Hannover. Beim „Strategiedialog“ von Land und Partnern wie IG Metall und VW geht es auch wesentlich um die Zulieferer.

Mit einem „Strategiedialog“ wollen die niedersächsische Landesregierung, Niedersachsen-Metall sowie IG Metall den bevorstehenden „Transformationsprozess“ in der Autoindustrie begleiten und unterstützen.

„Die Zeit drängt“, betonte Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsratsmitglied Stephan Weil (SPD) am Freitag zum Auftakt in Hannover.

Weil: Rahmenbedingungen schaffen

Die Branche stehe vor zehn entscheidenden Jahren und sein in einer „Sandwich“-Situation. Das Auto werde zum einen Teil des Internets, und beim Antrieb stehe man vor einem Wechsel der Vorzeichen, sagte Weil. Es gebe Unsicherheit und Angst. „Wir beginnen die Automobilwende auch in Niedersachsen einzuleiten“, meinte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU). Er vertritt mit Weil das Land im VW-Aufsichtsrat. Die Vernetzung der Fahrzeuge werde noch wichtiger sein als die Antriebsfrage, betonte Althusmann. Eine zentrale Rolle bei dem Dialog spielt die Zulieferbranche.

„Das A+O ist die Marktakzeptanz der Fahrzeuge“, sagte Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von Niedersachsen Metall. „Sache der Politik ist es, vernünftige Rahmenbedingungen für Elektrifizierung und Digitalisierung zu schaffen“, sagte Weil. Dabei forderte er mehr Anstrengungen von der Berliner Politik. Althusmann betonte, die Elektromobilität werde sicher ein Schwerpunkt des Wandels sein. Es werde aber auch andere Antriebsarten geben, etwa den Einsatz der Brennstoffzelle oder Gasantrieb. Auch Diesel und Verbrenner würden weiter eine Rolle spielen. „Die gesamte Lieferkette steht unter Hochspannung“, sagte Schmidt. Bis 2030 müssen die Autobauer den CO2-Ausstoß von Neuwagen um 37,5 Prozent im Vergleich zu 2021 senken.

Hälfte der Arbeitsplätze betroffen

Nach Einschätzung der IG Metall ist die Hälfte der Arbeitsplätze von dem Wandel betroffen. „Das heißt nicht, dass die alle wegfallen“, sagte IG Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. Die Qualifizierung der Arbeitnehmer werde eine große Rolle spielen. Es gehe bei dem Wandel um die Digitalisierung der Produkte und die Digitalisierung der Prozesse, sagte Gröger. Er brachte ein „Transformations-Kurzarbeitergeld“ ins Spiel. Laut Landesregierung ist jeder dritte Industriearbeitsplatz in Niedersachsen unmittelbar von der Automobilproduktion abhängig. Dazu kommen enge Verflechtungen etwa mit Maschinenbau, chemischer Industrie und metallverarbeitender Industrie. Damit seien bis zu 600 000 Arbeitsplätze betroffen, hieß es. Die drei „Innovatorenrunden“ des Dialogs werden sich neben Technologie und Innovation sowie Wertschöpfungsfragen (Runde 1) auch mit Markt und Infrastruktur (Runde 2) sowie Arbeit und Qualifizierung (Runde 3) befassen. In der Lenkungsgruppe sitzen auch VW und Continental. Man brauche praxisnahe Ergebnisse, betonte Weil.