieren allerdings, ob er aufgrund seiner misslungenen Informationspolitik dennoch seinen Posten räumen sollte

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat eine Prostatakrebserkrankung öffentlich gemacht. Die Erkrankung sei früh erkannt worden und die Prognose für eine Heilung „exzellent“, wie die zuständige Klinik nahe der Hauptstadt Washington mitteilte.

Bereits Anfang Dezember sei der Prostatakrebs festgestellt worden, teilte die Klinik mit. Kurz vor Weihnachten habe sich Austin einem minimal-invasiven chirurgischen Eingriff unterzogen. Der Minister „erholte sich problemlos von der Operation und kehrte am nächsten Morgen nach Hause zurück“, hieß es in einer Mitteilung des Militärkrankenhauses Walter Reed in Bethesda, Maryland.

Am Neujahrstag sei der Verteidigungsminister dann wegen Komplikationen ins Krankenhaus eingeliefert worden, unter anderem mit Übelkeit sowie starken Bauch-, Hüft- und Beinschmerzen. Bei einer ersten Untersuchung sei eine Harnwegsinfektion festgestellt worden. Am 2. Januar sei er auf die Intensivstation verlegt worden. Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum sorgten der Klinik zufolge für Probleme. Mittlerweile sei die Infektion abgeklungen.

Lloyd Austin: Kritik wegen Informationspolitik des Pentagon

Zuvor hatte es viel Wirbel gegeben, weil Austin die medizinische Notsituation erst Tage später mit US-Präsident Joe Biden und der amerikanischen Öffentlichkeit geteilt hatte, was in den USA für großes Aufsehen gesorgt hatte. Das Pentagon war wegen dieser Informationspolitik in die Kritik geraten.

Am Samstagabend entschuldigte sich Austin für seine misslungene Informationspolitik. „Ich gebe zu, dass ich die Öffentlichkeit besser hätte informieren können“, erklärte der 70-Jährige. „Ich verpflichte mich, es besser zu machen.“ Der genaue medizinische Grund für Austins Einweisung war da allerdings noch unbekannt. Diese Art der Mangel- oder Missinformation setzte auch die Regierung um US-Präsident Biden unter Druck.

Die US-amerikanische Bevölkerung ist es durchaus gewohnt, sehr genau über den Gesundheitszustand ihrer Top-Politiker informiert zu werden. Angesichts der zugespitzten Lage im Nahen Osten ist das allgemeine Unverständnis natürlich groß, dass ausgerechnet das Verteidigungsministerium seinen Pflichten nicht nachgekommen ist.

Lesen Sie auch: Falls Joe Biden ausfällt: Die Geheimwaffe Gavin Newsom

Das Pentagon wurde zwischenzeitlich aus dem Urlaub aus Puerto Rico geleitet

In der ersten Mitteilung vom Freitag hieß es noch, die stellvertretende Verteidigungsministerin, Kathleen Hicks, habe jederzeit bereitgestanden. Später berichteten mehrere US-Medien, Hicks sei aus ihrem Urlaub in Puerto Rico eingesprungen und habe einige Aufgaben übernommen.

Mike Pence, der ehemalige US-Vizepräsident unter Donald Trump, hat Austins Vorgehen gegenüber dem Sender CNN als „inakzeptabel“ bezeichnet. Insbesondere „zu einer Zeit, in der sich unsere Verbündeten in Osteuropa und in Israel im Krieg befinden“. Den Präsidenten nicht zu informieren, sei eine „Pflichtverletzung“. Entgegen solcher Äußerungen und den allgemeinen Bemühungen der Republikaner, Gerüchte zur Entlassung Austins zu streuen, stärkte der US-Präsident dem Pentagon-Chef anfangs den Rücken.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin begrüßt seinen deutschen Amtskollegen Boris Pistorius im Pentagon.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin begrüßt seinen deutschen Amtskollegen Boris Pistorius im Pentagon. © Manuel Balce Ceneta/AP | Unbekannt

USA: Verteidigungsminister Lloyd Austin immer noch im Krankenhaus

Das Weiße Haus hatte sich zunächst hinter Austin gestellt und ihn für seine Leistungen als Pentagon-Chef gelobt. Der Ton hat sich mit Bekanntwerden der Umstände allerdings geändert: Biden sei erst am Dienstag darüber informiert worden, dass bei seinem Verteidigungsminister Prostatakrebs diagnostiziert worden sei, teilte das Weiße Haus nun mit. Und damit nur wenige Stunden vor der Öffentlichkeit. Das sei nicht „optimal“, so das Weiße Haus. (mit dpa)

Auch interessant: In 2024 wählt erstmals die halbe Menschheit