Salzgitter. Über Zahlen werde noch nicht gesprochen, sagte Brigitte Runge von der IG Metall Salzgitter.

Die Geschichte des MAN-Werks in Salzgitter ist eine Geschichte der Umbrüche. Die Fabrik wandelte sich vom Bus- zum Lkw-Hersteller und weiter zum aktuellen Komponentenwerk und zur weltweit tätigten Ersatzteil-Drehscheibe. Nun, nach wenigen Jahren relativer Ruhe, steht ein erneuter Umbruch an. Der MAN-Konzern, der eine Marke des Volkswagen-Konzerns ist, will „signifikant“ Arbeitsplätze abbauen. Das wird an Salzgitter nicht spurlos vorübergehen.

Zahlen nannte ein Unternehmenssprecher gegenüber unserer Zeitung nicht, weder für den Konzern noch für das Werk Salzgitter. Dazu sei es zu früh, die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern über den Stellenabbau stünden ganz am Anfang.

IG Metall Salzgitter: „Wir kennen noch keine Zahlen.“

Das bestätigte Brigitte Runge von der IG Metall Salzgitter. „Wir kennen noch keine Zahlen“, sagte sie am Dienstag unserer Zeitung. Lediglich für alle europäischen Standorte sei eine Zielgröße von bis zu 6000 Arbeitsplätzen bekannt, die in Summe zur Disposition stünden. Weltweit beschäftigt das Unternehmen 37.700 Mitarbeiter, etwa 20.000 von ihnen in Deutschland.

Gewerkschafterin Runge machte klar: Bevor in Salzgitter über Köpfe gesprochen werde, müsse das Unternehmen seine Hausaufgaben erledigen und seine Strukturen anpassen, um Kosten zu sparen. Aktuell werden nach ihren Angaben in Salzgitter etwa 2500 Menschen beschäftigt. „Es gibt eine Referenzkopfzahl von 2552, die eingehalten werden muss“, bekräftigt sie – nur auf dieser Basis könne überhaupt verhandelt werden.

Verhandlungen haben bei MAN in Salzgitter eine lange Tradition – immer ging es um Arbeitsplätze. Entsprechend groß sind die Erfahrungen und auch die Kampfbereitschaft im Arbeitnehmerlager. Dass MAN vor Jahren von VW übernommen wurde, wird in Salzgitter mittlerweile durchaus positiv gesehen. Ohne die Nähe zur Wolfsburger VW-Zentrale wäre in der Vergangenheit MAN-intern wohl deutlich lauter über die Zukunft des Werks Salzgitter diskutiert worden – zumal der Standort weit außerhalb der Sichtweite der Münchner MAN-Zentrale liegt.

Nach Angaben des MAN-Sprechers ist es das Ziel des Unternehmens, bis zur Sommerpause eine Einigung über den Arbeitsplatzabbau zu erzielen. Notwendig werde der Stellenabbau wegen der Neuausrichtung des Unternehmens. Die erfordere hohe Investitionen, „um die Transformation gestalten zu können“. Als Stichworte nannte der Sprecher Digitalisierung, alternative Antriebe und das autonome Fahren.

MAN will alternative Antriebe für Lkw und Busse entwickeln

So sei MAN bestrebt, sein Angebot an digitalen Dienstleistungen auszubauen. Um die CO2-Ziele erreichen zu können, wolle MAN alternative Antriebe entwickeln. Das Unternehmen befasse sich sowohl mit Elektro- als auch mit Wasserstoffantrieben. Elektro-Nutzfahrzeuge seien vor allem für den innerstädtischen Betrieb geeignet, Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb für den Fernverkehr. Allerdings seien Wasserstoffantriebe wegen des hohen Entwicklungsaufwands keine Lösung für die nahe Zukunft und nur eine von verschiedenen möglichen Lösungen für die Zukunft.

MAN arbeite zudem am autonomen Fahren – also am fahrerlosen Lkw, sagte der Sprecher. So könnten die Betreiber der Fahrzeuge etwa ein Drittel der Betriebskosten sparen, wenn diese ohne Fahrer unterwegs seien. Diese Lkw sollen aber zunächst nicht im regulären Straßenverkehr eingesetzt werden, sondern zunächst zum Beispiel in Steinbrüchen oder in Containerhäfen.