Wolfsburg. Rund 900 Beschäftigte der Marke und von Partnern arbeiten zusammen für das eigene Ökosystem.

VW entwickelt sich immer mehr auch zum Software-Entwickler und Mobilitäts-Dienstleister. Und Berlin wird dabei als Standort immer wichtiger. Am Freitag eröffnete der Autobauer nun einen neuen „Campus“, an dem die Marke VW Pkw ihre Dienste für das eigene Ökosystem bündelt.

Gearbeitet wird dort unter anderem nach dem „Zwei-Pizzen-Prinzip“, wie das Unternehmen mitteilte. Nach dem Prinzip, das von Tech-Unternehmen bekannt sei, sind die Teams nur so groß, dass alle Mitglieder von zwei Pizzen satt werden können. Hungrig dürfen diese allerdings nicht sein: Eine Teamgröße von acht bis zehn Experten sei ideal, um den persönlichen Informationsaustausch zu ermöglichen – und damit Tempo und eine Selbstorganisation ohne Hierarchien.

Rund 900 Experten von VW und Partnern sollen so zusammenarbeiten, die bisher an verschiedenen Standorten tätig waren, vor allem in Berlin und Wolfsburg. An einem Ort sollen unter anderem Produktentwickler, Software-Ingenieure und Designer für das Nutzererlebnis zusammenarbeiten. Der Name „We Campus“ kommt vom Ökosystem „Volkswagen We“. Nach Vorbild von Apple oder Amazon sollen die Kunden durch immer mehr digitale Dienste und Mobilitätsangebote an die Marke gebunden werden.

Berlin wird immer wichtiger für die Wolfsburger

Kern solcher Ökosysteme sind Daten, die in diesem Fall aus den Fahrzeugen selbst oder auch Smartphones gesammelt und ausgewertet werden. Zu „We“ zählen etwa bargeldloses Parken, das Öffnen des Autos für Lieferdienste und Reinigung oder das elektrische Carsharing-Angebot „WeShare“, mit dem VW vor gut einer Woche in Berlin gestartet ist. Nach Unternehmensangaben sind bisher gut 1,5 Millionen Kunden beim eigenen Ökosystem registriert. Ab 2020 sollen alle neuen Modelle mit der Cloud des Autobauers verbunden sein, über die sich etwa auch Updates laden lassen.

Auf dem „We Campus“ ziehen neben VW und den „Volkswagen Group Services“ auch der Digitalisierungs-Dienstleister Diconium, von dem VW 49 Prozent der Anteile übernommen hatte, ein sowie die VW-Tochter „UMI Urban Mobility International“ für Carsharing und Volkswagens Ökostrom-Anbieter Elli. Der Campus soll als Entwicklungszentrum außerdem für die neue Software-Einheit der Wolfsburger eine wichtige Rolle spielen – die von mehreren Standorten aus arbeiten soll – und sich als Standort auch für andere Konzernmarken anbieten.

Dort sollen nach Unternehmensangaben auch neue Arbeitsplätze entstehen. Bei der Suche nach Experten für die Zukunftsthemen der Autobranche muss VW auch dahin, wo viele von ihnen am liebsten leben: in die Metropolen – wo sich neue Dienste zudem gut testen lassen. In Berlin haben die Wolfsburger bereits mehrere Standorte. Das „Digital Lab“, das 2016 gegründet wurde, um das Ökosystem zu entwickeln, bleibt laut einem Konzernsprecher mit seinen gut 100 Mitarbeitern neben dem Campus bestehen. Auch der Shuttle-Service Moia mit Sitz in Berlin bleibt demnach selbstständig, obwohl er ebenfalls ein Mobilitätsdienstleister ist, wenn auch auf Konzernebene. Darüber hinaus entwickelt die VW-Tochter Carmeq mit Sitz in Berlin und rund 650 Mitarbeitern die Software für das neue Fahrzeug-Betriebssystem sowie für Fahrerassistenz, Fahrkomfort und Infotainment.

Die Mobilitätsdienste für den gesamten VW-Konzern verantworten die VW Nutzfahrzeuge.