Braunschweig. Die Braunschweiger Firma entwickelt intern ein „Onboarding“-Programm, das sie nun auch anderen Mittelständlern andient.

BOS ist ein mittelständisches Beraterunternehmen aus Braunschweig. Es wurde 2004 gegründet, beschäftigt inzwischen 23 Mitarbeiter und ist wie Eckhardt Köllner, Geschäftsführer und Gründer, erklärt, „organisch“ gewachsen. Doch je mehr junge Fachkräfte ihren Weg in die Firma fanden, desto offensichtlicher wurde für Köllner und seinen Mitgeschäftsführer Harald Böhm ein Problem: Berufseinsteigern fehlt ihrer Einschätzung nach zum Teil die Kenntnis von „Business-Konventionen“, von Benehmen. „Ein junger Kollege hat beispielsweise einmal während einer ganzen Besprechung mit einem Kunden hindurch sein Handy nicht aus der Hand gelegt und darauf herumgetippt. Danach sprach mich selbst der Kunde darauf an“, erzählt Köllner. Aus Situationen wie diesen entstand vor drei Jahren die Idee, ein Trainingsprogramm für sogenannte Soft- und Business-Skills aufzulegen. Im Oktober startet „Onboarding for Professionals“ erstmals auch für Fremdfirmen.

Entwickelt hat das Programm maßgeblich Stefan Wellhausen, Vertriebsleiter bei BOS, studierter Wirtschaftsmediator und nach eigenen Angaben die „gute Seele“ des Unternehmens. Der 51-Jährige sagt: „Wir Kinder der 70er Jahre bewundern bei jungen Leuten teilweise, wie lässig sie sind.“ Trotzdem sei es nicht angebracht, in Besprechungen auf das Smartphone zu schauen, Kaugummi zu kauen, Kunden zu duzen, dort in Flip-Flops zu erscheinen oder eine etwas zu lockere E-Mail zu scheiben. „Gerade bei E-Mails kommt es ja auch sehr darauf an, Hierarchien zu beachten oder die Firmenkultur des Kunden zu kennen“, sagt Köllner. Wann muss ich also wie förmlich schreiben? Das gleiche gelte bei Präsentationen. „Da muss ich mich fragen, für wen halte ich die eigentlich, und sie entsprechend aufbauen“, sagt der 51-Jährige. Es helfe nichts, wie im Uni-Seminar mit vielen Fremdwörtern zu glänzen, es komme auf Verständlichkeit an. „Wir wollen junge Leute sensibilisieren und ihnen Fettnäpfchen ersparen,“ sind sich Köllner und Wellhausen einig.

Ein Unternehmen brauche beides: Erfahrung und junge, kreative Ideen. „Hochschulabsolventen bringen viel neues Wissen und Ideen mit. Auch beim Thema Digitalisierung ist die Herangehensweise junger Kollegen eine ganz andere“, sagt der Geschäftsführer. Das Durchschnittsalter der Beratungsfirma liegt bei Anfang 30, manche Kollegen der jungen Firma sind allerdings auch schon seit zehn Jahren an Bord. Das Trainingsprogramm für Einsteiger soll auch gar nicht so sehr als Kritik verstanden sein, sondern als Wertschätzung. Denn damit investiert das Unternehmen Zeit und Geld in seine neuen Mitarbeiter. Das sei wiederum auch nötig, damit die Mangelware Fachkräfte eine Bindung zum Unternehmen aufbaut und gerne bleibt. „Wir stehen in der Region hier im Wettbewerb um junge Leute. Wir müssen ihnen eine Aufgabe, aber auch eine Heimstätte geben“, sagt Wellhausen.

Das Programm umfasst die sechs Module Kommunikation, Teamarbeit, Knigge, Präsentation, Selbst- und Fremdmanagement sowie Konfliktmanagement. Die Trainings, die Wellenstein mit weiteren BOS-Mitarbeitern leitet, finden jeweils einmal im Monat à fünf Stunden statt und enthalten neben einem theoretische Teil viel Praxis: Gruppenarbeiten, Experimentierphasen und Erfahrungsaustausch. „Wir nehmen Interesse an dem Programm wahr“, sagt Wellhausen. Nun trommelt BOS für weitere Anmeldungen. Interessierte können sich auf der Webseite des Beratungsunternehmens, www.bos-kg.de, informieren.