Wolfsburg. Der VW-Konzern legt bei Umsatz und Gewinn kräftig zu, muss aber Rückgänge bei den Fahrzeug-Auslieferungen hinnehmen.

Während andere Autobauer und Zulieferer ihre Gewinnziele für das Geschäftsjahr angesichts von Handelskonflikten und einer rückläufigen Konjunktur bereits nach unten korrigierten, „strotzt der VW-Konzern vor Stärke“, wie es Frank Schwope, Auto-Analyst bei der Nord-LB, ausdrückt. Der Wolfsburger Autobauer verbesserte sein Ergebnis vor negativen Sondereinflüssen um 11,2 Prozent auf 14,8 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres. Die Sondereinflüsse in Höhe von 1,3 Milliarden Euro waren vor allem Kosten für juristische Verfahren rund um den Abgas-Skandal.

Der Umsatz steigerte sich in den ersten drei Quartalen um 6,9 Prozent auf 186,6 Milliarden Euro, obwohl der Absatz im gleichen Zeitraum um 1,5 Prozent auf 8 Millionen Fahrzeuge sank. Allerdings verkaufte der VW-Konzern bis September 2019 zu rund einem Drittel SUV (33 Prozent). Egal ob T-Cross, Tiguan oder Atlas – die Gewinnmarge ist bei den Geländelimousinen höher als bei anderen Pkw. 2025 plant VW dann jedes zweite verkaufte Fahrzeug als Stadtgeländewagen.

Die Verbrenner sollen bei VW, wie auch der neue Golf 8, die Investitionen in die E-Mobilität kräftig mitfinanzieren. Allein bis 2023 will der Konzern 30 Milliarden Euro in Stromer investieren. Bis 2028 sollen fast 70 neue Elektro-Modelle auf den Markt kommen, wie VW-Chef Herbert Diess im September auf der Automesse IAA sagte. 14 Milliarden Euro plant der Konzern zudem für die Entwicklung des autonomen Fahrens, von Mobilitätsdiensten und die Digitalisierung ein.

VW korrigiert Absatz-Prognose nach unten

Volkswagen rechnet für dieses Jahr angesichts einer rückläufigen Entwicklung der Automärkte in vielen Regionen der Welt nicht mehr mit einem Anstieg der Absatzzahlen. 2018 hatte der Konzern weltweit mehr als 10,8 Millionen Fahrzeuge verkauft – ein Rekord. Auf ähnlichem Niveau würden sich die Zahlen auch 2019 bewegen, korrigierte VW nun seine Prognose nach unten. „Das beste der Konjunktur-Party ist vorbei“, kommentierte das Konzern-Finanzvorstand Frank Witter. Insgesamt konnte VW nach eigenen Angaben aber Marktanteile gut machen, sie stiegen weltweit von 12,2 Prozent auf 12,7 Prozent.

Die vom Gewinn vor Sondereffekten abhängige Umsatzrendite lag nach den ersten neun Monaten des Jahres bei 7,9 Prozent. VW geht dennoch weiterhin von einer Rendite zwischen 6,5 bis 7,5 Prozent bis Jahresende aus. Witter begründete das unter anderem mit den Anläufen der Modelle Golf 8 und ID.3, die „Anlaufkosten“ verursachten.

Der Finanzvorstand kündigte an, dass die neuesten Entwicklungen der Automärkte sowie die nachlassende Konjunktur in der nächsten Planungsrunde des Konzerns berücksichtigt würden. Mitte November will der Aufsichtsrat über die Budgetplanung der kommenden fünf Jahre entscheiden. Auto-Analyst Schwope warnte, dass 2020 für VW kein Selbstläufer werde. „Infolge zunehmender Handelskonflikte und angesichts der hohen Investitionen in die Zukunftsthemen werden die Zeiten unruhig bleiben“, sagte der Experte.

Porsche „hervorragend“, Audi eher schwach

Ein Blick auf die Marken und Geschäftsfelder des Konzerns zeigt nach neun Monaten ein überwiegend starkes Bild. Bei der Marke VW Pkw legte der Umsatz um 4,7 Prozent auf 65,4 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr zu. Insgesamt setzte VW Pkw 2,8 Millionen Autos ab, eine gestiegene Nachfrage verzeichneten vor allem die SUV-Modelle T-Roc, Tiguan, Toureg und Atlas. Der T-Cross sei ebenfalls „sehr positiv“ im Markt aufgenommen worden. Der Gewinn lag laut Volkswagen Ende September vor Sondereinflüssen bei 3,2 Milliarden Euro – ein Plus von knapp 40 Prozent. Arno Antlitz, Finanzvorstand bei der Marke VW, sagte am Donnerstag: „Unsere Produktoffensive und unsere Maßnahmen zur Steigerung von Effizienz und Profitabilität zahlen sich zunehmend aus.“ Von den im Rahmen des Sparprogramms „Zukunftspakt“ bis Ende 2020 geplanten Einsparungen von 3 Milliarden Euro wurden bis Ende September 2019 laut VW rund 2,5 Milliarden Euro realisiert. Bis zum Jahresende sollen es 2,6 Milliarden Euro sein.

Bei Audi hingegen gingen sowohl Umsatz als auch Ergebnis zurück, um jeweils 6,7 Prozent auf 41,3 Milliarden Euro beziehungsweise um 13,5 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Das hängt laut VW unter anderem mit Modellan- und -ausläufen zusammen sowie mit höheren Vorleistungen für neue Technologien. Witter sagte: „Trotz aller Anstrengungen der Mannschaft können wir nicht ganz zufrieden sein.“

Die tschechische Marke Skoda legte beim Umsatz um 17,6 Prozent auf 14,8 Milliarden Euro zu, der Gewinn stieg um 92 Millionen Euro auf 1,2 Milliarden Euro. Die spanische VW-Tochter Seat steigerte den Umsatz ebenfalls kräftig, um 14 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro. Das Ergebnis lag nach neun Monaten bei 248 Millionen Euro, ein Plus von 4,2 Prozent. Porsche steht nach den ersten drei Quartalen des Jahres laut Witter „hervorragend“ da. Der Sportwagenhersteller setzte mit 205.000 Autos 7,7 Prozent mehr Wagen ab als im Vorjahreszeitraum und steigerte seinen Umsatz um 6,8 Prozent auf 18,7 Milliarden Euro. Die Stuttgarter Tochter verbuchte zudem mit 3,2 Milliarden Euro einen Gewinn auf Vorjahresniveau.

Die Hannoveraner Tochter VW Nutzfahrzeuge wuchs beim Umsatz um 2,1 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro, der Gewinn sank allerdings um 20,9 Prozent auf 497 Millionen Euro. Grund dafür seien gestiegene Entwicklungskosten für neue Produkte. Die MAN Nutzfahrzeuge, die in Salzgitter etwa Nutzfahrzeug-Komponenten herstellen, verzeichneten in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres ein Plus von 33 Prozent im Ergebnis, 297 Millionen Euro. Zudem erwirtschaftete MAN einen Umsatz von 9,2 Milliarden Euro nach 8,6 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

Die Braunschweiger Volkswagen Finanzdienstleistungen haben sich nach Angaben von Finanzchef Witter „weiter positiv entwickelt“. Das Ergebnis legte um 6,2 Prozent auf 2 Milliarden Euro zu. Witter: „Volkswagen Finanzdienstleistungen sind unverändert eine wichtige Vertragssäule und ein starker Partner unserer Marken.“