Höcke und Ramelow, Linke und AfD, da gibt es Unterschiede. Einige in der CDU wissen das.

Würfeln wäre eine Alternative. Oder der Zufallsgenerator. Berechenbarer ist die politische Lage in Thüringen auch nicht.

Die jämmerlichste Erscheinung dieser Tage: Thomas Kemmerich, der FDP-Mann, der sich von der AfD wählen ließ. Eine neue Abstimmung im Landtag ist allseits gewollt, aber womöglich nicht die Lösung. Weil: die AfD so maliziös sein könnte, für den Linken Bodo Ramelow zu stimmen, der dann ebenfalls kemmerichsiert wäre. Nichts Genaueres weiß man nicht.

Wenn ein Hemd falsch zugeknöpft ist, muss man neu anfangen. Der Ausgangspunkt ist die Landtagswahl im Herbst. Die Thüringer haben zu 31 Prozent für die Linke und zu 23,4 Prozent für die AfD votiert. Wenn mehr als 54 Prozent der Stimmen auf diese beiden Parteien entfallen, ist eine Mehrheitsbildung ohne sie unmöglich. Das ist die Realität. Die CDU kann damit nicht umgehen. Ihre Äquidistanz zu AfD und Linken ist strategisch eine Selbstfesselung, politisch ein Relikt. Wenn man die Verfassungsschutzberichte auf die Linke hin liest, werden die Passagen wie Jahresringe eines alten Baumes immer dünner. Die Linke war mal ein Fall für den Verfassungsschutz, heute sie ist es nicht mehr. Auch in der AfD gibt es solche und solche. Über Björn Höcke kann es indes kaum zwei Meinungen geben. Der Verfassungsschutz hat seine Organisation, den „Flügel“, im Visier, und nach einer Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts Meiningen vom September 2019 darf er als „Faschist“ bezeichnet werden. Höcke und Ramelow, Linke und AfD, da gibt es Unterschiede. Einige in der CDU wissen das. Ein Klärungsprozess tut Not. Aber CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer ist keine Entfesselungskünstlerin. Bezeichnenderweise hat Kanzlerin Merkel, nicht die Parteivorsitzende AKK, am Samstag Ramelow angerufen. Man muss mit den Linken reden, ja.