Braunschweig. Die Betriebe begrüßen den vereinfachten Zugang zum Kurzarbeitergeld – fordern aber weitere Hilfen, um die Corona-Krise zu überstehen.

Die Auswirkungen der Corona-Epidemie sind auch in der regionalen Wirtschaft immer stärker zu spüren. Fast jedes zweite Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatzrückgang als Folge der Corona-Epidemie. Das geht aus einer sogenannten Blitz-Umfrage der Handelskammer hervor.

Mehr als die Hälfte – 56 Prozent – der Betriebe spüren die Auswirkungen schon jetzt. „Es fehlen Waren, Dienstleistungen können nicht erbracht werden, Messen und Veranstaltungen fallen aus, und Reisen werden in den Unternehmen nur noch eingeschränkt angetreten“, sagt Doreen Weishaupt, Referentin für Außenwirtschaft bei der IHK Braunschweig.

In deren Bezirk erwartet sogar fast jedes dritte Unternehmen – 31 Prozent – mehr als zehn Prozent seines Umsatzes in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr zu verlieren. Außerdem ist der Export im Februar Richtung China von Unternehmen im Bezirk geradezu eingebrochen – so hat die IHK Braunschweig im vergangenen Monat zwei Drittel weniger Ursprungszeugnisse für den Export nach China ausgestellt als noch im Januar. Diese Zeugnisse sind Urkunden, die den Ursprung einer Ware nachweisen.

Coronavirus: Vor allem Tourismus und Gastgewerbe leiden

„Die Unternehmen unseres Bezirks stehen vor enormen Herausforderungen“, sagte Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer in Lüneburg. Die Umfrage zeige, dass vor allem die Tourismuswirtschaft und das Gastgewerbe von der Epidemie betroffen sind.

Sofortmaßnahmen, wie der nun von der Bundesregierung beschlossene vereinfachte Zugang zum Kurzarbeitergeld, seien ein Anfang. „Das angekündigte Konjunkturprogramm begrüßen wir sehr“, sagte Zeinert. So könne die Wirtschaft nach der Krise schneller wieder Tritt fassen. „Am wichtigsten ist jedoch, dass die regionale Wirtschaft jetzt schnell und unbürokratisch unterstützt wird.“

Unternehmen wünschen sich mehr Informationen

Auch die IHK Braunschweig fordert ein unbürokratisches und einfaches Antragsverfahren für Betriebe, die Unterstützungsmaßnahmen des Staates in Anspruch nehmen müssen. „Aktuell halten mehr als ein Drittel der Befragten eine staatliche Unterstützung für nicht notwendig“, sagte Weisheit. Die Hälfte der Unternehmen wünschte sich aber mehr Informationen zur staatlichen Lohnunterstützung oder den Umgang mit infizierten Mitarbeitern.

Die Metallbranche beklagt ebenfalls wegbrechende Absatzmärkte und Auftragsstornierungen. Zudem seien Lieferketten teilweise jetzt schon unterbrochen, weil Grundstoffe und Teile für die Produktion von Waren fehlten. „Wir haben einen Doppelschock bei Angebot und Nachfrage“, sagte Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Niedersachsenmetall.

Das von der Bundesregierung beschlossene Kurzarbeitergeld sei sehr sinnvoll. Zusätzlich sollten aber weitere Maßnahmen getroffen werden. So fordert der Verband beispielsweise, einen Unterstützungsfonds für Unternehmen in Not einzurichten sowie den Betrieben Steuerstundungen zu erlauben, damit deren Liquidität gesichert sei.

Arbeitsagentur: Niedersächsische Betriebe fragen mehr Kurzarbeit an

Wie die Arbeitsagentur mitteilt, stellen niedersächsische Betriebe schon vermehrt Anfragen nach Kurzarbeit. Laut aktuellsten Daten von Februar liegt die Zahl der von einer geplanten Kurzarbeit betroffenen Mitarbeitern bei 3.668. Im Vorjahresmonat waren rund 1.200 Beschäftigte in Kurzarbeit.

Volkswagen erklärte, derzeit denke man nicht über eine mögliche Inanspruchnahme der von der großen Koalition geplanten Hilfen nach. Die Situation könne sich – auch mit Blick auf die internationalen Lieferketten – aber womöglich ändern: „Wir fahren da weiter auf Sicht.“

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