Helmstedt. Der Betrieb experimentiert in diesem Jahr zudem zum ersten Mal mit dem Anbau von Kartoffeln.

Den ganzen April hat es kaum geregnet. Die Äcker des Betriebs Schünemann und Täger-Farny im Kreis Helmstedt sind trocken, der Boden liegt schon jetzt da wie gerissen. Den Pflanzen fehlt das Wasser. Weizen und Raps sind nun in der Hauptwachstumsphase. „Wenn es jetzt regnet, sorgt das für etwas Entspannung“, sagt Hendrik Schünemann. Zuckerrüben und Mais würden dann endlich anfangen zu keimen. Aber Getreide und Raps brauchen viel Wasser, da müsste es ein paar Tage schon
20 Millimeter pro Tag regnen, erklärt Schünemann. „Wenn es unter 10 Millimeter bleibt, beregnen wir weiter“, sagt er.

Der Betrieb hat in diesem Jahr ungewöhnlich früh mit der Beregnung angefangen, schon Mitte April. Normalerweise beginnen sie damit Anfang Mai. Weil es im vergangenen Herbst bei der Aussaat und auch Anfang März viel geregnet habe, hätten die Pflanzen keine langen Wurzeln gebildet, um in tieferen, feuchteren Boden zu gelangen. Noch ein Grund mehr, sie zu bewässern. Vielen Landwirten steckt die Dürre von 2018 noch in den Knochen. Auch 2019 war es vielerorts zu trocken. „Ich habe Angst, dass es wieder so ein trockenes Jahr wird“, sagt Schünemann.

Auf dem Feld gibt es auch noch alte Diesel-Pumpen zur Bewässerung der Felder.
Auf dem Feld gibt es auch noch alte Diesel-Pumpen zur Bewässerung der Felder. © Hannah Schmitz

Sein Vater hat bereits 1988 damit begonnen, für den Hof ein Beregnungsnetz aufzubauen. An den Feldern in Meinkot im Kreis Helmstedt stehen heute alle 72 Meter Hydranten, die für eine Beregnung angezapft werden können. Insgesamt sind es 40. Das Wasser wurde bisher zur Hälfte mit Dieselpumpen aus den Brunnen geholt. „Das sind nicht die saubersten Motoren“, gibt Schünemann zu. Unpraktisch sei auch, dass man in der Beregnungszeit jeden Tag tanken fahren müsse, neuerdings würde außerdem immer wieder der Kraftstoff gestohlen. Auch die Wartung sei aufwendiger. Noch hat der Betrieb zwei dieser Dieselpumpen im Betrieb, drei laufen inzwischen mit Strom.

Erst gerade haben sich die Landwirte dafür einen neuen Stromanschluss mitten im Grünen legen lassen. Ein neuer Teil der landwirtschaftlichen Fläche wird damit an das Beregnungsnetz angeschlossen. Ein neuer Brunnen wurde gebohrt und neue Wasserleitungen verlegt. Nur die Pumpe pumpt nicht richtig, zu viel Sand liegt vor dem Filter. „Das war alles kostspielig und funktioniert jetzt nicht“, ärgert sich Schünemann. Der Brunnenbohrer muss jetzt wohl nochmal nacharbeiten. Der Betrieb hat aber nicht nur in Stromanschluss und Pumpe mehrere zehntausend Euro investiert, sondern auch mehr als
30.000 Euro in eine neue Beregnungsanlage, die auf dem Feld steht und das Wasser in einem Radius von bis zu 50 Metern durch die Luft wirft. Mindestens 20 Jahre soll sie halten, sagt Schünemann.

Die neue Beregnungsanlage fährt auf den Acker von Schünemanns, um zum ersten Mal benutzt zu werden.
Die neue Beregnungsanlage fährt auf den Acker von Schünemanns, um zum ersten Mal benutzt zu werden. © Hannah Schmitz

Es ist der Ersteinsatz der Anlage. Sie wird am Hof an den Traktor gehängt, auf ein Weizenfeld gefahren und der Sprenger dort an einem Ende des Feldes festgepflockt. Die Riesenspule mit dem 500 Meter langen schwarzen Schlauch wird vom Trecker ans andere Ende des Feldes gezogen, bis der Schlauch abgerollt ist. Automatisch mit 25 Metern pro Stunde wird der Sprenger nun von der Spule zurückgezogen, indem sich der Schlauch aufwickelt.

In 19,5 Stunden wird der Wassersprenger angekommen sein. Hendrik Schünemann stellt sich einen Wecker, der dann klingelt. Er erinnert ihn daran, eine SMS an die Steuerungsanlage der Pumpe zu schicken mit dem Befehl, aufzuhören zu pumpen. Auch zum Start der Pumpe reicht eine SMS, moderne Technik macht es möglich. Doch das Hin- und Herfahren der Beregnungsmaschinen bleibt und kostet die Landwirte pro Tag eine Stunde Zeit – für wohlgemerkt nur eine Bahn auf dem Acker. An einem Tag schaffe der Betrieb die Beregnung von zehn Hektar.

Neben Weizen bauen Schünemanns und Täger-Farny auch Gerste, Raps, Roggen und Mais an. Um die Fruchtfolge aufzulockern, ist in diesem Jahr nun auch noch die Kartoffel hinzugekommen, wie Täger-Farny erklärt. Aber sie nutzt nicht nur der Fruchtfolge, sondern auch den Geldbeuteln der Landwirte, wenn ihr Anbau erfolgreich ist. „Sie ist eine lukrative Frucht, mit der man Geld verdienen kann“, sagt Schünemann. Für gewöhnlich werden Kartoffeln in unserer Region weiter nördlich angebaut, wo der Boden sandig ist,

Für den Anbau in Meinkot war einige Vorarbeit nötig: Weil die Böden dort steinhaltig sind, mussten sie gesiebt werden. Anschließend wurden sie zu Dämmen aufgetürmt, ähnlich wie im Spargelanbau. Darin liegen nun die Saatkartoffeln. Zunächst starten die Landwirte das Anbau-Experiment auf neun Hektar. Es ist zudem eine Kooperation mit einem erfahrenen Nachbarbetrieb. Die Ernte der Stärkekartoffeln beginnt im September, geliefert werden sollen sie an eine Kartoffelstärke-Fabrik in Lüchow im Wendland.

Wenn das Experiment glückt, wollen Schünemann und Täger-Farny das nächste Mal auch Pflanzkartoffeln zur Vermehrung anbauen. Und zwar auf mehr Hektar. Die Konkurrenz im Norden wird das nicht freuen, glaubt Schünemann.