Berlin. Auf der Hauptversammlung unterstrich Herbert Diess den Führungsanspruch des Autobauers bei E-Mobilität und Digitalisierung.

Wurde die VW-Hauptversammlung als zentrales Treffen der VW-Aktionäre in den vergangenen Jahren vom Abgas-Betrug überschattet, so spielte der Skandal zumindest in der Rede von Konzernchef Herbert Diess am Dienstag in Berlin nur noch eine nachgeordnete Rolle. Im Zentrum standen vielmehr technische und strategische Fragestellungen. Diess betonte einmal mehr, dass Volkswagen bei der Entwicklung der E-Mobilität sowie der Digitalisierung eine weltweit führende Rolle beanspruche.

Diess: Krise war Startzuschuss für Neuausrichtung

Der Abgas-Betrug ist und bleibe ein tiefer Einschnitt, sagte Diess. „Die Krise war aber gleichzeitig auch der Startschuss für eine grundlegende Neuausrichtung unseres Konzerns, technologisch, personell, kulturell.“ Ausschlaggebend für den Erfolg des Autobauers sei, dass sich die Unternehmens- und Führungskultur weiter wandele. „Volkswagen muss in jeder Hinsicht ein noch besseres, transparenteres und durch und durch integres Unternehmen werden“, sagte Diess. „Wir brauchen noch mehr Führungskräfte, die eine Kultur des Wandels anführen und vorleben.“

Diess betonte, dass VW seine Kosten weiter senken müsse. Noch immer kämpfe das Unternehmen mit „schwerfälligen Strukturen, komplexen Prozessen und hohen Kosten“. „Hier gibt es viel zu tun, großen Ballast können wir uns auf Dauer nicht leisten“, sagte der Konzernchef.

Keine Alternative zum E-Auto

Eine große Rolle in seiner Rede spielte die Entwicklung der E-Mobilität zumal VW in diesem Jahr die Produktion des ersten rein elektrischen Modells ID. startet. „Um die individuelle Mobilität für möglichst viele Menschen zu erhalten, muss das Auto sauber werden“, sagte Diess und unterstrich, dass es „auf absehbare Zeit keine Alternative zum batterieelektrischen Antrieb“ gebe. „Weder die Brennstoffzelle noch synthetische Kraftstoffe werden bis Mitte der 20er-Jahre zu vertretbaren Preisen oder im industriellen Maßstab mit der nötigen Energieeffizienz verfügbar sein.“

Forderung: Befreiung von EEG-Umlage

In einem offenen Brief wandte sich am Dienstag VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh an die VW-Beschäftigten. Darin begrüßte er die Entscheidungen des VW-Aufsichtsrats von Montagabend, etwa in Salzgitter die Produktion von Batteriezellen aufnehmen zu wollen. Dieser Schritt sichere Arbeitsplätze. Osterloh verdeutlichte aber auch, dass noch einige Vorbedingungen erfüllt werden müssten. „So müssen für eine entsprechende Investition die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen. Das hängt vor allem davon ab, ob eine solche Zellfabrik als stromintensiver Betrieb von der EEG-Umlage befreit werden wird und wie sich die Verfügbarkeit von grünem Strom aus erneuerbaren Quellen gestaltet“, schrieb Osterloh.

„Wir als Arbeitnehmervertreter sehen hier einen klaren Auftrag an die Politik: Energiewende und Elektromobilität dürfen nicht nur in Sonntagsreden gefordert werden. Die Politik muss hierfür auch handeln – wer A sagt, muss auch B sagen.“