Braunschweig. Berlin hat laut einem aktuellen Ranking der 30 größten deutschen Städte die besten Zukunftschancen. Braunschweig landet nur noch auf Platz 23.

Von Deutschlands 30 größten Städten hat Braunschweig den höchsten Anteil der Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung: 3,2 Prozent aller Beschäftigten. Das bestätigt ein aktuelles Ranking des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) und der Privatbank Berenberg, das am Donnerstag veröffentlicht wurde. Insgesamt verlor die Löwenstadt demnach aber bei der Wettbewerbsfähigkeit und damit den Zukunftsaussichten – und belegt nun Platz 23. Beim vorangegangenen Vergleich 2017 hatte Braunschweig noch den 17. Rang erreicht und in den Jahren zuvor ebenfalls besser abgeschnitten.

Auf Platz eins rückte zum ersten Mal Berlin und verdrängte München, Sieger der vergangenen Jahre. Untersucht wurden die Städte in Bezug auf ihre aktuelle ökonomische Leistungsfähigkeit, ihre künftige demografische Entwicklung sowie Standortfaktoren wie Bildung, Innovation, Internationalität und Erreichbarkeit. Fast jeder vierte Einwohner in Deutschland lebt in einer der 30 größten Städte.

Neben Berlin schafften es mit Leipzig (Platz 2) und Dresden (7) zwei weitere ostdeutsche Städte in die Top Ten. Die größten Aufsteiger sind Augsburg (Platz 8) und Wuppertal (14). Die „Rote Laterne“ gaben die Forscher erneut Gelsenkirchen.

In München hat jeder fünfte Beschäftigte einen ausländischen Pass

Braunschweig gehört neben Wiesbaden und Bielefeld zu den größten Verlierern. „Braunschweigs Abstieg fußt auf Verlusten im Demografie- und Standort-Index“, erklären die Autoren. Bei Letzterem landete die Löwenstadt sogar nur auf Platz 14. In den Standort-Index fließen der Bildungsstand der Schulabgänger und Erwerbstätigen, die Innovationsfähigkeit der Unternehmen und Beschäftigten, die Internationalität des Standortes sowie dessen Erreichbarkeit ein. Den Anteil ausländischer Mitarbeiter in den Städten zum Beispiel bewerten die Forscher positiv: „Der internationale Handel wird sich trotz aktueller Verwerfungen auch künftig weiter intensivieren“, nehmen sie an. „Dies wird zu einer vermehrten Nachfrage nach internationalen Arbeitskräften führen, da diese einen spezifischen Input für global agierende Unternehmen mit sich bringen.“ International attraktive Standorte, wo auch ausländische Arbeitnehmer ohne größere Hemmnisse in den regionalen Arbeitsmarkt eingebunden werden können, hätten in einer international ausgerichteten Volkswirtschaft wie Deutschland einen Vorteil.

Während der Anteil ausländischer sozialversicherungspflichtig Beschäftigter in den 30 größten Städten bei durchschnittlich 12,3 Prozent liegt, sind es in Braunschweig nur 7,8 Prozent. Der Anteil ausländischer Studenten liegt in der Löwenstadt bei 14,5 Prozent. In Berlin kommen 14,5 Prozent der Beschäftigten aus dem Ausland; in München und Stuttgart hat sogar etwa jeder fünfte Beschäftigte einen ausländischen Pass.

Knapp 72.000 Euro BIP in Braunschweig

Besser schneidet Braunschweig beim „Trend-Index“ (Platz 22) und beim „Demografie-Index“ (23) ab. Der „Trend-Index“ bewertet die Veränderungen in der ökonomischen Leistungsfähigkeit: Er misst das Wachstum der Einwohnerzahlen, der Erwerbstätigkeit und der Produktivität – die Städte mit den höchsten prozentualen Zugewinnen bekommen die höchste Platzierung. Städte, die hier an der Spitze stehen, sind also wachsende Städte, die ihre Position im Wettbewerb um Bevölkerung und Unternehmen gegenüber den anderen Städten verbessern konnten. Spitzenreiter sind dabei Leipzig, Berlin und Köln.

Braunschweig legte zum Beispiel beim regionalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) überdurchschnittlich zu, liegt aber noch knapp unter dem Bundesschnitt von gut 72.000 Euro pro Erwerbstätigem. „Es wird erwartet, dass es in den kommenden Jahren über dem bundesweiten Durchschnitt liegen wird“, teilte Jan Wedemeier auf Anfrage mit, Leiter des HWWI-Forschungsbereichs „Ökonomie der Städte und Regionen“. Das BIP gibt den Wert aller produzierten Waren und Dienstleistungen pro Jahr an.

Der „Demografie-Index“ konzentriert sich auf Prognosen demografischer Entwicklungen, die die ökonomische Leistungsfähigkeit der Städte bis 2030 „wesentlich“ beeinflussen werden. Neben den voraussichtlichen Wachstumsraten für Einwohnerzahlen und Erwerbspersonen fließen die Geburtenraten ein. Städte, die künftig wachsen und ein niedriges Durchschnittsalter haben, schneiden hier gut ab. Die Autoren gehen davon aus, dass Leipzig, München, Frankfurt am Main, Berlin und Augsburg besonders profitieren werden. Braunschweig schaffte es etwa bei der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung bis 2030 nur noch knapp ins mittlere Drittel der Städte.