Wolfsburg. Vom Golf sollen zunächst weniger Autos gebaut werden als geplant, der ID. kommt abgespeckt.

Nun ist es offiziell. Seit Wochen schon geistern Gerüchte über massive IT-Probleme durch die VW-Welt, über die auch unsere Zeitung wiederholt berichtet hat. Betroffen sind der Golf 8 und das rein elektrische Modell ID. Beide Autos sollen im Herbst beziehungsweise zum Jahresende vorgestellt werden. Bei beiden Modelle soll die Produktion in diesem Jahr anlaufen. Nun bestätigt VW, dass die IT-Schwierigkeiten so groß sind, dass der Golf 8 zunächst in kleinerer Stückzahl produziert werden soll und der ID. in abgespeckter Version auf den Markt kommt. Aus Wolfsburg ist zu vernehmen, dass die Anlaufschwierigkeiten „deutlich“ gravierender seien als in der Vergangenheit.

Eigentlich sind der Golf und der ID. grundverschieden. Der Golf 8 soll die Fortsetzung des seit 45 Jahren erfolgreichen Brot-und-Butter-Autos mit Verbrennungsmotor sein. Der ID. dagegen soll als reiner Stromer für VW die Tür in eine neue Ära der Mobilität aufstoßen. Was beide Autos eint: Sie sollen vollständig ans Internet angebunden sein – also rollende Computer. Was gut klingt, ist für die Techniker eine große Herausforderung. Offenbar ist der angepeilte Zeitplan für die Integration der IT zu ehrgeizig.

Zwar hält VW am bisherigen Zeitplan fest: Die Produktion des Golf 8 soll Mitte des Jahres anlaufen, die Präsentation ist Ende des Jahres geplant. Der ID. soll im September auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt präsentiert werden, die Produktion soll in der zweiten Jahreshälfte in Zwickau starten. Allerdings soll der Golf 8 zunächst in kleinerer Stückzahl gefertigt werden als ursprünglich geplant, hieß es aus Wolfsburg. Geplant seien in diesem Jahr mehr als 10.000 Fahrzeuge. Der ID. wiederum komme zunächst mit einer Grundausstattung auf den Markt. Ergänzende Funktionen sollen später durch kostenlose Updates nachgeordert werden können.

Eine Ursache für die Software-Probleme sind personelle Engpässe beim Autobauer. Die vorhandene Mannschaft ist mit den Diesel-Software-Updates, den Schwierigkeiten bei der Umstellung auf das neue Verbrauchs- und Abgas-Prüfverfahren WLTP sowie die Entwicklung von Golf 8 und ID. mehr als ausgelastet. Dass großer Handlungsbedarf besteht, belegt eine Aussage des Betriebsratschefs Bernd Osterloh auf der jüngsten Betriebsversammlung im Werk Wolfsburg. Dort sagte er, dass die Eigenleistung von VW bei der Entwicklung der Fahrzeug-IT noch keine 10 Prozent erreiche.

Um die Lücke zu schließen, will VW IT-Experten einstellen, eigene Mitarbeiter umschulen und Kooperationen schließen. In diesem Jahr wurde unter anderem die Zusammenarbeit mit Microsoft und Amazon vereinbart.

Über das soziale Netzwerk Linked-In übt sich Konzern- und Markenchef Herbert Diess in Optimismus. Er sei „begeistert“ vom Engagement der Teams im Golf-8-Anlauf. Das Auto werde bei „Vernetzung und Fahrerassistenz neue Maßstäbe“ setzen, teilte er mit. Beim Betriebsrat wachsen dagegen die Sorgen um die Auslastung. Denn geringere Stückzahlen können schnell zu Beschäftigungsproblemen führen. Debatte, Wirtschaft