Wolfsburg. Eine Agentur soll Manager-Talente entwickeln. Das könne VW selbst und ist zu teuer, sagt der Betriebsrat.

Der VW-Konzern will mehr Top-Manager und Vorstände aus den eigenen Reihen gewinnen. Das kündigte VW-Chef Herbert Diess auf der Bilanz-Pressekonferenz an. Dazu habe der Autobauer ein Qualifizierungsprogramm aufgelegt. Am Donnerstag kritisierte Betriebsratschef Bernd Osterloh nun, dass VW dafür eine Beratungsagentur eingeschaltet hat, die hohe Kosten verursache. Das zeigt: Das Verhältnis zwischen Osterloh und Diess bleibt angespannt.

Im sozialen Netzwerk Linked-In schrieb Diess: „In dem Tempo, in dem sich derzeit die Automobilindustrie verändert, muss sich auch Volkswagen verändern. Dieser kulturelle Wandel verlangt ein starkes Führungsteam.“ Das Programm starte im April, solle Talente aufspüren und entwickeln. Zudem werde eine langfristige Personalplanung gesichert. Diess: „Mit einer starken Führungsmannschaft gestalten wir die Zukunft der Mobilität und von Volkswagen.“

Betriebsrat: Talentsichtung ist Aufgabe des Vorstands

Osterloh begrüßte zwar, dass Top-Positionen künftig mit eigenen Mitarbeitern besetzt werden sollen. „Allerdings muss dafür noch lange nicht eine externe Beratungsagentur genutzt werden“, kritisiert er. Dabei handelt es sich um die Agentur Spencer Stuart aus Frankfurt. Nach Auffassung des Betriebsratschefs sind Nachfolgeplanung und Talentsichtung „Kernaufgaben“ des Vorstands. „Daher wäre ein Beobachter-Training für den Vorstand zielführend. Dafür haben wir seit langem Profis in unserer Group Academy. Dieser Weg hätte übrigens auch nur einen Bruchteil der Kosten verursacht.“ Die Group Academy ist zuständig für interne Aus- und Weiterbildung sowie Personalentwicklung auf allen Hierarchie-Ebenen. Ein VW-Sprecher sagte dazu, die externe Agentur sei beauftragt worden, weil sie einen unvoreingenommenen Blick auf die Kandidaten habe.

Aussprache zwischen Osterloh und Porsche

Seit einer verbalen Attacke von VW-Großaktionär und -Aufsichtsrat Wolfgang Porsche Anfang März auf dem Autosalon in Genf ist das Verhältnis zwischen Osterloh und Diess erneut angespannt. Als Reaktion auf die Kritik Porsches, die Strukturen in Wolfsburg seien „verkrustet“, attackierte Osterloh den Vorstand wegen Management-Fehlern. Am Freitag tagt das Präsidium des VW-Aufsichtsrats, dem Porsche und Osterloh angehören. Dort soll es zu einer Aussprache kommen.